Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zügel der Leidenschaft

Zügel der Leidenschaft

Titel: Zügel der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
Vom Netzwerk:
scheint, daß nur der Erstgeborene garantiert von seinem rechtlichen Vater abstammt? Das fällt mir wirklich schwer.«
    »Vielleicht könnte ich mit der Zeit Brook überreden, vernünftiger zu werden, und dann ...«
    »So lange will ich nicht warten«, unterbrach er sie scharf. »Großer Gott, Angela, du lebst seit achtzehn Jahren in dieser elenden Ehe. Wie lange willst du das Unvermeidliche noch hinausschieben? Beantrage die Scheidung vor Gericht.«
    »Ich wünschte, es wäre so einfach.«
    »Das ist es, wenn du es willst.« Jedes Wort war ein harter, schwerer Vorwurf.
    »Es tut mir leid«, flüsterte sie.
    »Nein, mir tut es leid«, murmelte Kit, die Stimme gepreßt vor Beherrschung. »Ich dachte wirklich, daß du mich liebst. Ich habe nicht gewußt, daß ich in deinem eleganten, diskreten Leben voll Affären nur eine weitere Abwechslung bedeute. Aber diese Männer bringen wenigstens ein wenig Leben in dein Dasein, nicht wahr?«
    »Es sind wohl nicht genug, um sie als ›alle‹ zu bezeichnen«, wehrte sie erregt seine Anschuldigungen ab. »Wie kannst du es wagen, mich zu kritisieren – ein Mann mit einem Harem!«
    »Einem ehemaligen Harem – deinetwegen«, erwiderte er knapp. »Aber es war nett, Ihrer kurzen Liste hinzugefügt worden zu sein, Gräfin«, fügte er mit glattem Lächeln hinzu. »Es war gewiß die Erfahrung wert. Wirst du dich vielleicht wieder von deinem Mann verprügeln lassen, um diese akzeptable Fassade vor deiner Mutter, der Königin und der Gesellschaft aufrecht zu halten?« Er ragte nun hoch über ihr auf, wie ein Racheengel: Angriffslustig und zornig, und der Hohn war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.
    »Wenn ich ein Mann wäre, könnte ich mich ungestraft scheiden lassen – aber wir wissen schließlich beide, daß wir in einer Männerwelt leben, nicht wahr?« Sie brauchte von einem Mann mit seinen unbescheidenen Gewohnheiten keine Zurechtweisung über eheliche Beziehungen.
    »Und du hast es gelernt, sie hübsch zu manipulieren, nicht wahr?«
    »Ich überlebe einigermaßen«, sagte sie mit dem Gedanken, wie wenig er über die harten Zwänge ihres Lebens wußte. »Dabei hilft mir mein Geld. Aber du weißt selbst sehr gut Bescheid über die Vorteile von Reichtum«, fuhr sie leise fort. »Wir beide verstehen nur zu gut, wie weit diese Macht reicht.«
    »Das war's?« Es war, als habe er nicht hingehört.
    »Ich kann mich ohne seine Zustimmung nicht von ihm scheiden lassen. Wenn er sich entschließt, meinen Antrag vor Gericht anzufechten, könnte es für mich und meine Kinder gefährlich werden. Und er könnte den Prinzen von Wales ruinieren.« 21 Sie hatte seit Wochen versucht, ihm das verständlich zu machen.
    »Dann vielen Dank für deine Gastfreundschaft.« Sein Blick war brutal und kalt.
    »Ich danke dir«, sagte sie leise. »Für deine Freundschaft.«
    »Ich will nicht mehr mit dir befreundet sein.«
    »Ich weiß.«
    Kit betrachtete sie noch einen Moment mit unergründlicher Miene und verließ dann mit einem kurzen Nicken den Raum.
    Lange Zeit saß sie wie betäubt da. Sie wollte sich nicht bewegen, weil sie mit der vagsten aller Wunschvorstellungen glaubte, er würde wieder hereinkommen, sie in die Arme nehmen und ihre Traurigkeit verscheuchen.
    Aber sie hatte die Kälte in seinem Blick gesehen.
    Und selbst in ihren sehnsüchtigsten Wunschträumen würde sie den Blick nicht aus ihrem Gedächtnis verbannen können.
    Als sie schließlich Stunden später die Bibliothek verließ und in ihr Zimmer ging, waren seine Kleider, seine beiden Ledertaschen und seine Stiefel unter dem Sessel im Ankleidezimmer verschwunden. Er hatte einen elfenbeinernen Kamm vergessen, den sie auf ihrem Schminktisch fand, wo er ihn am Abend zuvor abgelegt hatte, nachdem er ihr damit die Haare gekämmt hatte – und seine Lederjacke, die er in einer dunklen Ecke ihres Zimmers über einen Sessel geworfen hatte. Sie zog sie an, rollte die Ärmel hoch und zog sich die Jacke eng um den Körper. Umgeben vom Duft seines Eau de Colognes wünschte sie sich verzweifelt, alles hinter sich zu lassen und mit ihm nach Brisbane oder Madagaskar oder in ein kleines Haus in Maine zu gehen. Dann setzte sie sich in den Sessel beim Kamin, in dem er immer gesessen hatte, und weinte ein Meer von Tränen.
    All ihr Glück war aus ihrem Leben verschwunden.
    Am nächsten Morgen berichtete ihr Bergie, daß Kit vor seinem Fortgehen in die Kinderstube getreten sei und May umarmt hätte. »Wird er bald zurückkommen?« fragte das junge Mädchen.

Weitere Kostenlose Bücher