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Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Titel: Zuckermacher 02 - Aschenblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Hooper
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wackligen Beinen stand, ließ ich die Frau weinend am Straßenrand zurück und machte mich auf den Weg, wobei ich glücklicherweise meinen fehlenden Schuh sehr bald wiederfand.
    Da ich merkte, dass ich inzwischen ein Stück weit von Moorgate entfernt war, hielt ich es für das Beste zu versuchen, mich zu einem Stadttor im Osten der Stadt durchzuschlagen, wohin - soweit ich wusste -der Brand noch nicht gelangt war. Wenn ich es schaffte, bei Bishopsgate aus der Stadt herauszukommen, könnte ich mich von dort aus nach Moore Fields aufmachen.
    Das war jedoch nicht so einfach, denn durch den dichten Rauch, der Überall hing, konnte ich kaum die Hand vor Augen sehen, und da ich weder die Gassen erkennen (weil ich nicht oft in dieser Gegend gewesen war), noch die Sonne sehen konnte, war es mir nicht möglich herauszufinden, welche Richtung ich einschlagen musste. Einige der Straßen, durch die ich gehen wollte, waren von den Banden von Männern gesperrt worden, die sich zusammengetan hatten, um den Schilling des Königs zu verdienen, oder man kam nicht durch, weil sie voller weggeworfener Gegenstände oder Trümmer lagen. Ich verknackste mir den Fuß und schnitt ihn mir an scharfkantigen Steinen, einmal wurde mir schlecht vom Husten, und dann wiederum fügte mir ein entlaufenes Pferd mit einem Karren, der erst zu dicht an mir vorbeifuhr und dann umkippte, schlimme Schürfwunden zu. Hinzu kam, dass meine Augen furchtbar brannten und ich immer, wenn ein Funkenregen drohte, mich in Brand zu setzen, stehen bleiben musste, um meine Röcke auszuschütteln.
    Ich suchte nach Wahrzeichen, an denen ich mich orientieren könnte, stellte aber fest, dass viele von ihnen verschwunden waren. Und als ich glaubte, ich würde auf die Schankstube zu Beginn der großen Straße von Lothbury stoßen, die nach Bishopsgate führte, fand ich anstelle dessen dort, wo Gebäude gestanden hatten, nur einen großen Trümmerhaufen vor, weil die Häuser mit Haken eingerissen worden waren. Ich fragte nach dem Weg und ob dies in der Tat Lothbury sei, doch die Leute waren zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um auf mich zu achten, und ich wurde zwei Mal in die falsche Richtung geschickt und stand einer Flammenwand gegenüber.
    Da mir schwindlig war und ich inzwischen alles für ein wenig Wasser gegeben hätte, hielt ich eine Frau mit einer Flasche an und bat sie, mir einen Schluck abzugeben. Sie gab mir jedoch kein Wasser, sondern bezeichnete mich als sorglose, freche Göre, weil ich ohne eigenes Wasser losgegangen war, und sagte, sie brauche jeden einzelnen Tropfen für sich selbst.
    Es wurde noch finsterer, der Wind begann zu toben wie ein wildes Tier, und der Rauch Über mir wurde von Minute zu Minute dichter. Da ich keine Ahnung hatte, wo ich mich befand und wie spät es war, fing ich an, mich sehr zu fürchten, doch dann kam ich in die
    Nähe einiger zerstörter Geschäfte, lief Über lauwarme Asche, fand mich plötzlich in der Nähe der Kathedrale von St. Paul wieder und war ungemein erleichtert. Viele Gebäude in der Umgebung der Kathedrale waren bereits dem Erdboden gleichgemacht, und die Flammen leckten immer noch an den Mauern anderer Häuser, doch St. Pauls selbst war auf einer Anhöhe erbaut und schien dort oben ebenso unbezwingbar zu sein wie eine mächtige Burg.
    Ich stolperte durch die offenen Kirchentüren und stellte fest, dass unendlich viele andere auch gedacht hatten, sie würden dort Zuflucht finden. Viele von ihnen hatten nicht nur ihr Hab und Gut mitgebracht, sondern auch ihre Tiere, denn zwischen den Holzbänken erblickte ich ein Schwein, einige Hunde und einen Affen. Ganz schwach vor Erleichterung sank ich auf eine Bank nieder, und eine Frau reichte mir eine Tasse sauren Wein und einen harten Keks, was ich normalerweise beides verschmäht hätte, jetzt jedoch dankbar annahm. Ich schlüpfte in eine ruhige Ecke, schloss die Augen und versuchte, mein Herz, das stark klopfte, weil ich sehr lange Zeit in den Straßen umhergeirrt war und mich so erschöpft fühlte wie ein gehetztes Reh, zur Ruhe kommen zu lassen.
    Trotz des Lärms in der Kathedrale und auf der Straße schlief ich für ein paar Minuten ein und wachte erst wieder auf, als dieselbe Frau mich kräftig schüttelte und mir sagte, dass ich aufstehen und fliehen müsse.
    »Ganz gewiss nicht!«, sagte ich, und meine Augen fielen wieder zu. »Hier sind wir in Sicherheit.«
    »Wenn Ihr Euch nicht rührt, werdet Ihr dort, wo Ihr liegt, bei lebendigem Leibe verbrennen!«, herrschte

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