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Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Titel: Zuckermacher 02 - Aschenblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Hooper
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und Feuerbränden, die um uns herumstoben, und den Schreien der Leute: »In der ganzen Stadt gibt es kein Wasser mehr!« - »Guildhall ist ein einziges Flammenmeer!« - »Das Wasser im Fleetgraben ist kochend heiß!« Jede neue Meldung versetzte uns noch mehr in Panik.
    Als wir uns Moorgate näherten und ich die Menschenmassen sah, die aus den umliegenden Straßen dort zusammenströmten, verlor ich allmählich die
    Hoffnung, dass wir rechtzeitig aus der Stadt herauskommen würden.
    »Im Tor hat sich eine Kutsche mit einem Karren verkeilt, der hereinwill!«, erzählte uns eine Frau. »Wir sind schon fast eine Stunde hier, ohne dass sich etwas getan hätte.«
    Bei diesen Worten stieß ich einen tiefen Seufzer aus, weil ich mich für Anne verantwortlich fühlte. »Ich fürchte, wir haben uns das falsche Tor ausgesucht«, sagte ich zu ihr. »Ich wünschte, ich hätte mich für Cripplegate entschieden.«
    »In Cripplegate sind große Kämpfe«, sagte die Frau. »Ich habe gehört, dass dort zwei Menschen wegen einer Büchse voll Goldmünzen niedergestochen wurden.«
    »In Bishopsgate gibt es mehr Leute, die versuchen, in die Stadt zu gelangen, um Dinge zu retten, als ...«, begann ein anderer, doch mehr hörten wir nicht, da auf einmal ein lautes Dröhnen ertönte. Offenbar hatte irgendetwas beim Tor nachgegeben, denn die Menge vor uns machte einen Satz nach vorn und Annes Hand wurde mir entrissen.
    »Halt Kittys Korb gut fest!«, schrie ich ihr zu. »Alles andere ist unwichtig. Geh nach Moore Fields, bleib in der Nähe der Stadtmauer und ich werde dich finden!«
    Ich war zuversichtlich, dass Anne es durch das Stadttor schaffen würde, denn ich drehte mich um, als die große Menschenmasse sich teilte und die einen in die eine Richtung, die anderen in die andere gedrängt wurden, und sah, dass sie einfach von der Masse durch das Tor fortgeschoben wurde. Ich betete darum, dass ihr nichts zustieß, doch ich hatte keine Ahnung, ob Gott uns noch erhörte.
    Jetzt kam die schlimmste Zeit für mich, weil ich von der Horde, die in die Stadt hineinströmte, mitgerissen wurde. Nachdem mir alle Luft aus den Lungen ge-presst worden war und ich nicht mehr schreien und kaum noch atmen konnte, wurde ich unsanft herumgeschubst. Schließlich wurde ich zu Boden gestoßen und niedergetrampelt. Einigen anderen um mich herum erging es nicht besser, doch ich hatte nicht das Gefühl, dass das in böser Absicht geschah, sondern dass die Menge in Panik geriet und die Schwächsten die Folgen zu tragen hatten.
    Nachdem der größte Teil der Leute an mir vorübergezogen war, blieb ich dort liegen, wo ich gelandet war, betastete meine Gliedmaßen eine nach der anderen, um festzustellen, wo ich Verletzungen erlitten hatte, und kam zu dem Schluss, dass ich keine Knochenbrüche, sondern nur lauter Blutergüsse und Schürfwunden abbekommen hatte. Allerdings war mein grünes Taftkleid verschwunden, ebenso wie meine Segeltuchtasche. Ich vermisste auch ein Umhängetuch, das ich mir um die Schultern gelegt hatte, sowie einen meiner Schuhe, aber - ich griff schnell nach meinem Hals und atmete erleichtert auf - mein silbernes Medaillon war noch da, und die Börse, in der wir unser Geld aufbewahrten, steckte ebenfalls noch unter meinen Unterröcken.
    Als ich mich mühsam wieder aufrappelte, kam eine junge Frau mit zerzaustem Haar und Schlammspritzern im Gesicht auf mich zu, setzte sich neben mich und begann zu weinen.
    »Ich habe alles verloren!«, sagte sie. »Mein kleines Haus ..., mein Mann ..., alles ist den Flammen zum Opfer gefallen, die gewütet haben, als habe sich der Höllenschlund aufgetan!«
    Ich konnte ihr nicht antworten, so benommen und zu Tode erschöpft war ich.
    »Wir dachten, dass wir in Sicherheit wären, doch dann fiel das Feuer Über uns her wie ein flammendes Schwert vom Himmel! Mein Mann blieb da, um es zu bekämpfen, und ich sah, wie er von den Flammen verzehrt wurde.«
    »Das ... Das tut mir Leid«, sagte ich und versuchte weiterhin, mich aufzurichten.
    »Seine Kleider, seine Haare, sein Gesicht - alles brannte lichterloh!« Ihr Gesicht näherte sich meinem, und sie lächelte lieblich. »Gott hat ihn als Engel auserwählt und ein läuterndes Feuer um ihn herum angefacht!«
    Nun kämpfte ich noch verbissener, endlich auf die Beine zu kommen, weil ich wusste, dass diese Frau verrückt war, und ich nichts mit ihr zu tun haben wollte. Ich wollte mich außerhalb der Stadtmauern auf die Suche nach Anne machen. Als ich schließlich auf

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