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Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Titel: Zuckerpüppchen - Was danach geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hassenmüller
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Jemand legte ihr einen Arm um die Schultern. “Nimm dir das doch nicht so zu Herzen. Sie denkt halt noch immer, daß wir alle nur da sind, um zu kuschen.” Iris. Gaby zog geräuschvoll die Nase hoch. “Es ist ja nicht nur wegen ihr. Hubert saß mir schräg gegenüber. Er hat das genau gehört. Und er sagt kein Wort.”
    Das genau war der Punkt. Eine alte, herrschsüchtige Frau konnte sie verkraften. Aber daß ihr Mann ihr nie zur Seite stand, das machte es so schwierig. “Du mußt eben für dich selbst sorgen. Sage ihr doch, was du denkst. Du kannst doch gut reden.” Iris stellte das Goldgeschirr in die Vitrine. “Sie sollte merken, daß wir ihre Schwiegertöchter und nicht ihre Dienstboten sind.”
    Vielleicht war das der letzte Anstoß, daß Gaby am nächsten Morgen beim gemeinschaftlichen Frühstück das erste Mal den Mund auftat. Huberts Mutter schwärmte von dem gelungenen Abend, und was für eine gute Stimmung geherrscht hatte. “Zu schade, daß Cornelia nicht kommen konnte. Aber die Arme hat ja so viel um die Ohren.” Und dann folgte eine Aufzählung von Cornelias zahlreichen Pflichten. “Den großen Haushalt zu versorgen und immer so viele Gäste, und in der Kirche engagiert sie sich auch, die Gute.” Gaby dachte an die Putzfrau, die dreimal wöchentlich zu Cornelia kam, und die Nähfrau, die die Kleider der Familie in Ordnung hielt. “Weißt du, Mutter”, sagte sie, “viel zu tun haben wir doch auch. Iris mit den Kindern, die sie noch extra betreut und wenn ich an mich denke...” Sie holte tief Atem und nutzte die Verblüffung von Huberts Mutter. “Haus, Mann und Kinder zu versorgen, regelmäßig Gäste von der Firma zu Besuch, ich schreibe für die Zeitung, arbeite für eine Frauenzeitschrift, bin seit kurzem in der Redaktion, und schreibe nebenbei noch Bücher.” Ihr Mut verließ sie zusehends. “Ich meine ja nur, zu tun haben wir doch alle.” Niemand sagte etwas. Hubert schenkte sich eine Tasse Tee ein, Iris und Dolf kauten andächtig auf ihrem Brötchen. Langsam stand Huberts Mutter auf. Sie sah auf Gaby herab. Ihre Stimme klirrte.
    “Ich weiß wirklich nicht, wieso du dazu kommst, so mit mir zu reden. Ich bin nicht bereit, mir das anzuhören. Und ich begreife schon gar nicht, wie du es wagen kannst, dich mit meiner Tochter zu vergleichen.” Sie rauschte zur Tür. “Aber Mutter!” Hubert war aufgesprungen. “So bleib doch.” — “Nein, danke. Bemühe dich nicht.” Sie zog die Tür hinter sich ins Schloß. Wütend sah Hubert Gaby an. “War das nun nötig? Mußtest du unbedingt deinen Mund aufreißen?” Gaby sah ihn entsetzt an. Sie hatte nur einmal ihre Meinung gesagt. Nur gesagt, daß sie auch arbeite, daß Iris und sie auch viel zu tun hatten. “Also wirklich, Hubert.” Iris kam ihr zu Hilfe. “Sie hat doch nichts Ungehöriges gesagt. Nur, daß wir auch viel um die Ohren haben.” — “Ihr wißt doch, wie Mutter ist.” Er lief seiner Mutter hinterher. Gaby versuchte vergeblich, die Tränen zurückzuhalten. Wie kannst du es wagen, dich mit meiner Tochter zu vergleichen, hatte sie gesagt. Warum durfte sie sich nicht mit ihrer Tochter vergleichen? Sie war nur ein paar Jahre jünger als sie, hatte auch drei Kinder, sie war doch nichts Besseres? Oder lag es daran, daß sie, Gaby, etwas Schlechteres war? Daß sie sich mit niemand vergleichen durfte? Schlecht, abgrundtief schlecht. Wurde sie denn ihre Jugend nie los?
    Abends hatte Hubert sie aufgefordert, sich bei seiner Mutter zu entschuldigen. Sie hatte es abgelehnt. Und sie war dabei geblieben. “Ich habe nichts Schlimmes getan. Nichts Ungebührliches gesagt. Ich brauche mich nicht zu entschuldigen.” Hubert ließ nicht locker. “Du verdirbst unseren ganzen Urlaub. Sie hat schon wieder Atembeschwerden. Du weißt doch, daß sie sich nicht aufregen darf. Sage dann zumindest, daß es dir leid tut, daß sie sich so aufgeregt hat.” Das tat sie. Huberts Mutter lag auf der Couch, eine feine Mohairdecke über den Beinen. Großzügig nahm sie Gabys Entschuldigung an. “Wir sagen ja alle einmal Dinge, die wir nicht so meinen. Schön, daß du es einsiehst.” Und zu Hubert: “Schenkst du uns dreien ein Glas Sekt ein?” Gaby prostete ihnen zu, trank den Sekt, aß von den kleinen noch übrig gebliebenen Pastetchen und lächelte und nickte und trank und aß. Und dann wurde ihr übel, und sie lief ins Studentenklo und kotzte alles wieder aus. Sekt und Pastetchen und ihre Entschuldigung. Ich werde schreiben, dachte sie, während

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