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Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Titel: Zuckermacher 02 - Aschenblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Hooper
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kurze Zeit später hörten wir es an die Tür klopfen. Anne stürzte hin und riss sie auf, ehe ich dazu kam, die Pose einzunehmen, die ich mir ausgedacht hatte. Ich hatte nämlich eigentlich vorgehabt, sittsam mit Kitty auf dem Schoß dazusitzen, doch stattdessen sah Tom mich nun auf dem Boden knien und an meinem Schuh herumzupfen.
    Er stand auf der Schwelle, zog den Hut und verbeugte sich, und ich stand hastig auf und machte einen Knicks - was mir angesichts dessen, dass ich am vergangenen Nachmittag eine Weile schluchzend in seinen Armen gelegen hatte, förmlich und seltsam vorkam. Doch dann trat Tom zu mir, küsste mich auf die Wange, nahm meine Hand, und wir setzten uns gemeinsam auf die Holzbank im Geschäft. Anne setzte sich ein Stück von uns entfernt auf einen Stuhl und beobachtete uns interessiert.
    »Es tut mir Leid, dass es später geworden ist, als ich beabsichtigt hatte«, sagte er. »Ich musste noch eine Besorgung am Fluss machen und geriet in eine Menschenmenge. Dort herrscht große Aufregung.«
    »Was ist denn da los?«, fragte Anne.
    »Ich habe gehört, dass in der Nähe der Kais ein Feuer ausgebrochen sein soll.«
    »Dort brennt es ständig«, sagte ich. »Letzte Woche hat es einen Brand bei den Talgkerzenmachern gegeben, der alles richtiggehend verwüstet hat.«
    »Ist es ein großes Feuer?«, fragte Anne.
    »Ich konnte es nicht sehen. Aber jemand hat den Lord Mayor mitten in der Nacht geweckt, um ihn davon zu unterrichten und darum zu bitten, dass die Handspritze geschickt wird. Doch er hat nur einen Blick auf das Feuer geworfen und gesagt, dass es nichts sei und dass eine Frau es auspinkeln könnte.«
    Anne und ich lachten, doch Tom machte mit einem Mal einen verlegenen Eindruck. »Ihr müsst verzeihen, dass ich ein solches Wort gebrauche«, sagte er, »doch ich habe seit vielen Monaten keine weibliche Gesellschaft mehr gehabt und meine Manieren fast völlig vergessen.«
    »Dann bist du also wirklich ein Mönch?«, fragte Anne.
    »Nein, das bin ich nicht.«
    »Oh! Bist du also auch nicht ins Kabinett gestiegen und in Luft verwandelt worden?«
    Lachend schüttelte er den Kopf. »Nein. Aber du darfst keiner Menschenseele verraten, dass es nicht wahr ist.«
    »Ist gar nichts davon wahr?«, fragten Anne und ich gleichzeitig.
    »Nichts davon.«
    »Keine Magie?«, wollte Anne enttäuscht wissen.
    »Ich werde euch alles wahrheitsgemäß erzählen«, sagte er. »Aber erzählt mir zuerst, wo eure Schwester Sarah ist und was geschah, nachdem ihr London verlassen habt.«
    Ich holte tief Luft. »Das ist eine lange Geschichte«, sagte ich und versuchte, ihm mit so wenig Worten wie möglich (weil ich weitaus gespannter auf seine Geschichte war) von unserer Zeit im Pesthaus in Dorchester zu erzählen, von unserem Aufenthalt in Highclear House und der anschließenden Reise nach Hause, wo Sarah Giles Copperly traf, und dann darÜber, wie Anne und ich nach London gekommen waren. »Und als ich schließlich in London war, erzählte man mir, dass ihr beide, du und Doktor da Silva, an der Pest gestorben seid!«, beendete ich meinen Bericht.
    Tom blieb eine Weile still, dann sagte er: »Doktor da Silva ist tot, Gott hab ihn selig. Ich wurde ebenfalls für tot gehalten - ich bin sogar von einem Totenkarren mitgenommen worden.«
    »Du bist von einem Totenkarren mitgenommen worden?«, fragte ich atemlos, während Anne mit offenem Mund dasaß.
    Er nickte. »Der Doktor war bereits tot und ich war bewusstlos, als sie uns zusammen mit ein paar anderen zur Grube brachten«, sagte er. »Doch zu meinem Glück waren die Beulen unter meinen Armen aufgegangen und das Gift floss langsam aus mir heraus, so dass ich, als der Totenkarren bei der Grube ankam, wieder so weit bei Bewusstsein war, dass ich um eine Taubenpastete bitten konnte.«
    Ich versuchte in sein Gelächter einzustimmen, doch es gelang mir nicht, weil sein Tod kein Thema war, Über das ich lachen konnte.
    »Ich lag ein paar Wochen im Bett, bevor ich wieder aufstehen konnte, und dann musste ich eine neue Stelle finden. Als ich auf einem Gesindemarkt hörte, dass Graf de'Ath auf der Suche nach einem großen, dünnen Burschen sei, bewarb ich mich um die Stelle.« Er streckte die Arme aus. »Findest du, dass ich mich verändert habe?«
    Ich nickte. »Ja, du bist viel dünner geworden, und größer - und du hast sozusagen keine Haare mehr.«
    »Das liegt daran, dass sie mir alle ausgefallen sind, als ich die Pest hatte, und jetzt erst wieder anfangen zu wachsen. Aber der

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