Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zügel der Leidenschaft

Zügel der Leidenschaft

Titel: Zügel der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
Vom Netzwerk:
hätten einen vorzüglichen Küchenchef«, erwiderte Angelas Schwiegermutter freundlich.
    Mit einem raschen, drohenden Blick zu der vorwitzigen Marquise, die nicht genügend Verstand hatte, ihre Enthüllung ordentlich vorzubereiten, bemerkte Olivia nun in passend-besorgtem Tonfall: »Leider befand sie sich in Begleitung von Mr. Braddock ... diesem reichen Amerikaner, der auf seiner Yacht einen Harem unterhält. Ein Begleiter, wie ich fürchte, von sehr zweifelhaftem Ruf.«
    »Ist er nicht ein persönlicher Freund des Kronprinzen?« fragte die Gräfin.
    »Maman, wie kannst du sie nur immer wieder verteidigen?« protestierte die älteste Tochter. Ihre Lippen waren vor Mißbilligung zu einer dünnen Linie verzogen. »Der Mann hat einen Harem!«
    »Ich wäre sehr dankbar, wenn du mich nicht weiter zurechtweisen würdest, Gwendolyn«, entgegnete die Mutter leise.
    »Sind Ihre Ehemänner zur Jagd nach Schottland gefahren?« fragte sie nun Olivia und Grace höflich. »Es scheint, viele Männer haben London verlassen.«
    »Archie geht seit Jahren schon nicht mehr auf die Jagd«, antwortete Olivia ebenso zivilisiert. Sie begriff, daß die Unterhaltung über Angela abgeschlossen war, und erkannte auch, daß die alte Gräfin entschieden auf Seiten ihrer Schwiegertochter stand. »Ich fürchte, dazu ist er zu alt.«
    »Eine Schande, wenn Sie selbst noch so jung und strahlend sind«, bemerkte die Gräfin eher gleichgültig, aber mit einem freundlichen Lächeln. Jeder wußte von Olivias Vorliebe für jüngere Männer.
    »Ich wünschte, Sidney ginge zur Jagd«, meinte die Marquise verdrießlich.
    »Vielleicht sollten Sie selbst diese Sportart betreiben?« schlug die Gräfin lächelnd der jungen Frau vor, die einen Mann geheiratet hatte, für den nichts anderes sprach als sein Reichtum – in ihrer Klasse nichts Ungewöhnliches. »Man lernt so interessante Leute dabei kennen. Angela jagt den ganzen Winter mit einer Hundemeute und hat daran viel Spaß.«
    Der verstorbene Graf hatte Angelas Vorliebe für die Jagd stets mißbilligt, weil er es nicht für damenhaft hielt, aber die Gräfin bewunderte sie für ihren unabhängigen Geist.
    »Nimmt Brook denn an der Jagd teil?« fragte Olivia, weil sie einfach Unfrieden verbreiten mußte, auch wenn die Gräfin sich nicht in ihre anderen Pläne einspannen ließ.
    »Ja, er ist gerade aufgebrochen. Er schießt einfach gern auf alles, was sich bewegt«, gab die Mutter beiläufig zurück. »Darf ich Ihnen nachschenken?«
    Grace rückte unruhig wie ein Schulmädchen auf ihrem Sessel hin und her, und Olivia fragte sich, wie sie es sich wohl vorstellte, so jemals Kit Braddocks Aufmerksamkeit zu erregen. Doch dies bot immerhin einen Vorwand, aufzubrechen. »Ich fürchte, Grace hat unseren Nachmittag sehr genau verplant. Wir müssen noch mehrere Besuche für unseren guten Zweck machen.« Sie erhob sich. »Wir danken Ihnen für Ihren Beitrag. Bitte richten Sie dem Rest der Familie unsere Grüße aus.«
    »Sie fängt schon wieder etwas an, Maman«, explodierte Gwendolyn, sobald die Gäste sich entfernt hatten. »Hat die Frau denn überhaupt keine Scham? Ich verstehe, warum Brook sie so sehr verachtet. Sie kennt einfach keinen Anstand.«
    »Da du kaum Kontakt mit Angela hast, verstehe ich nicht, warum dich ihre Angelegenheiten so aufregen. Und was Brook betrifft, so hast du kaum Ahnung von einem Großteil seines Lebens. Angela hat guten Grund.«
    »Grund, sich jeden beliebigen Mann als Liebhaber zu nehmen?« wollte Beatrice, die jüngere, nun selbstgerecht wissen.
    »Grund dazu und zu mehr«, gab die Mutter gelassen zurück. »Ihr habt keine Ahnung über ihre Ehe. Ich betrachte das Thema als abgeschlossen.«
    Aber die beiden Schwestern schrieben an ihren Bruder und berichteten ihm, daß Angela mit Kit Braddock bei Kettners aufgetaucht sei, und als das Abschlachten der Moorschneehühner in Schottland vorüber war, fuhr er nach Easton, um Frau und Tochter zu besuchen.
    Er freute sich mit nervöser Erregung auf das Wiedersehen. Es war, als hätte sich in ihrer Beziehung etwas Entscheidendes geändert, seit er Angela wegen Joe Mantons offensichtlicher Indiskretion verprügelt hatte. Er dachte oft an diese Nacht zurück, daran, wie sehr er sich an ihrem Entsetzen und ihrer Angst geweidet hatte. Noch nie zuvor hatte er Angela unterwürfig gesehen; sie war die überhebliche Erbin gewesen, schon mit siebzehn eine unabhängige Frau von großer Schönheit und Persönlichkeit. Der alte Viscount hatte sie nicht nur

Weitere Kostenlose Bücher