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Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Titel: Zuckermacher 02 - Aschenblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Hooper
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Barbieren, die Zähne zogen. Anne und die Jungen amüsierten sich königlich, doch nach den Vergnügungen in London war ich davon nicht besonders beeindruckt - was ich ihnen allerdings wohlweislich verschwieg.
    Doch es war ein fröhlicher Abschied von Chertsey, denn nachdem wir den ganzen Vormittag auf dem Jahrmarkt verbracht hatten, gingen Anne und ich zusammen mit unserer Familie zum Kai hinab und nahmen das Boot nach London, das die ganze Strecke innerhalb von vier Stunden zurücklegen sollte. Mutter und Sarah weinten, als wir ins Schiff stiegen, aber Anne und ich weinten nicht, weil wir beide so aufgeregt waren wegen des Abenteuers, das uns bevorstand.
    Wir fuhren an Hampton Court vorbei (wo sich der König, wie man sagte, zwei Reservegeliebte hielt, für den Fall, dass er dort Übernachtete) und auch am großen Palast in Richmond, wo die gute Königin Elisabeth I. gestorben war. Mit jeder Meile, die wir zurücklegten, erhöhte sich die Anzahl der Schiffe auf der Themse, und in der Nähe der Stadt war der Fluss vom einen Ufer zum anderen mit kleinen Booten Übersät: Skullboote, Skiffe, Flusskähne, geschmückte Ruderboote und die prächtig verzierten Kähne, die den verschiedenen Zünften der Stadt gehörten.
    Nach etwa zwei Stunden sagte mir Anne (die zwei von unserem Vater angefertigte Körbe mit Deckeln trug), dass sie mir etwas gestehen müsse. Da ich bester Laune war, versprach ich ihr, ihr zu verzeihen. Schließlich war es ein schöner Tag und nichts konnte so falsch sein, dass es unverzeihlich war.
    Daraufhin nahm sie den kleineren Korb, an dem sie sich, wie ich bereits bemerkt hatte, schon geraume Zeit zu schaffen machte. »Ich habe eine Freundin mitgebracht«, sagte sie mit einem flehentlichen Blick. »Ich konnte mich einfach nicht von ihr trennen.« Bei diesen Worten öffnete sie den Deckel und holte eine kleine weiße Katze heraus, die sie mir auf den Schoß setzte. »Ist sie nicht süß? Sieh doch nur ihre rosa Ohren! Ich konnte den Gedanken, sie zurücklassen zu müssen, nicht ertragen.«
    Das Kätzchen krabbelte mir sofort auf die Schulter, und weil es so aussah, als wolle es sich ins Wasser stürzen, nahm ich es und setzte es mit einem kleinen Seufzer in den Korb zurück. Ich hielt es für angemessen zu seufzen, weil ich die ältere Schwester war und die Verantwortung trug, aber ehrlich gesagt liebte ich Katzen ebenso sehr wie Anne, und es machte mir gar nichts aus, dass sie die kleine Katze mitgenommen hatte. Zudem wusste ich, dass in London immer noch Tiermangel herrschte und dass sie - wie auch die Katzenkinder, die sie mit der Zeit bekäme - dort willkommen wäre.
    »Du bist nicht wirklich böse auf mich, oder?«, fragte Anne. »Eine der Katzen auf dem Bauernhof hatte fünf Junge, und ich konnte sie einfach nicht alle zurücklassen. Beinahe hätte ich zwei mitgenommen ...«
    »Du musst dich um sie kümmern«, ermahnte ich sie. »Du musst Reste für sie zum Fressen finden und jeden Dreck wegmachen, den sie hinterlässt.«
    »Das will ich ganz bestimmt tun!«, sagte sie eifrig.
    »Und du musst sie in diesem Korb lassen und nicht herausnehmen, bis wir beim Laden angelangt sind.«
    Auf einigen größeren Booten gab es entweder mehrere Musiker oder nur einen Fiedler oder einen Sänger zur Unterhaltung der reich und prunkvoll gekleideten Passagiere, die an Deck saßen und Speisen und Wein zu sich nahmen. Als wir an Chelsea vorbeikamen, kreuzten wir ein Skiff mit vier ziemlich betrunkenen Galanen an Bord, die, als sie uns sahen, ihren Ruderer bedrängten, uns flussaufwärts zu folgen. Das tat er etwa zwei Meilen lang, und die Galane nannten uns reizende und charmante Engel, sandten ausgefallene Komplimente Über das Wasser herÜber und versprachen uns nicht nur ewige Liebe, sondern auch allerhand Schmuck und schöne Dinge, wenn wir uns nur zu ihnen gesellten. Wir ließen uns nicht einmal dazu herab, in ihre Richtung zu blicken, doch insgeheim kicherten Anne und ich eine Menge und es tat uns geradezu Leid, als ihr Ruderer, der genauso betrunken zu sein schien wie seine Gäste, uns irgendwo in dem Gewimmel vor dem Königspalast aus den Augen verlor.
    Hier in Whitehall passierte das Aufregendste unserer Reise: Das königliche Boot segelte mit dem König selbst an Bord an uns vorbei. Seine Königliche Hoheit saß auf einem prunkvoll geschnitzten Sessel auf dem Vorschiff und sah ganz genauso aus wie auf den Bildern, die wir in Nachrichtenblättern und auf Wirtshausschildern gesehen hatten. Mit seinem

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