Zügel der Leidenschaft
...?«
»Könnten wir darüber später weiterreden?« Sie fühlte sich von den Problemen einer öffentlichen Scheidung und dem damit verbundenen Skandal überwältigt. Dann holte sie tief Luft, um sich zu beruhigen. »Ich bin völlig durcheinander.«
»Wo hast du May versteckt?« fragte Kit nun lächelnd, weil er bereit war, ihr Zeit zu lassen, um alle Komplikationen zu bedenken. »Sie versäumt ihre Sahnetörtchen.«
»Du bist so wunderbar und so normal«, murmelte sie und streichelte über sein windzerzaustes Haar. »Was würde ich nur ohne dich tun?«
»Sämtliche alten Liebhaber herbestellen.«
»Ich liebe deine Eifersucht – aber das würde ich nie tun, niemals!«
»Dann bekommst du auch ein Sahnetörtchen«, neckte er sie. »Suchen wir May.«
»Ich habe sie mit Bergie nach Stone House geschickt. Brook hat ihr Angst und Schrecken eingejagt, als er versuchte, sie auf den Arm zu nehmen.«
»Wir lenken sie mit ein bißchen Spaß ab«, versprach Kit leise und zog Angela auf die Füße. »Du trägst die Kuchen, und ich trage dich, und dann sprechen wir nur noch über angenehme Dinge, wie über die Geschenke, die ich für dich und May in Stone House habe«, fuhr er fort, reichte ihr die Schachtel und hob sie auf seine Arme.
»Wo hast du denn Geschenke herbekommen?« Ihre Stimme klang sehr überrascht.
»Aus Easton Vale«, antwortete er und verließ die Kinderstube.
»Was gibt es denn Schönes in Easton Vale?« Der kleine Laden dort hatte nur ein begrenztes Angebot.
»Aber, aber, Gräfin, ich muß doch sehr bitten«, murmelte er ironisch, doch seine Augen funkelten vor Vergnügen. »Es gibt vieles in Easton Vale, was meinen drei Damen gefällt. Sie müssen jetzt einfach nur abwarten. Ich habe sogar etwas für Bergie gefunden.«
»Sie betet dich bereits an. Dann wird sie dich auf immer und ewig lieben.«
»Genau darum geht es mir ja auch.«
»Du arroganter Kerl!« Sie klammerte sich eng an ihn, während er die Treppe hinabsprang.
»Das funktioniert immer«, erklärte er auf dem Gang im zweiten Stock. »Damen lieben Geschenke.«
»Du weißt zu genau, was Damen gefällt«, neckte sie ihn. »Ich werde dich nie wieder aus den Augen lassen.«
»Und ich dich auch nicht.« Nach der Szene mit Brook meinte Kit das ernst. Dieser Mann war gefährlich.
Er hatte den beiden für ihre Pferde neue Halfter aus rotem Leder mit gehämmerten Silberbeschlägen gekauft, in die ihre Namen eingraviert waren. Schon vor einer Woche hatte er sie bestellt, als er sie im Schaufenster des Sattlers gesehen hatte.
Bergie bekam Handschuhe aus lavendelfarbenem, duftendem und besticktem Leder, und sie errötete um mindestens zehn Töne, als sie sich bei ihm bedankte.
Später an diesem Tag, nach den Sahnetörtchen und dem Tee, nach einem Spiel mit den Kätzchen und viel Gelächter, nach einem friedlichen Abendessen in der Kinderstube mit Peter Rabbit, war die Erinnerung an den Besuch des Grafen durch die Vertrautheit, Zufriedenheit und Freude in der kleinen Familiengruppe verblaßt.
Doch ein Teil der Furcht blieb, und May erwähnte den Vorfall erneut, als man sie ins Bett brachte.
»May hat Angst«, sagte sie.
»Mama ist bei dir, Liebling«, beruhigte sie Angela. »Du brauchst keine Angst zu haben.«
»Brook böse«, erklärte das kleine Mädchen mit Nachdruck. Papa nannte sie ihn nie.
»Er wird nie wieder herkommen«, sagte ihre Mutter und warf Kit einen Blick zu, der in einem Sessel am Fußende des Bettes saß.
»Bestimmt?« fragte die Kleine und klammerte ihren Peter Rabbit fester an sich.
»Ganz bestimmt«, antwortete Kit. »Mama hat ihm gesagt, er soll fortbleiben.«
»Danke, Mama«, flüsterte May in offensichtlicher Erleichterung. »Jetzt schlafen.«
Angela und Kit blieben bei ihr sitzen, bis sie fest eingeschlafen war.
»Du mußt ihn aus deinem Leben verbannen«, bemerkte Kit beim Verlassen der Kinderstube. »De Grae bildet nicht nur für dich eine Gefahr, sondern auch für May und Fitz.«
»Wenn Brook nicht so unberechenbar wäre, könnte man mit ihm fertig werden«, antwortete Angela. »Aber er hat Bertie so heftig bedroht, daß sogar dieser Angst vor ihm hat. Die Königin wird verrückt, wenn Bertie schon wieder als Zeuge in einem Scheidungsprozeß vor Gericht geladen wird. Es ist alles so frustrierend. Mit Brook wird keiner fertig.«
»Schau, Liebste, du mußt das durchstehen. Ich werde dir nicht sagen, was du zu tun hast, aber de Grae ist nicht ganz bei Verstand und eine echte Gefahr für dich und deine
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