Zuckermacher 02 - Aschenblüten
uns bemühen, Erfolg zu haben«, sagte ich zu Anne.
»Natürlich tun wir das!« Meine Schwester nahm Kitty (denn so hatten wir sie genannt) aus ihrem Korb heraus und begann mit ihr zunächst im Geschäft und dann im Hinterzimmer herumzulaufen und ihr zu erzählen, dass dies ihr neues Heim sein würde und sie nicht herumstrolchen, sondern bei uns bleiben und ein braves, verspieltes Kätzchen sein sollte.
»Anne, hörst du mir Überhaupt zu?«, fragte ich.
Sie nickte. »Du hast gesagt, dass wir hart arbeiten müssen.« Sie setzte Kitty wieder ab und wandte sich mit einem fragenden Ausdruck an mich. »Aber was hat denn dein Nachbar da gesagt - Über London, das in Flammen steht?«
»Nichts weiter«, sagte ich. »Es macht Mr. Newbery Spaß, anderen Angst einzujagen.«
Und wenn Gottes schreckliche Strafe die Stadt treffen sollte, dachte ich bei mir, dann war das bestimmt schon letztes Jahr geschehen. Die Pest: Etwas Schlimmeres konnte es gar nicht geben.
Es ist wohl bekannt, dass eine Londoner Hausfrau alles, was sie braucht, an der eigenen Haustür kaufen kann, und den Beweis dafür erbrachten wir, indem wir unseren Laden eröffneten, ohne für irgendeine unserer Besorgungen außer Haus gehen zu müssen. Innerhalb von zwei Tagen waren die Wände - sowohl im Geschäft als auch in unserem Zimmer, das dahinter lag - frisch gekalkt, der Boden war mit Soda geschrubbt und es lagen frische Kräuter darauf, und wir hatten uns einen neuen Wasserbehälter und einige Emaillekrüge angeschafft. In allen Kerzenhaltern steckten neue Wachskerzen, und zwei glänzende Zuckerhüte standen gebrauchsfertig da. Somit war alles vorbereitet, und wir brauchten nur noch zum Covent Garden Market zu gehen, um die Blüten und Früchte zu kaufen, die wir benötigten, um mit der Zubereitung
des Zuckerwerks zu beginnen.
Bevor wir Chertsey verließen, hatten Sarah und ich besprochen, was für Zuckerwerk wir zuerst anfertigen sollten, und uns für kandierte Rosenblüten, Orangen-und Zitronenschnitze und Kräuterkonfekt entschieden. Das waren einfache Leckereien, bei denen Anne mithelfen konnte und von denen wir wussten, dass sie sich gut verkauften. Sobald wir dann einige Standardleckereien auf Vorrat hätten, könnten wir anfangen, die zeitaufwändigeren Dinge wie Marzipanfrüchte, gezuckerte Veilchen und kandierte Pflaumen anzufertigen.
Somit war alles vorbereitet, und ich war sehr zufrieden mit mir. Es gab allerdings eine Sache, die mich die ganze Zeit beschäftigte. Ich war noch nicht zu Doktor da Silva gegangen, um mit Tom zu sprechen.
Wir hatten zu viel zu tun, redete ich mir ein, vieles musste geordnet werden und ich konnte Anne nicht allein lassen, weil sie die ganze Zeit Anleitung brauchte.
Das waren meine Ausreden - doch was mich wirklich davon abhielt, war die Angst, dass Tom mich in den acht Monaten, in denen ich weg gewesen war, vergessen haben könnte. Denn es wurde gesagt, dass Lehrjungen nicht sehr treu waren, und warum sollte er auf ein Mädchen warten, das vielleicht nie zu ihm zurückkam? Auf ein Mädchen, das er zu allem Überfluss noch nicht einmal geküsst hatte ... Solange ich ihn nicht aufsuchte, konnte ich so tun, als sei zwischen uns alles in Ordnung.
Am Spätnachmittag des dritten Tages, als alles im Geschäft erledigt war, gewann jedoch der Teil von mir, der Tom sehen wollte, die Überhand Über den Teil von mir, der sich davor fürchtete. Einer Eingebung folgend, zog ich meine Arbeitskleidung aus und mein bestes grünes Taftkleid an, das ich vor langer Zeit getragen hatte, als Tom und ich nach Chelsea spazierten, um Veilchen zu pflücken, und das ich in unserem Hinterzimmer zurückgelassen hatte. Ich steckte mein Haar zum Dutt auf, wie es jetzt in London Mode war, und schmückte meine Locken mit ein paar Zweigen tiefblauer Rosmarinblüten. Rosmarin für die Erinnerung, dachte ich und betete darum, dass Tom mich nicht vollkommen vergessen hatte.
Bevor ich mich auf den Weg machte, drehte ich ein paar Runden im Laden und wirbelte meine Röcke herum, um Anne das Futter in einem dunkleren Grün und den gerüschten Unterrock sehen zu lassen. »Sehe ich sehr vornehm aus?«, fragte ich sie. »Glaubst du, dass mein Tom von meinem Anblick völlig Überwältigt sein wird?«
Sie lachte und nickte. »Aber du musst dein Mieder ein bisschen weiter herunterziehen, um mehr von dem zu zeigen, was Männer gerne sehen!«
Ich tat so, als sei ich entrüstet. »Das hast du von den Ludern in unserem Dorf gelernt, nehme ich an.« Anne
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