Zügel der Leidenschaft
herab, als habe er gerade erst entdeckt, wie sehr er sie liebte. »Ich hatte mir um diese Schiffsladung Sorgen gemacht, aber es scheint alles in Ordnung.«
»Dank Johnstons«, bemerkte Saskia, die sich mit einer so lässigen Vertrautheit in einen großen Clubsessel lehnte, als sei sie hier zu Hause.
»Und dank dir«, entgegnete Kit. »Vergiß nicht, dir einen Bonus für die Tang-Skulpturen aus Shang-Xi zu überweisen, zu denen du mich überredet hast. Saskia hat ein gutes Auge für Kunstgegenstände«, fügte er zu Angela gewandt hinzu.
Für gut aussehende Männer auch, dachte Angela. Aber sie fühlte sich gegenüber dieser Frau, die Kit schon viel länger kannte als sie, bemerkenswert wohlwollend. Saskia mußte Kit nun auf dessen Bitte hin aufgeben, und Angela reagierte aufgrund ihrer eigenen Liebe zu ihm mit Mitgefühl statt mit Eifersucht.
Sie tranken zuerst Tee und dann eine Flasche Champagner, während sie über die Arbeiten sprachen, die auf der Desirée vorgenommen wurden, sowie von ihren Tagen auf Easton. Saskia plante, sich in Paris niederzulassen, und so diskutierten sie ausführlich die verschiedenen Arrondissements, in denen man eine gute Wohnung finden konnte. Dann warf Kit einen raschen Blick auf seine Uhr und sagte zu Angela: »Ich muß Chambers treffen, ehe die Banken schließen. Hast du etwas dagegen, wenn ich auf kurze Zeit verschwinde?«
Nein, das hatte sie nicht. Sie hatte Verständnis – ganz wohlwollende Anpassung. Er küßte sie sanft und stand auf. Saskia setzte ihr Glas ab und erhob sich ebenfalls.
»Bitte bleiben Sie, wenn Sie möchten«, sagte Angela zu ihr. »Wenn Sie hier noch etwas zu tun haben, dann kann ich mich anderweitig beschäftigen.«
»Du könntest noch die Rechnungen mit Johnstons Zahlen vergleichen, Saskia«, schlug Kit vor, »falls du nichts dagegen hast«, fügte er hinzu, weil er sich der Gefühle dieser beiden Frauen zueinander nicht ganz sicher war.
»Wenn es Ihnen recht ist, bleibe ich gern noch ein paar Minuten«, antwortete Saskia. »Ich habe die Ballen Thaiseide noch nicht auf der Liste gefunden, aber ich erinnere mich, sie irgendwo gesehen zu haben.«
»Gut. Ich verschwinde dann. Wiedersehen, Liebling. Sag Whitfield Bescheid, falls du irgend etwas brauchst. Danke, Saskia ... noch einmal.« Und mit einem Winken verließ er das Zimmer.
Als Saskia auf den Schreibtisch zuging, fragte Angela leise: »Lieben Sie ihn?«
»Nicht so wie Sie.«
»Und das heißt?« erwiderte Angela noch leiser, weil sie Saskias Antwort in ihrer Tonlosigkeit etwas beunruhigend fand.
»Sie lieben ihn zuviel.« Nun stand sie hinter dem Schreibtisch, stützte sich mit den Fingerspitzen auf die Lederplatte und fügte freundlich hinzu: »Er liebt Sie aber auf gleiche Weise. Machen Sie sich keine Sorgen.«
»Ich kann nicht anders. Ich wünschte, ich könnte es.«
»Sie können alles, was Sie wollen, Gräfin. Aber ich verstehe es«, fügte sie zweideutig hinzu, nicht sicher, ob sie für Kits wahre Liebe die Vertraute spielen wollte.
»Wie lange kennen Sie ihn schon?« fragte Angela. »Bitte verzeihen Sie diese Frage, aber ich weiß, abgesehen von den oberflächlichsten Fakten, nur sehr wenig über ihn.« Sie wünschte sich allerdings auch – mit einiger Unruhe –, etwas mehr über das Verhältnis zwischen den beiden zu erfahren.
»Ich habe Kit vor fünf Jahren auf Java kennengelemt«, antwortete Saskia, bewußt ihre Worte wählend, weil sie nicht zu viel preisgeben wollte. »Er hat mich vor den Schurken gerettet, die mein Mann hinter mir hergejagt hatte, um mich umzubringen. Wir sind sehr gute Freunde.«
»Aber Sie sind auch mehr als das, nicht wahr?« meinte Angela leise.
»Ja, bis er Sie kennenlernte. Dann wurden wir alle zusammen in Rente geschickt«, antwortete Saskia mit leisem Lächeln.
»Ich habe das sonderbare Gefühl, sagen zu müssen, es täte mir leid, aber das tut es mir eigentlich nicht.«
»Machen Sie sich bloß keine Vorwürfe. Es war Kits Entscheidung, und er hat sie bestimmt nach gründlichen Überlegungen getroffen. Wir waren immerhin freiwillig bei ihm. Sehen Sie, er hat uns allen zu einigem Wohlstand verholfen. Das ist ein entscheidender Vorteil in dieser Welt, wie Sie sicher gut wissen«, fügte Saskia leise hinzu. »Ich hoffe, es klappt zwischen Ihnen beiden.«
»Warum sagen Sie das?« Der gemäßigte Ton von Saskias Bemerkung hatte einen beunruhigenden prophetischen Anklang.
»Weil er von Ihnen alles will. Denn er liebt Sie so sehr, und ich bin nicht
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