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Zügel der Leidenschaft

Zügel der Leidenschaft

Titel: Zügel der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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Fröhlichkeit verschwand aus seinen Augen. Dann wandte er sich an seine Männer und dankte jedem einzelnen mit einem Handschlag und ein paar Worten.
    Fitz nahm seine Mutter beiseite und entschuldigte sich bei ihr. »Ich hätte niemals so verschwinden dürfen, Maman«, sagte er. »Es tut mir leid, bitte weine nicht«, besänftigte er sie und streichelte unbeholfen ihre Schulter. »Es geht mir doch gut. Hast du gesehen, wie wir ins Wasser gesprungen sind?«
    Seine Stimme klang fröhlich und lebensfroh, und die Gefahr war für ihn jetzt, als es vorbei war, nur mehr ein Abenteuer.
    »Natürlich habe ich dich gesehen«, sagte Angela, wischte die Tränen fort und lächelte ihren Sohn an, der sie deutlich überragte. »Ihr wart beide sehr mutig.«
    »Er hat mich einfach hinterhergezogen«, gab Fitz kichernd zu. »Kit«, sagte Fitz und berührten diesen am Arm, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen. »Erzähl Maman, wie ich bei dem Sprung geschrien habe!«
    »Das war nur der erste Schock«, sagte Kit großzügig und wandte sich zu ihnen. »Als wir im Wasser waren, ist er großartig geschwommen.«
    »Hast du dich bei Kit bedankt?« fragte Angela. »Wir schulden ihm ungeheuer viel.«
    »Das werde ich den ganzen Rückweg lang tun, Maman«, erwiderte Fitz strahlend. »Dieses Truppenschiff war die Hölle.« Er zog eine Grimasse. »Danke, daß du mich da herausgeholt hast, Maman. Und danke, Kit«, fügte er grinsend hinzu, »für die aufregende Schwimmlektion.«
    »Das nächste Mal suchen wir uns besseres Wetter aus«, erwiderte Kit lächelnd. »Warum gehen wir nicht ins Trockene?« Er deutete auf einen Matrosen. »Afgar wird euch nach unten bringen. Wenn ihr mich jetzt bitte entschuldigen wollt«, fügte er mit einer angedeuteten Verbeugung zu Angela hinzu. »Ich muß mich darum kümmern, die Desirée zu wenden und auf Kurs nach England zu bringen.«
    Kit erschien an diesem Abend nicht zum Dinner. Der Steward übermittelte seine Entschuldigung. Der Kapitän sei noch zu sehr auf der Brücke beschäftigt, sagte er. Fitz und Angela aßen daher unter sich und suchten anschließend den Salon auf. Fitz erklärte, er habe geglaubt, sein Verschwinden würde ihr helfen. Sie bräuchte ihn dann nicht mehr gegen seinen Vater zu verteidigen.
    »Deinen Vater bekommen wir in den Griff«, gab Angela leise zurück. Sie war so froh, den Sohn wiederzuhaben, daß sie überhaupt nicht daran dachte, ihn zu strafen.
    »Nächstes Mal, wenn du ihn siehst, bleibe ich bei dir. Ich bin jetzt alt genug, für mich selbst einzutreten«, sagte er bestimmt, als habe er seine Angst vor dem Vater in den vergangenen paar Tagen überwunden.
    »Das wäre mir lieb«, sagte Angela leise. Ihr Sohn wurde zusehends erwachsener. »Das wäre mir sogar sehr lieb.«
    »Weine nicht, Maman.« Fitz beugte sich zu ihr und legte ihr den Arm um die Schulter.
    »Ich weine doch gar nicht«, schniefte sie und wischte sich die Nässe aus den Augenwinkeln. »Ich weine doch gar nicht.«

26
    Sehr spät an diesem Abend hörte Angela, wie sich ihre Kabinentür öffnete. Im Türrahmen zeichnete sich Kits Silhouette ab. Das Licht vom Gang bildete einen hellen Schein um ihn her und fiel kurz in ihre Kabine, ehe er eintrat und die Tür leise wieder schloß.
    »Wir haben den Sturm endlich hinter uns gelassen«, sagte er, trat zu einem Sessel und sank ermattet darauf nieder.
    »Ich habe es gemerkt«, sagte sie und griff mit zitternden Fingern nach dem Lichtschalter bei ihrem Bett, weil sie sich an die Abmachung erinnerte, die sie getroffen hatten. Als die Lampe sanft aufglühte, sah sie ihn deutli-cher: Tief im Sessel zusammengesunken, die Augen bloße dunkle Schatten in seinem schmalen Gesicht.
    »Ich dachte, ich könnte ritterlich bleiben«, sagte er leise, »aber wie du siehst ...« Er zuckte die Achseln. Völlige Erschöpfung stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. »Ich halte dich nicht lange wach.«
    Langsam öffnete er die Messingknöpfe seines Rocks, als mache es ihm Mühe, die Finger zu koordinieren, und schlüpfte mit einem kurzen, unterdrückten Seufzer aus den Ärmeln.
    »Du hast überhaupt nicht geschlafen, stimmt's?« fragte Angela, die merkte, welche Mühe ihm diese Bewegung machte. Beim Klang ihrer Stimme blickte er kurz auf, als müsse er sich erinnern, wo er war. Er wirkte höflich, aber leicht abwesend.
    »Hast du überhaupt irgendwann geschlafen?« wiederholte sie die Frage.
    »Ich glaube, ja.« Er hob einen Fuß auf das andere Knie, band seine Schnürsenkel auf, zog den

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