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Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Titel: Zuckermacher 02 - Aschenblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Hooper
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sie. »Sie hat das zweite Gesicht. Natürlich wird es sich als wahr herausstellen.«
    Vielleicht hätte ich nachgegeben und wäre selbst auch hingegangen (weil ich natürlich genauso gern wissen wollte, ob ich heiraten würde), doch in diesem Moment erblickte ich am Rand des Feldes endlich das Schild, das Graf de'Ath und sein magisches Kabinett ankündigte.
    Ich zog Anne von der Zigeunerin fort. »Vielleicht gehen wir später zu ihr«, sagte ich, »doch jetzt müssen wir erst einmal dort hingehen und den Mann aufsuchen, dessentwegen ich hergekommen bin.«
    Der Graf stand auf ein paar Stufen in der Nähe seines großen Zelts, das oval war und so aussah, als würden hundert Leute hineinpassen. Er war hoch aufgeschossen, hatte einen dunklen Teint und sah eigenartig aus. Mit einem Stock wies er auf die Worte, die auf der Tafel vor ihm standen. » Ein so mächtiger Zauber; dass Menschen in Luft verwandelt werden! Seht, wie jemand mein Kabinett betritt und Über das Meer und die Lüfte hinwegbefördert wird, ohne jemals zurückzukehren!«
    »Du gehst nicht in dieses Kabinett!«, sagte Anne, die plötzlich von Furcht ergriffen wurde, und legte ihren Arm um meine Taille. »Ich lass dich nicht hineingehen!«
    »Natürlich gehe ich nicht hinein«, sagte ich. »Ich will nur noch einmal sehen, wie der Zauber vollführt wird, und vielleicht mit dem Grafen sprechen.«
    Auf der Tafel stand, dass zu jeder vollen Stunde eine Vorführung begann, und wir bezahlten unsere drei Pence und traten ein, bereit, die verbleibenden zwanzig Minuten bis zur nächsten Vorstellung zu warten. Allem Anschein nach hatte Graf deAth einige Anhänger, denn es saßen bereits eine ganze Menge Leute auf den Bänken im Zelt und warteten darauf, dass es drei Uhr wurde.
    Wir saßen ziemlich weit hinten und begannen Über all die Dinge zu reden, die wir heute gesehen hatten, und waren froh, dass wir uns in dem kühlen, dunklen Zelt ausruhen konnten, das mit schwarzem Tuch verkleidet war und nur von wenigen dünnen Kerzen erhellt wurde.
    Noch mehr Menschen strömten ins Zelt, und um drei Uhr kam der Graf selbst und ging nach vorn auf die kleine Holzbühne, auf der sein Kabinett bereits stand. Er hielt dieselbe Ansprache wie beim letzten Mal - er fragte, ob es jemanden gebe, der seiner Frau oder seinen Gläubigern entwischen wolle, und sagte, dass er in sein Kabinett gehen könnte und von hier wegbefördert werden würde.
    Wie beim letzten Mal rührte sich keiner der Zuschauer.
    Er fragte wieder, ob jemand in die Kiste steigen wolle. »Und das nur für den Preis eurer Seele«, fügte er hinzu.
    Man hörte ein paar Leute nach Luft schnappen, dann trat ein unheimliches Schweigen ein, als würden alle den Atem anhalten.
    Ich ließ meinen Blick Über die vorderen Reihen schweifen. Niemand. Niemand, der Tom ähnlich sah.
    Doch dann stand ein Mann auf. »Ich werde gehen!«, rief er. »Ich werde dieses Land des Schreckens und der Pest verlassen, und wenn ich meine Seele dabei verliere, dann soll das eben so sein!«
    Der Mann, der gesprochen hatte, war ein Mönch. Er trug ein derbes braunes Gewand, das mit einem Strick zusammengebunden war, und hatte eine weite Kapuze auf, so dass sein Gesicht kaum zu sehen war. Ein Raunen ging durch die Reihen, als die Leute diese Tracht sahen.
    »Ein heiliger Mönch soll sein Seelenheil verlieren!«, sagte Anne schockiert, und in der Tat schien es furchtbar, dass ein Mann Gottes etwas mit Teufelswerk zu tun haben sollte.
    Graf deAth nahm sich einen Moment Zeit, dem Mönch genau zu erläutern, wann er den Preis für die Reise, die er im Begriff war zu unternehmen, würde entrichten müssen, und ihm zu erklären, dass es bei diesem seltsamen Handel kein Zurück mehr gab. Die ganze Zeit Über saß ich wie gebannt da, hörte mir alles genau an, was auf der Bühne vonstatten ging, riss die Augen weit auf und hielt die Luft an. Dieser Mann würde in der Hölle landen, so viel stand fest. Wie verzweifelt er sein musste!
    Zwei der Zuschauer untersuchten das Kabinett sorgfältig, beklopften es vorn und hinten, und dann drehte sich der Mönch schweigend um und trat ein. In diesem Augenblick blieb mein Herz stehen. Es war Tom, der unter der Kapuze steckte, niemand anders.
    Wie war das möglich?
    Verblüfft und ungläubig wollte ich etwas rufen, doch es gelang mir nicht, weil ich mich so steif und versteinert fühlte wie die Wachsfiguren, die wir gesehen hatten. Der Vorhang wurde zugezogen, und der Mönch war außer Sichtweite. Graf de'Ath

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