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Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Titel: Zuckermacher 02 - Aschenblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Hooper
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empor, sah die Sonne, die den Himmel purpurn färbte und den Fluss in Licht badete, und dann, als ich die Augen schloss, berührte sein Mund sanft den meinen.
    Mein erster Kuss war genau so, wie ich es mir erträumt hatte, und es folgten noch zwei weitere Küsse, ehe Tom tief Luft holte und sagte, dass wir uns langsam auf den Rückweg machen sollten.
    »Ja, das habe ich auch gerade gedacht«, sagte ich, obwohl ich das Überhaupt nicht gedacht hatte, doch er sollte mich nicht für ein Mädchen halten, das sich von jedem an die Wäsche gehen lässt.
    »Bald sind wir wieder zusammen«, sagte er.
    Ich tastete nach dem Medaillon um meinen Hals und ließ meine Finger Über die kühle, glatte Form gleiten. Ich konnte es kaum erwarten, nach Hause zu kommen und es mir genau anzusehen, weil ich noch nicht dazu gekommen war, bevor er es mir umgebunden hatte. »Meinst du?«, fragte ich ihn. »Du wirst doch wieder die ganze Zeit mit Graf deAth herumfahren.«
    »Ja, aber wir sind noch die ganze Woche auf dem Bartholomäus-Jahrmarkt, und danach gehen wir auf die andere Seite des Flusses nach Southwarke und dann nach Richmond - und von diesen drei Orten aus kann ich kommen und dich besuchen.«
    »Und dann?« Ich wollte ihn nicht gehen lassen.
    »Dann...«, sagte er mit einem Achselzucken, »dann weiß ich nicht. Wenn die kalte Jahreszeit kommt, wird der Graf vielleicht irgendwo Überwintern wollen. Und London ist der richtige Ort zum Geldverdienen, also könnte es sein, dass wir uns hier niederlassen.«
    Ich seufzte. »Aber was ist, wenn...«
    Er unterbrach mich mit einem weiteren Kuss, diesmal einem kleinen, zarten, auf die Nase. »Warte es ab, wir werden sehen. Wenn ich weggehe, gebe ich dir einen Kuss für jede einzelne Sommersprosse, und das wird reichen, bis wir uns wiedersehen.«
    Und damit musste ich mich begnügen.
    Als wir ein Stück flussabwärts gegangen waren, kamen wir zu einem Landesteg, wo mehrere Bootsleute sich ihren Unterhalt damit verdienten, dass sie Leute ans andere Ufer Übersetzten, und Tom handelte mit einem jungen Schiffer aus, dass er uns für sechs Pence nach Swan Steps bei der London Bridge bringen würde. Anfangs war die Bootsfahrt angenehm, denn obwohl die Sonne beinahe untergegangen war, war es noch warm, eine leichte Brise wehte und zarter Nebel stieg von beiden Ufern auf. Auf dem Wasser war einiges los, wir begegneten Familien, die zusammen mit ihren Bediensteten einen Ausflug machten, Pärchen, die sich tief in die Augen blickten, und Gruppen zechender junger Männer.
    Erst als wir in die letzte große Biegung der Themse vor der Stadt hineinfuhren, fiel uns auf, dass nicht alles so war, wie es sein sollte. Die Boote, die uns begegneten, waren nicht zum Vergnügen unterwegs; einige wurden zielgerichtet und mit voller Kraft hinÜber ans andere Ufer oder stromaufwärts und möglichst weit weg gerudert. Und dann, als wir um die Flussschleife herumbogen, hörten wir merkwürdige Geräusche: den Klang von Kirchenglocken, die Alarm läuteten, begleitet von einem seltsamen Prasseln, das gelegentlich von einem scharfen Knallen unterbrochen wurde, das sich anhörte wie ein Feuerwerk.
    Unser Schiffer winkte einem Kollegen zu und fragte ihn, was los sei, weil er selbst eben erst mit seiner abendlichen Arbeit begonnen hatte.
    »Feuer!«, rief der andere zurück. »Einige der Kais brennen, und in Swan Steps wirst du nicht anlegen können.«
    Unser Schiffer fluchte und sagte, dass er uns aussteigen lassen würde, sobald es ginge, und der Rest der Fahrt ihm gestohlen bleiben konnte. Dann begann er zum Ufer zu rudern.
    Als wir um die Biegung herumgefahren waren, konnten wir das Feuer mit eigenen Augen sehen. Am ganzen Ufer entlang stiegen Überall Rauchsäulen auf, von Black Swan Alley, wohin ich manchmal zum Zuckerholen ging, an Cold Harbour vorbei bis zur London Bridge. Alles in allem erstreckten sich die Flammen Über eine Viertelmeile oder noch mehr.
    »Das muss der Brand sein, von dem ich dir vorhin erzählt habe!«, sagte Tom, während wir beide entsetzt auf das Ufer starrten. »Ich hatte keine Ahnung, dass es so schlimm ist.«
    Ich rang nach Atem. »Es ist mehr Feuer, als ich je auf einmal gesehen habe!«
    Der Bootsmann begann fürchterlich zu fluchen. Er ruderte so kräftig und schnell er konnte, vorwärts und rückwärts, aber er fand dennoch keinen Landesteg, der nicht voller Leute gewesen wäre. Alle wollten auf den Fluss und weg von der Stadt.
    »Euer Fahrpreis verdoppelt sich«, rief er Tom zu, dem

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