Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Titel: Zuckermacher 02 - Aschenblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Hooper
Vom Netzwerk:
seinen verderbten Hof gesprochen werden wird!«
    Hierauf erwiderte ich nichts, sondern setzte meine Zuhörermiene auf, weil ich wusste, dass eine längere Ansprache folgen würde.
    »Die Höflinge haben ihre Lebensweise nicht geändert, also hat Gott die Pestilenz gesandt. Und jetzt schickt er ein Feuer zur Läuterung ihrer Seele.« Er pausierte und fügte dann beiläufig hinzu: »Und zu allem Überfluss hat der König wieder einen königlichen Bastard anerkannt. Jetzt sind es also sechs, von denen wir etwas wissen!«
    Ich trat auf die Pflastersteine, um zum Himmel aufzuschauen, der weiß und milchig war vor lauter Rauch und in dem eine blasse, kraftlose Sonne hing. Ein starker Brandgeruch hing in der Luft, und während ich dort stand, wirbelten Papierfetzen mit verkohlten Ecken um uns herum zu Boden.
    »Es brennt also immer noch!«, sagte ich.
    »Genau das habe ich doch gerade gesagt«, entgegnete Mr. Newbery. »Und ich muss alle unsere Nachbarn warnen, die noch nicht davon gehört haben.«
    Zwei junge Burschen stürmten eilig an uns vorbei, und Mr. Newbery rief sie und fragte, wohin sie gingen.
    »Nach Whitehall«, rief einer von ihnen zurück, »das Volk schickt eine Abordnung zu Seiner Königlichen Hoheit, damit zu drastischeren Maßnahmen gegriffen wird, um die Menschen vor dem Feuer zu retten.«
    »Was kann der denn schon ausrichten?«, fragte Mr. Newbery verächtlich. »Er ist doch auch nur ein Mensch.«
    »Er ist der von Gott eingesetzte König«, antworteten sie, als ob das an sich schon ausreichte, um uns alle zu retten.
    »Und dabei ist es seine Schuld, dass es uns Überhaupt erst getroffen hat«, murmelte Mr. Newbery in seinen Bart hinein, als sie weitergingen.
    Anne war inzwischen aufgestanden und trat zu mir auf die Schwelle. »Oh! Wie groß ist der Brand denn mittlerweile geworden?«, fragte sie mit einem Blick zum Himmel. »Sollen wir den Laden heute Morgen Überhaupt aufmachen?«
    Ich zuckte die Achseln und sah Mr. Newbery hilfesuchend an. »Ich weiß es nicht.«
    »Die Leute brauchen zwar trotzdem etwas zu essen«, sagte er, »aber ich bin mir nicht sicher, ob sie Zuckerwerk essen werden. Ich selbst habe vor, zum Markt zu gehen und guten Käse und ein paar Pasteten zu kaufen, für den Fall, dass die Lebensmittelmärkte morgen geschlossen haben. Und dann werde ich meine Kleidung und meine Habseligkeiten einpacken, für den Fall, dass ich fliehen muss.«
    »Dann müssen wir das auch tun«, sagte ich zu Anne.
    Mr. Newbery befeuchtete seinen Finger und hielt ihn einen Augenblick hoch. »Der Wind dreht sich«, verkündete er. »Jetzt bläst er in Richtung Westen.«
    »Und wo ist der Westen?«, fragte Anne.
    »Da, wo wir sind, mein liebes Kind!«
    »Aber das Feuer ist doch noch weit weg, oder?«, fragte ich. »Es könnte noch aufgehalten werden - oder der Wind könnte wieder drehen.«
    »Oder auch nicht«, sagte Mr. Newbery.
    Hilflos blickte ich ihn an. »Können die Leute denn gar nichts mehr tun?«, fragte ich.
    Er zuckte die Achseln. »Wenn wir Handspritzen hätten, könnten wir Wasser auf unsere Häuser spritzen - aber es gibt keine mehr, an die man herankäme.«
    »Und was noch?«
    »Die Schreibwaren-und Buchhändler um die Kathedrale von St. Paul herum haben ihre Waren hinunter in die Gruft getragen«, sagte er, »und die Leute begraben ihre Schätze in ihrem Garten, damit der Brand, wenn er denn kommt, darüber hinwegfegt - ich kam tatsächlich gestern noch an einem Mann vorbei, der einen ganzen Parmesan in seinem Garten vergrub. Ich selbst habe vor, einige meiner wertvollsten Dinge zur Kirche von St. Dominic zu bringen. Dort sind sie in Sicherheit.«
    »Ich habe aber auch Kirchen brennen sehen ...« Ich stockte, weil mir gerade eingefallen war, dass, wenn dieses Feuer eine Strafe Gottes war, er doch gewiss nicht seine eigenen Kirchen abbrennen würde.
    Mr. Newbery zuckte die Achseln. »Zumindest sind die Habseligkeiten dort, dicht aufeinander gepackt, sicherer als in unseren wenig solide gebauten Geschäften«, sagte er und zog dann weiter, um unsere anderen Nachbarn zu warnen und ihnen einen Schreck einzujagen. Und vielleicht war das sogar eine gute Sache.
    Anne und ich vernachlässigten unsere Morgenwäsche, weil so viel Rauch und Ruß in der Luft lagen, dass das reine Zeitverschwendung schien, und zogen uns stattdessen schnell an. Ich schlüpfte in mein altes graues Leinenkleid, das ich am wenigsten mochte, und legte die anderen Kleider sorgfältig zusammen, tür den Fall, dass ich sie auf die

Weitere Kostenlose Bücher