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Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Titel: Zuckermacher 02 - Aschenblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Hooper
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tranken Tee, wobei sie entweder die Tasse zum Mund führten oder im Begriff waren, sie vorsichtig wieder auf die Untertasse abzusetzen.
    Das war als solches nicht seltsam. Höchst erstaunlich war hingegen, dass keiner von ihnen sich bewegte, sondern dass sie alle in der Bewegung eingefroren zu sein schienen. Keine der Teetassen kam mit einem Mund in Berührung oder gelangte je auf die für sie bestimmte Untertasse. Noch merkwürdiger-weil Menschen ja möglicherweise so tun konnten, als seien sie Standbilder, Tiere jedoch nicht - war die Tatsache, dass auf dem Schoß einer der Damen ein goldgelbes Hündchen mit heraushängender rosa Zunge und verschämt zur Seite geneigtem Kopf hockte.
    »Oh!«, entfuhr es Anne, und nachdem wir reglos stehen geblieben waren und sie anstarrten, wie sie uns anstarrten, gingen wir im Kreis um die drei herum und untersuchten sie sorgfältig.
    »Sie atmen nicht«, sagte Anne schüchtern. »Glaubst du, sie sind lebendig?«
    Ich strich mit der Hand vor den Augen des Mannes entlang. »Sie zwinkern nicht einmal!«, sagte ich.
    Wagemutig streckte ich die Hand aus und berührte die Hand einer der Frauen. Sie war glatt und kühl und fühlte sich beinahe wie Haut an, aber nicht ganz.
    »Es sieht aus wie Haut«, sagte ich, nachdem ich mir ihre Wange von so nah angesehen hatte, wie ich mich nur traute. Ich war nämlich geneigt zu glauben, dass diese Leute verzaubert waren und jeden Moment von ihrem Zauber erlöst werden und uns bestrafen würden, weil wir sie so unverschämt untersuchten.
    Wir schlichen auf Zehenspitzen um sie herum und begutachteten ihre Haare, Kleider und Schuhe. Alles an ihnen war wohl durchdacht und fein. Eine der Frauen trug Schuhe, die vorn offen waren, und ich konnte ihre rosa lackierten Zehennägel sehen. Die andere hatte eine aus Silberdraht geflochtene Tasche bei sich, in der ihr roter Lippenstift und ihr Döschen mit den Schönheitspflästerchen steckten.
    »Ist eine von ihnen Dornröschen, das von einer bösen Fee verwunschen worden ist?«, fragte Anne ehrfürchtig.
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht«, sagte ich nachdenklich, »aber es ist wirklich merkwürdig.«
    In diesem Augenblick wurde der Vorhang beim Eingang zur Seite geschoben, und zwei gut angezogene Damen traten ein. Beim Anblick des Trios schraken sie genauso zusammen, wie wir es getan hatten.
    Dann fing eine der beiden an zu lachen. »Du brauchst dich nicht zu fürchten - sie sind aus Wachs!«, sagte sie zu ihrer Gefährtin. »Ich habe ähnliche Figuren auf dem Jahrmarkt in Southwarke gesehen.«
    »Aber sie sehen so echt aus!«, sagte ihre Freundin, von Ehrfurcht ergriffen.
    »Vermutlich wurden sie von einem gelernten Steinmetz angefertigt, der Bildnisse auf Gräbern macht.«
    Schaudernd sagte die andere: »Ich mag sie nicht. Sie sind mir zu lebensecht.«
    »Zu todesecht, meinst du wohl!«, verbesserte sie die Erste, und sie gingen hinaus.
    Enttäuscht sahen Anne und ich uns die Wachsfiguren wieder an. »Dann ist also keine von ihnen das verzauberte Dornröschen«, sagte sie.
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe den Verdacht, dass es auf diesem Jahrmarkt nur wenige Dinge gibt, die das sind, was sie zu sein scheinen.«
    Da wir Hunger hatten, gingen wir zur Pie Corner und aßen warme Fleischpasteten und einen Teller Erbsen, gefolgt von Goldkuchen und Buttered Ale. Es schmeckte alles ganz hervorragend. Wir sahen einen niedlichen Hund einen Seemannstanz tanzen und dann Jacob Hall - der den Gerüchten zufolge der Liebhaber mehrerer Damen von hoher Geburt war -, der hoch oben in der Luft einen Drahtseilakt vollführte und mit seinen Possen alle zum Kreischen brachte. Wir hörten Musikkapellen und Dudelsackpfeifer, Kesselpaukenspieler und Fiedler und sahen noch vieles mehr, einschließlich des dressierten Affen, von dem Mr. Newbery gesprochen hatte.
    Dann fand Anne eine Zigeunerin, die versprach, voraussagen zu können, wen man heiraten würde und wie viele Kinder man bekäme, wenn man ihre Hand mit einer Silbermünze bestrich. Wenn es sich als unwahr herausstellte, wollte sie einem das Geld zurückgeben.
    »Oh! Lass mich bitte zu ihr gehen!«, flehte Anne mich an. »Sie sagt, dass sie Geister gehen und Feen tanzen sieht - und ich möchte so gern wissen, wen ich heirate.«
    »Aber es kostet eine Silbermünze!«, sagte ich. »Und wie willst du dein Geld zurückbekommen, wenn sich nichts davon als wahr herausstellt?«
    Anne sah entrüstet aus. »Sie ist eine Zigeunerkönigin von hohem Stand!«, sagte

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