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Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Titel: Zuckermacher 02 - Aschenblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Hooper
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schimmerte die Luft blau, lila und grün, was so schön und merkwürdig zugleich war, dass Anne und ich beide vor Verwunderung aufschrien. Einen Augenblick später erfüllte ein unglaublich würziger Duft die Luft, der für eine kurze Zeit den vorherrschenden Gestank nach Schwefel und Schießpulver Überdeckte.
    Alles in allem standen wir wohl zwei Stunden dort, bis das Feuer nur noch eine Meile von uns entfernt war und das Ufer der Themse beinahe so weit, wie unsere Augen sehen konnten, in Flammen stand. Wir blieben so lange dort, weil der Anblick, der sich uns bot, zwar schrecklich, aber in seinem Schrecken auch wieder fesselnd war. Das Feuer hatte etwas von einer öffentlichen Hinrichtung: Spektakel und Drama, zu gleichen Teilen mit Entsetzen und Furcht vermischt.
    Vielleicht wären wir noch länger geblieben, wenn ich nicht unbedingt hätte wissen wollen, wie es um unser Geschäft stand. Als der Wind leicht drehte und anfing, dichten, schwefligen Rauch in unsere Richtung zu blasen, der uns zum Husten brachte, beschlossen wir hinabzusteigen. In dem Moment, als wir uns auf den Weg machten, schlugen zwei Tauben mit brennenden Flügeln dumpf neben uns auf.
    »Sie sind zu lange auf ihren Stangen sitzen geblieben und haben Feuer gefangen«, bemerkte ein Mann, hob sie an den verbrannten Füßen auf und erklärte, er würde sie zum Abendessen mit nach Hause nehmen.

KAPITEL 11
Das rasende Tier
      
    »UM VIER UHR MORGENS SCHICKTE MIR LADY BATTEN EINEN WAGEN, UM MEIN GELD, MEIN GESCHIRR UND MEINE WERTVOLLEN DINGE WEGZUBRINGEN ... ICH SELBST FUHR IM NACHTHEMD IM WAGEN MIT; UND MEIN GOTT, DIE STRASSEN SO VOLLER MENSCHEN ZU SEHEN, DIE ALLE LAUFEN UND REITEN UND SICH UM DIE WAGEN STREITEN, UM DINGE FORTZUSCHAFFEN...«

Neben mir auf der Holzbank bewegte sich Anne und wimmerte leise im Schlaf. In der kleinen Kirche war es heiß und zudem Überfüllt, und mir war es Überhaupt nicht gelungen zu schlafen, weil ich die ganze Zeit grübelte, was aus uns werden sollte.
    Letzte Nacht hatte der Wind kräftig in unsere Richtung geblasen, und es hatte eine heftige Debatte mit unseren Nachbarn am Crown and King Place gegeben, ob das Feuer, das noch ein Stück weit entfernt war, uns erreichen würde oder nicht. Mr. Newbery sagte ja und erklärte, er würde sich nach Moore Fields in Sicherheit bringen und sich dort unter einen Busch legen, doch andere sagten, sie seien sicher, dass der Brand lange vorher aufgehalten würde und dass außerdem eine große Feuerschneise die Lombard Street entlang geschaffen worden sei und das Feuer nicht weiterkäme als bis dorthin.
    Die meisten unserer Nachbarn waren unschlüssig, ließen sich erst vom einen, dann vom anderen Argument Überzeugen, bis eine alte Frau erklärte, dass das Feuer sie ruhig verbrennen könne, wenn es wolle. Sie sei nicht vor der Pest davongelaufen und werde auch nicht vor dem Feuer davonlaufen. Zu guter Letzt blie ben jedoch nur wenige in ihren Häusern. Die meisten suchten Zuflucht in der Kirche von St. Dominic, weil sie das Gefühl hatten, dass sie in der Menge besser aufgehoben seien und man sich gegenseitig schnell warnen könne, wenn Gefahr drohe. Dorthin hatten wir uns mit unserem kostbaren Besitz (darunter Kitty) begeben und versucht, es uns auf den harten Kirchenbänken so bequem wie möglich zu machen. Brüderlich teilten wir unser Essen mit den anderen und sangen ein paar alte Lieder, um uns aufzumuntern. Einige der Männer hielten die ganze Nacht lang Brandwache.
    Am vergangenen Abend hatte ich nichts von Tom gehört, tröstete mich jedoch ein wenig mit dem Gedanken, dass ein Nachbar mir erzählt hatte, der Bartholomäus-Jahrmarkt sei wegen des Brands seit Samstag geschlossen und der größte Teil des fahrenden Volks sei bereits weitergezogen. In meinem Herzen spürte ich, dass die Liebe, die wir füreinander empfanden (zwar ohne sie als solche zu benennen, doch ich spürte, dass es Liebe war), bedeutete, dass wir einander wiedersehen würden - denn wir hatten einander doch bestimmt nicht umsonst erst verloren und dann wiedergefunden, oder?
    Als ich mich auf der Kirchenbank bewegte und meinen steifen Nacken rieb, hörte ich ein Kratzen aus Kittys Korb zu meinen Füßen. Es war jedoch sehr dunkel, weil keine Kerzen brannten, und ich wagte nicht, den geschlossenen Deckel zu öffnen, weil sie davonlaufen und sich in irgendeiner Ecke der Kirche verstecken könnte und wir sie niemals wiedersehen würden.
    Ich glaube, dass ich kurz vor dem Morgengrauen einschlief, doch als

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