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Zügel der Leidenschaft

Zügel der Leidenschaft

Titel: Zügel der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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hinzu und tätschelte ihren Arm, als sie ihm aus dem Mantel half. »Ich kann einfach nicht, Liebling.« Er gab ihr einen Kuß auf die Wange. »Hast du schon mal an Madame Centisi gedacht? Ich habe gehört, daß sie sehr feine Burschen für die reiche Damenwelt zur Verfügung hält. Bestreite es aus der Tageskasse, Schatz. Die Kassette in meinem Arbeitszimmer ist reichlich gefüllt.«
    Dann lehnte er sich einen Moment gegen die Wand und schloß die Augen. Er war müde, er war es leid, müde zu sein, er war es leid, in jeder Frau, die er fickte, Angela zu sehen.
    Dann atmete er aus, öffnete die Augen, lächelte mit einem so nüchternen Gesichtsausdruck, daß sich Saskia fragte, wie eine so plötzliche Verwandlung stattfinden konnte, und fragte: »Welche Papiere muß ich heute morgen unterschreiben? Chambers wollte gestern abend ein paar Auszüge herüberschicken.«
    »Sie liegen auf deinem Schreibtisch.«
    »Dann gib mir einen Moment zum Umkleiden. Könntest du den Koch bitten, mir einen Kaffee zu machen? Starken Kaffee. Sehr starken Kaffee.« Er grinste. »Und guck mich nicht so mütterlich an. Ich überlebe recht gut ohne sowas.«
    Aber er fragte sich in den wenigen Momenten, in denen er sich sehr allein fühlte, ob er wirklich lange überleben würde. Angela erfüllte seine Gedanken – die Erinnerung an ihr Lächeln, ihren Duft, ihre zarte Haut, ihren lustvollen Schrei beim Orgasmus, wenn er tief in ihr versunken war ... Doch dann zuckte er zusammen, erwachte aus dem Tagtraum und vertrieb diese Erinnerungen gnadenlos, fegte sie beiseite und schob sie dorthin, wohin sie gehörten: Auf die Müllhalde der unmöglichen Träume.
    Als Angela in die Stadt kam, hatte sie nicht mehr als drei Tage dort geplant: Ein Tag gehörte ihren Bankiers, einer ihren Freunden, und am dritten Tag wollte sie Verwandte aufsuchen, die überzeugt waren, sie würde auf Easton verschimmeln, denn man hatte sie seit August nicht mehr in Gesellschaft gesehen.
    Die Bankiers waren wie immer schwierig und nicht geneigt, ihren Plänen zuzustimmen, sich so großzügig um die Pächter zu kümmern. Sie hingen der Theorie an, daß man Arbeiter völlig unnötig verwöhnte, wenn man ihnen ein anständiges Gehalt und vernünftige Häuser bot. Die Armen waren doch gern arm, sagten sie, das sei ihr Platz in der Gesellschaft, fügten sie selbstgerecht hinzu: Gut gekleidet und fett von ihrem Luxusleben saßen sie vor ihr.
    »Ich brauche Ihre Zustimmung nicht«, erklärte sie schließlich, nachdem Höflichkeit und Diplomatie nicht mehr angebracht schienen, und da runzelten sie die Stirn wie ein Haufen unglücklicher Ferkel. »Stellen Sie bitte die Banküberweisungen aus und bereiten Sie sie für morgen zur Unterzeichnung vor. Herzlichen Dank, Gentlemen, für Ihre Zeit.« Damit ging sie, und sie sagten ihr eine unheilvolle Zukunft voraus, weil sie so wenig davon verstand, wie man mit dem gottgegebenen Recht der Reichen zu herrschen umging.
    Als erste am nächsten Morgen besuchte sie Violet, weil sie sie am meisten vermißte und weil sie jemandem ihr Leid klagen wollte.
    »Er ist immer noch in London, weißt du«, erklärte Violet, noch ehe sie den Salon betreten hatten.
    Es hatte keinen Sinn, so zu tun, als wisse sie nicht, von wem die Rede war. »Ich hatte gedacht, er wäre schon vor einiger Zeit abgereist«, sagte sie, sich in einem Sessel niederlassend.
    »Den Gerüchten zufolge stellt Mr. Braddock in sämtlichen Freudenhäusern neue Rekorde auf.«
    »Das paßt gar nicht zu ihm«, erwiderte Angela sarkastisch.
    »Er verzehrt sich jedenfalls nicht vor Kummer«, meinte Violet leise, behielt Angela aber im Auge, »falls du das gehofft hattest.«
    »Ich habe überhaupt keine Hoffnungen«, sagte Angela mit einem leisen Seufzer. »Als ich ihm sagte, ich könnte ihn nicht heiraten, wußte ich, daß alles unwiderruflich vorbei war. Er hat mir das hier geschenkt«, fügte sie hinzu und hob die Hand. Sie hatte es nicht übers Herz gebracht, seinen Ring abzustreifen; es war die letzte Verbindung zwischen ihnen, eine Erinnerung, daß er sie einst geliebt hatte.
    »Wie absolut fantastisch!« rief Violet und beugte sich über den riesigen Brillanten. »Den will bestimmt jeder genauer betrachten. Weißt du, daß er den Ring bei Cartier gekauft hat? Lucy und Margaret hörten davon, als sie am lag darauf dort vorbeischauten. Die Angestellten sprachen über nichts anderes. Fünfzigtausend hat er telegrafisch dafür bezahlt.«
    »Dann kann ich ihn nicht tragen.« Sie hatte

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