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Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Titel: Zuckerpüppchen - Was danach geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hassenmüller
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auszubrechen.

“Suchst du dir noch ein Andenken aus”, hatte er nach dem Abendessen gesagt. Ein Abendessen am Hafen von Eretria, Garnelen in Knoblauchbutter gebacken, eine Brise so sanft wie Rosenblätter und ein Wein so süß und schwer, daß Gaby — wie auf Wolken — sich an seinem Arm eine Brosche aussuchte, Handarbeit, zwei Tauben, die in ihren Schnäbeln ein Herz festhielten. “Griechische Silberschmiedekunst”, erklärte ihnen der niederländische Besitzer, lud sie ein zu einem weiteren Glas Wein, erzählte ihnen von den Menschen auf der Insel, dem Leben ohne Touristen, seinem Freund Mikos, mit dem er hier schon Jahre zusammenlebte. Alles ist gut, dachte Gaby, ich muß endlich vertrauen, er liebt mich, verwöhnt mich, und ich bin krank, bilde mir immer wieder Dinge ein. Am letzten Abend ging sie noch einmal zu den beiden Freunden. Hubert war in dem Kiosk nebenan. Sie wollte sich verabschieden, als Mikos zu ihr trat. “Gefällt dir das andere Schmuckstück?” fragte er. “Auch Handarbeit.” In diesem Augenblick trat Hubert hinter sie, Mikos sah über sie hinweg, in Huberts Augen. “Andere Schmuckstück?” fragte sie. “Oh, Irrtum”, stammelte er. “Andere Frau, anderer Mann.” Sie wunderte sich, daß er trotz seiner Bräune noch erröten konnte. Sein Freund trat zu ihm, sah zu Hubert, zu Gaby, zu Mikos. “Natürlich, du hast dich geirrt, Mikos. Das war nicht für unsere Freunde hier.” Gaby drehte sich um zu Hubert, der sich die Nasenspitze rieb und lächelte. “Natürlich”, sagte sie. “Man kann sich ja einmal irren.”
    Im Hotel weinte sie, beschuldigte sie Hubert, warf sie sich aufs Bett. Nach stundenlangem Abstreiten gab er zu, noch etwas gekauft zu haben, für sie natürlich, eine Überraschung für sie, die sie verdorben hatte, und er beabsichtige nun auch nicht, es ihr zu geben. Immer würde sie alles verderben, und es wäre nur gut, daß er soviel Geduld hatte. Ob sie darüber wohl einmal nachdenken würde, was das für ihn bedeute, ihre unberechtigten Verdächtigungen, immer aus den Fingern gesogen, sogar vor anderen Leuten, wo er doch nur sie liebe.
    Sie bat ihn um Verzeihung, hin und hergerissen an dem Jo-Jo-Band, doch er zog sie mit geübter Hand an sich, legte seine Hände schützend über sie. “Alles ist gut”, beruhigte er sie, “du mußt mir nur vertrauen.”

    “Du mußt Dinge tun, die dir selbst Spaß machen, beschäftige dich mit den angenehmen Seiten des Lebens”, hatte Jaap ihr in der Therapie immer wieder geraten. “Du kannst nicht genug vom Leben genießen. Und um etwas zu erreichen, mußt du dir Mühe geben. Es ist so etwas wie eine Drei-Punkte-Methode: Der erste Punkt ist, daß du deine Vergangenheit akzeptieren mußt. Daran ist nichts mehr zu verändern. Du hattest diese Kindheit mit Angst und Gewalt, die ist nicht mehr auszuwischen. Du kannst sie nur noch annehmen und nicht mehr verdrängen. Und wenn du eine Veränderung in deinem heutigen Leben willst, dann mußt du selbst die nötigen Schritte unternehmen. Das kann sehr schwierig sein, aber niemand wird sie für dich tun, diese Schritte. Denn jede Veränderung bedeutet eine Bedrohung. Auch für deine Umgebung. Darum fällt es dir selbst auch so schwer, aus dem vertrauten Muster auszubrechen. Und dein vertrautes Muster ist: abhängig zu sein. Und Angst zu haben. Weil du beschützt werden willst.” Gaby wußte, daß es stimmte, was ihr Therapeut gesagt hatte. Was mußte es herrlich sein, jemandem vertrauen zu können. In der Lage zu sein, zu vertrauen. Vielleicht konnte sie daran nicht mehr viel ändern, an der Abhängigkeit konnte sie wohl selber arbeiten. Neben dem Schreiben, ein neues Buch war in Arbeit, hatte sie begonnen, Spanisch zu lernen. Nicht nur so ein halblauer Sprachkursus, in dem man lernt, wie man sich im Sommer ein Bier an der Costa Brava bestellen kann oder dem Zimmermädchen deutlich macht, daß man gerne ein zweites Handtuch hätte, sondern sie lernte Spanisch auf einer Schule für Erwachsene. “In drei Jahren bis zum Abitur!” Warum Spanisch? Weil Hubert viele spanische Geschäftsfreunde hatte, die sie regelmäßig bewirtete, mit denen sie ausgingen. Ihr Englisch war gut, aber immer wieder wurde sie mit Situationen konfrontiert, in denen sie etwas nicht verstand, weil die Männer auf einmal in ihre Muttersprache überwechselten, lachten, sie sich reichlich dumm daneben vorkam. Hubert übersetzte es ihr, wenn er Lust hatte oder auch nicht. “Das verstehst du doch nicht”, sagte er

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