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Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Titel: Zuckermacher 02 - Aschenblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Hooper
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nichts anderes übrig blieb, als sich damit einverstanden zu erklären.
    Wir ruderten flussauf-und flussabwärts, ohne eine Anlegestelle zu finden, und einmal drohte der Bootsmann, uns auf der Seite von Southwarke an Land zu lassen, wenn wir nicht bereit seien, einen Schilling und sechs Pence Fahrpreis zu bezahlen. Wieder erklärte sich Tom bereit zu zahlen, weil die Nordseite der Brücke nun lichterloh brannte und ihre glatt polierten Balken spritzend und zischend ins Wasser fielen, und wir wussten, dass es uns nicht gelingen würde, Über die Brücke in die City zu kommen, wenn er uns auf der Gegenüberliegenden Seite absetzte.
    Als wir in die Nähe des Ufers gelangten, konnten wir erkennen, dass Leute den Fish Hill und die Thames Street entlangliefen, manche mit Möbeln auf Karren, andere mit Stühlen auf dem Kopf. Zwei oder drei Kirchen brannten ebenfalls, und vor dem Hintergrund der lodernden Flammen nahmen sich ihre schwarzen Türme wie Hexenhüte aus. Selbst das alte Zunfthaus der Färber brannte, und orangefarbene und goldene Flammen reckten sich zum Himmel. Noch während ich voller Verwunderung und Furcht auf dieses gewaltige Gebäude starrte, stürzte das Dach mit einem schrecklichen Knall ein. Eine große Staubwolke stieg auf und goldene Funken stoben zum Himmel. Ein Windstoß trieb sie Über die Straße zu einer Häuserzeile in der Black Raven Alley, und ich sah erst einige strohgedeckte Dächer Feuer fangen und dann einen Mann mit lichterloh brennenden Kleidern die Straße hinunterrennen.
    Ich klammerte mich an Toms Arm, weil ich mich sehr fürchtete und es eine Weile so aussah, als würden wir Überhaupt nicht an Land gehen können. Wenige Augenblicke später legte der Bootsmann jedoch ein kleines Stück flussabwärts in Broken Wharf Steps an. Er wurde auf der Stelle von zwei Männern angeheuert, die unbedingt wegwollten und denen es ganz egal war, wohin. Ich hörte den Bootsmann die Summe von fünf Schilling fordern, und ich bezweifle nicht, dass er sie bekam, weil diese Männer vollkommen kopflos waren vor Angst.
    Oben auf den Stufen drehte ich mich um und warf einen Blick auf den Fluss. Inzwischen hing dichter Rauch wie Nebel Über dem Wasser, und Funken und
    Stücke brennendes Holz und Tuch fielen zischend hinein. Im Licht des aufgehenden Mondes konnte man eine Familie am Ufer stehen sehen, die ihre ganzen Habseligkeiten in einen Kahn warf: einen Tisch, Stühle, Kleidung, Bettzeug-alles wurde verfrachtet. Dann leuchtete der Mond purpurn auf und verschwand einen Augenblick später hinter wabernden Rauchwolken, und die Familie versank im Dunkeln, so dass ich nicht sehen konnte, was aus ihr wurde.
    Tom und ich standen sprachlos da, ohne recht zu wissen, wohin wir uns wenden und was wir als Nächstes tun sollten.
    In den Straßen, die am Fluss entlangführten, herrschten Chaos, Lärm und Gestank - dort lebten die Leimsieder, und ein beißender Geruch von verbrannten Knochen und Tierfett hing in der Luft. Rechts von uns toste das Feuer, Fensterscheiben zerbarsten, Fässer explodierten und Steine brachen aus den Häusern heraus und fielen herab. Auf der Straße drängten sich Leute, die gebückt gingen unter der Last, die sie auf dem Rücken trugen, oder die Handwagen mit Möbeln darauf vor sich herschoben. Ich sah einen Mann, der stöhnend auf einer Pritsche lag und fortgetragen wurde, und eine ganze Familie mit zehn oder mehr Kindern, die auf einem Bauernkarren saßen und vor Angst schrien.
    Eine alte Frau stand vor der Tür ihres Hauses und sah sich verwundert um, und Tom blieb stehen und sprach sie an.
    »Was passiert denn jetzt hier?«, fragte er. »Bekämpft jemand das Feuer?«
    Sie nickte. »Ja, jetzt ist alles in Ordnung«, sagte sie, »denn der König soll kommen und sich zusammen mit seinem Bruder, dem Herzog, darum kümmern. Sie haben den Befehl erteilt, alle Häuser im Weg des Feuers abzureißen.« Sie legte den Kopf schief. »Wenn man gut aufpasst, kann man es krachen hören.«
    »Wo ist das Feuer denn ausgebrochen?«
    »Ein Stück weiter im Osten - in der Pudding Lane. In einer Backstube, soweit ich weiß.«
    »Ihr müsst aber hier weggehen!«, sagte ich zu ihr. »Der Wind bläst das Feuer genau in diese Richtung.«
    »Ich gehe erst, wenn ich den König gesehen und mit ihm gesprochen habe«, sagte die alte Frau.
    »Aber vielleicht hat er keine Zeit, mit jedem Einzelnen zu sprechen! Ihr müsst Euer Schicksal in die eigene Hand nehmen und jetzt aufbrechen!«
    »Es ist viel Zeit«, sagte sie in

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