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Zügel der Leidenschaft

Zügel der Leidenschaft

Titel: Zügel der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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gründlich verwöhnt, sondern dann auch noch den Fehler begangen, ihr sein Vermögen zu hinterlassen, was sein Vater immer bedauert hatte. Darin stimmte er mit ihm überein.
    Brook fragte sich, ob Angela wieder aufschreien würde, wenn er sie schlug. Das hatte sie beim letzten Mal erst ganz zum Schluß getan. Die Gewalt hatte ihn erregt, wie immer, und ihr angstvolles Schluchzen hatte seine Lust bis zur fiebrigen Begierde gesteigert. Dann hatte er sie besessen, wie es einem Ehemann zustand. Vielleicht hätte er sie schon vor Jahren schlagen sollen, dachte er, dann hätte sie ihn vielleicht nicht mit solcher Verachtung behandelt.
    Es war eine angenehme Aussicht für ihn.
    Doch auf einer prosaischen Ebene sollte sein Besuch auf Easton auch einem anderen Zweck dienen. Seine Spielschulden hatten solche Ausmaße erreicht, daß er sie nicht mehr aus dem Ertrag seines Vermögens bestreiten konnte. Die Grafen de Grae hatten zwar einen langen, beeindruckend adligen Stammbaum, aber genossen nicht die Vorteile, die einem der Besitz von Kohle- oder Erzvorkommen bieten. Noch hatten seine Vorfahren die Sitte gepflegt, reiche Erbinnen wie die Lawtons zu heiraten, die mit ihrer Mitgift ganze Straßenzüge von London in die Ehe einbrachten. Seine Hochzeit mit Angela hatte eigentlich zum Ziel gehabt, die de Grae-Finanzen aufzubessern. Sie könnte ihm einen Teil ihres üppigen Vermögens überlassen, um seine Schulden zu bezahlen, dachte er grimmig, denn er fühlte sich zutiefst davon beleidigt, daß sie die Kontrolle über ihr Vermögen behalten hatte. Denn weil sie seine Frau war, sollte ihr Geld eigentlich ihm gehören.

19
    Brook Greville kam zwei Tage später auf Easton an. Er fragte gleich nach Betreten des Hauses die Diener aus und fand Angela in der Kinderstube, wo sie May etwas vorlas.
    »Was für ein idyllisches Bild für einen heimkehrenden Gatten«, meinte der Graf sarkastisch und lehnte sich lässig an den Türpfosten – ein böser Eindringling.
    Beim Anblick ihres Vaters schlang May, die auf Angelas Schoß saß, die kleinen Ärmchen um die Mutter und hielt sie ganz fest.
    »Was willst du?« fragte Angela, bemüht, ruhig zu bleiben. Er betrachtete sie mit lüsternen Augen.
    »Darf ich dich nicht besuchen kommen?«
    Statt einer Antwort wandte sich Angela zu der anderen Tür der Kinderstube und rief mit lauter Stimme: »Bergie!«
    »Sie sieht dir jeden Tag ähnlicher, Angela«, bemerkte ihr Ehemann nun verächtlich. »Bringst du ihr auch bei, wie man sich als reiche Erbin benimmt?«
    »Wir haben zwei Kinder, Brook. Fitz wird ein Vermögen erben.«
    »Auch er ist dir sehr ähnlich, meine Liebe. Wie schaffst du das bloß?«
    »Indem ich mich wie eine normale Mutter verhalte. Oh, da bist du ja, Bergie«, sagte sie, und große Erleichterung durchflutete sie, denn ihr Drang, May zu beschützen, beherrschte ihre Gedanken. »May möchte jetzt einen Spaziergang machen. Nehmt einen Pullover mit, falls es kühl wird.«
    »Komm her, May, laß dich von Papa in den Arm nehmen«, sagte Brook leise und klopfte auf seinen Schenkel, als riefe er einen Hund herbei.
    May blickte ihn mißtrauisch an und umklammerte ihre Mutter nur noch fester.
    Da löste sich der Graf vom Türpfosten und trat mit einem seltsamen Glitzern in den Augen ins Zimmer. »Ich bin dein Vater, du dumme Göre«, erklärte er zornig, bückte sich und riß May aus Angelas Armen.
    May schrie auf und wand sich panisch. Sie wehrte sich heftig mit Armen und Beinen, bog sich unter dem brutalen Griff des Vaters nach hinten und stieß einen markerschütternden Schrei aus.
    Mit wild klopfendem Herzen sprang Angela auf. »Laß sie los!« gellte sie so laut, daß es ihr in den Ohren klirrte, stürzte sich auf ihn und hob die Fäuste, um ihn zu schlagen. Da ließ er das kleine Mädchen unvermittelt fallen, als sei er des Spiels überdrüssig.
    Angela riß May in ihre Arme und hielt sie eng an sich gepreßt. Dann trat sie rasch auf Bergie zu, die entsetzt in der Tür zum Ankleidezimmer stand, und übergab das Kind der Amme. »Bring sie nach Stone House«, sagte sie leise und schob die beiden aus dem Zimmer.
    Anschließend wirbelte sie zu ihrem Mann herum und stieß in tödlicher Ruhe hervor: »Versuch das nie wieder mit May. Faß sie nie wieder an, du Ungeheuer. Und jetzt entferne dich aus meinem Haus, sonst lasse ich dich hinauswerfen.«
    »Durch deinen neuen Liebhaber?«
    »Von ihm oder von einem meiner anderen Liebhaber«, fauchte sie verächtlich. »Du hassenswerter,

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