Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Titel: Zuckerpüppchen - Was danach geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hassenmüller
Vom Netzwerk:
Romantisch-Kitschiges. Wie frisch aus der Zuckerbäckerei, dachte Gaby, während sie auf den Eingang zugingen. Sie fühlte ein wohliges Schaudern, als Hubert den Arm um sie schlang. Er nahm Daniel an die andere Hand, und sie trug den kleinen Alex in einem Brustsack. Eine glückliche Familie, mein großer, starker Mann, der seinen Arm um mich legt, mich liebt und beschützt, und unsere beiden Söhne, die wir lieben und beschützen werden, so weit wir es können. Und jetzt zwei Wochen nichts anderes als Sonne, Sand, das Meer und wir!
    Gleich den ersten Abend hatten sie Anschluß in der Hotelbar. Gaby fühlte sich zwischen all den Senioren-Urlaubern wie ein junger Springinsfeld. “So siehst du auch aus”, neckte Hubert sie. “Kein Mensch würde auf die Idee kommen, daß du schon Ende Dreißig bist.” Die drei Damen, die sich zu ihnen an den Tisch setzten, waren, wie Hubert später selbst etwas spottend sagte, gut konservierte Fünfzigerinnen. Und wenn Gaby auch lieber mit Hubert allein geblieben wäre, genoß sie doch die angeregte Unterhaltung. Besonders Marie-Luise konnte farbenprächtig von ihrem Chef erzählen, der ein Architektur-Büro in der Schweiz hatte. Ihr Schweizerdeutsch klang sehr charmant, und Gaby atmete irgendwie erleichtert auf, als die aufgeschlossene Frau auch ganz unkompliziert von ihrer langjährigen Beziehung zu ihrem Chef sprach. “Nur Urlaub zusammen, das ist halt nicht drin. Schließlich ist der Gute verheiratet. Aber wir drei amüsieren uns auch ganz prächtig, nicht wahr?” Roswitha und Tony nickten, und man prostete sich lachend zu. Auf jeden Fall war sie mit jemandem liiert, dachte Gaby, und es ist nicht meine Sache, wenn ihr Freund verheiratet ist.
    Nachts liebte Hubert sie leidenschaftlich und flüsterte ihr seine Wünsche ins Ohr. “Jetzt, wo wir keine Kinder mehr wollen, stehen uns Tür und Tor zu unseren Träumen offen”, beschwor er sie. “Alles, alles will ich mit dir erleben.” Er hatte zuviel getrunken, und es dauerte lange, bis er zufriedengestellt war. Gaby hörte vor ihrem Fenster das Meer rauschen, das unablässig, Welle um Welle, sich gegen die gelben Steine ergoß, sich wieder zurückzog, um mit erneuter Kraft die Steine zu überspülen, auszuwaschen, nach seiner Kraft zu formen. Als Hubert endlich befriedigt war und erschöpft zur Seite rollte, blieb Gaby noch lange wach. Die Kraft und die lautstark anwesende Gewalt des Meeres ängstigten sie. Ich muß noch einmal mit Hubert reden, dachte sie. Ich will von ihm hören, daß dies nur Träume sind, die ihn erregen, die aber nichts mit der Wirklichkeit zu tun haben. Oder ihm schreiben. Ihm noch einmal schreiben, daß sie nur ihn wollte. Nur ihn liebte.
    Am nächsten Morgen, als sie übernächtigt und unausgeschlafen Alex sein Fläschchen gab, lag das Meer vor ihrem Fenster glatt und unbeweglich, und die Steine glänzten im Sonnenlicht. “Ich gehe schon schwimmen”, verkündete Hubert und schlug sich sein Badehandtuch um die Schultern. Sie unterdrückte den Wunsch, mit ihm mitzugehen. Er durfte sich nicht von ihr eingeengt fühlen. “Viel Spaß”, lachte sie ihm etwas gezwungen zu, “ich bade in der Zwischenzeit den Kleinen.” — “Paß gut auf unser Mätzchen auf’, sagte Hubert und küßte sie zärtlich auf die Stirn. Sie sah ihm vom Fenster zu, wie er mit kräftigen Stößen hinausschwamm. Später entdeckte sie einen orangefarbenen Tupfer neben ihm... “Mein kleines Mätzchen”, sie drückte Alex fest an sich. Das Kind lächelte sie an und griff in ihre Haare. “Darf ich zum Lift?” fragte Daniel. Er hatte mit seinen vier Jahren zum erstenmal einen Fahrstuhl entdeckt und war am Vorabend schon mit Begeisterung einige Male auf und ab gefahren. “Geh nur”, Gaby strich das Laken in Alex Reisewiege glatt. “Aber auf keinen Fall das Hotel verlassen.”
    “Tue ich nicht. Nur mit dem Lift fahren.” Was für ein Kind, dachte Gaby oft. Quengeln oder nörgeln schien bei ihm nicht vorzukommen. Er war immer zufrieden mit dem, was man ihm zugestand. Ob er wohl gemault hätte, wenn sie ihm das Liftfahren verboten hätte? Der kleine Alex meldete sich zu Wort, er war schläfrig nach dem Fläschchen und wollte in sein Bettchen.
    Hubert kam zurück. Seine dunklen Locken lagen eng an den Kopf geklebt und einige Wassertropfen hatten dem Handtuch widerstanden. Gaby küßte sie weg. Sie schmeckten salzig. Meerestränen. “Einen Riesenhunger habe ich”, Hubert schob sie sanft zur Seite. “Du wirst doch nicht schon

Weitere Kostenlose Bücher