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Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Titel: Zuckermacher 02 - Aschenblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Hooper
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»Was ist das?«
    Sie zuckte die Achseln.
    »Das Feuer!«, sagte ich. »Ich könnte schwören, dass es das Feuer ist.«
    Sie legte den Kopf zur Seite und schloss die Augen. »Ja!«, sagte sie. »Es bullert wie Vaters Ofen - und es hört sich so an, als würden Mauern einstürzen.«
    Ich schluckte laut. »Und als würde Holz krachen und Leute schreien.« Ich begann unsere Sachen zu-sammenzusammeln. »Es kommt in unsere Richtung, wir müssen weg von hier«, sagte ich und bemühte mich, ruhig zu klingen, obwohl mein Herz wie wild klopfte. »Vielleicht gibt es einen furchtbaren Ansturm von Leuten, die in letzter Minute versuchen, aus der Stadt zu fliehen, und wir müssen zu den Toren kommen.«
    »Was ist mit den Dingen, die wir im Geschäft gelassen haben?«, fragte Anne. »Und was ist mit unserem Bett?«
    »Vergiss es!«
    Auf der Straße erklang ein plötzlicher Aufschrei und ein stark schwitzender Mann, dessen Gesicht voller Brandblasen war, stürzte in die Kirche.
    »Cheapside ist dem Feuer zum Opfer gefallen!«, rief er den wenigen zu, die noch da waren. »Cheapside ist gefallen!«
    Bei diesen Worten schrien alle vor Verzweiflung auf, und Anne warf mir einen fragenden Blick zu. »Das ist die Straße, die von Newgate in die Innenstadt führt«, sagte ich ihr. »Die große Straße, auf der die Könige fahren und wo alle reichen Gold-und Silberschmiede ihr Geschäft haben.«
    »Hat denn keiner versucht, Cheapside zu retten?«, fragte jemand den Mann.
    »Wie kannst du es wagen, du verdammter Schweinehund!«, explodierte der Mann mit den Brandblasen. Wir haben die ganze Nacht lang geschuftet, um eine Schneise zu schaffen, aber die Südseite der Straße hat Feuer gefangen und alle Häuser sind eingestürzt und haben Feuerbrände auf die andere Seite der Schneise geschickt, so dass der Norden ebenfalls Feuer gefangen hat!« Seine Stimme verwandelte sich in etwas, was sich wie Schluchzen anhörte. »Die gemalten Schilder sind abgefallen, die Fensterscheiben zerborsten, die Steine haben nachgegeben, und dann sind die gewaltigen Fachwerkdächer eingestürzt und haben mit ihren
    Flammen den Himmel erleuchtet. Londons schönste Straße ist dem Erdboden gleich, und es wird sie nie mehr geben!«
    Danach zögerten wir nicht länger, sondern nahmen unsere Schachteln, Körbe und Bündel und verließen die Kirche in aller Eile. Draußen hing dichter Rauch und es war sehr schwer voranzukommen, ohne zu stolpern und zu fallen, weil die Straßen voll waren von zurückgelassenen Möbelstücken und Bündeln. Ständig wurden wir von denen angerempelt, die Möbel auf dem Rücken trugen, oder aus dem Weg geschubst, damit Karren vorbeifahren konnten. Wir schlugen uns durch herabregnende Funkenschauer und hatten Schwierigkeiten zu atmen, weil wir bei jedem tiefen Atemzug husten mussten oder fast erstickten.
    Anfangs wandten wir uns einfach nur dorthin, wo die Menschenmassen hingingen, doch dann hielt ich inne, um zu Überlegen, zu welchem Stadttor wir am besten gehen sollten. Wir wussten, dass die Flammen in der Nähe von Ludgate Über die Stadtmauer gesprungen waren und der Brand nun durch Cornhill fegte und sich in Richtung Newgate fortbewegte, also schien es mir am besten, wenn wir uns nach Moorgate aufmachten und von dort aus nach Moore Fields in Sicherheit brachten. Dementsprechend wandten wir uns an der nächsten Ecke in diese Richtung, doch nachdem wir eine kurze Strecke zurückgelegt hatten, wurde uns (wie so vielen anderen vor uns) klar, dass die Dinge, die wir mit uns trugen, uns stark behinderten. Den Korb, in dem Kitty saß, wollten wir natürlich in jedem Fall behalten, und es hätte mir sehr Leid getan, mein grünes Taftkleid und die Segeltuchtasche zurückzulassen, doch wir entschieden uns, die zwei Schachteln mit den Küchenutensilien zurückzulassen, weil man sie mit Leichtigkeit ersetzen konnte und sie nicht sehr wertvoll waren. In diesem Moment sah ich, wie eine Frau schreiend die Straße entlangrannte, ihr langes Haar stand lichterloh in Flammen, weil ihr ein brennender Gegenstand auf den Kopf gefallen war. Ich band schnell meine Locken straff zurück und bat Anne, sie mit einem Tuch zu bedecken. Zwar mochte ich rotes Haar nicht besonders, aber ich war immer noch lieber rothaarig als kahl.
    Nachdem wir unsere Küchenutensilien in einer anderen Kirche zurückgelassen hatten, kamen wir etwas besser voran. Doch wir waren immer noch vom ständigen Tosen des Feuers, das uns auf den Fersen war, umgeben, von einem Sturm von Funken

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