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Zügel der Leidenschaft

Zügel der Leidenschaft

Titel: Zügel der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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entgehen lassen wollten.
    Da entdeckte Angela die Gestalt ihres Sohnes, der sich mit eine Schwimmweste versehen an die Gangway an der Schiffsflanke klammerte. Drei weitere Männer gaben ihm Halt.
    Erleichtert hatte Kit gesehen, wie sich Fitz durch die Reling schob, denn er war sich trotz seiner Zuversicht gegenüber Angela keineswegs sicher, ob der Sohn auch freiwillig folgen würde. Er war fest entschlossen, ihr Fitz zurückzubringen, aber dazu brauchte er jetzt wenigstens keinen Zwang anzuwenden.
    Er winkte Fitz zu, als sie sich näherten, und bedeutete ihm, sich nach unten auf die wellenüberflutete Leiter zu begeben, während das kleine Boot sich gefährlich dicht dem Kriegsschiff näherte. Sie konnten in der sturmdurchtosten See leicht gegen die Flanke geschleudert werden, wenn sie zu nahe kamen, oder unter den Bug geraten, wenn eine Welle sie nach unten saugte. Er lobte Angelas Jungen insgeheim für seinen Mut, denn es war ein gefährliches Unternehmen für einen Siebzehnjährigen – eigentlich für jedes Alter.
    Ihr Boot rollte und trieb weiter durch die Wellen und näherte sich Stück für Stück bis auf knappe sechs Meter der Adelaide. Die Angst stand Fitz ins Gesicht geschrieben und die Männer, die ihn noch hielten, hatten den gleichen Gesichtsausdruck. Kit schrie dem Mann neben sich etwas zu. Seine Stimme wurde fast vom Tosen des Windes übertönt. Als dieser nickte, richtete sich Kit vorsichtig für einen Sekundenbruchteil im Bug auf und sprang dann mit ausgestreckten Armen über die wogende See, um die Stahltrosse zu schnappen.
    Angela schrie auf, und ihre Stimme hallte durch den kleinen umschlossenen Raum der Brücke. Dann schloß sie die Augen, denn sie wagte es nicht, hinzuschauen, ob er die gefährliche Distanz überbrückt hatte.
    »Er hat es geschafft«, sagte jemand leise, aber mit abwartender Vorsicht, und als Angela die Augen wieder öffnete, begriff sie, warum es nicht freudig geklungen hatte.
    Kit klammerte sich an die letzte Stufe; sein Körper hing über der wilden See, während das Schiff sich hob und senkte. Seine Gestalt wirkte winzig vor der riesigen Schiffswand.
    Dann schwang er mit den Beinen einmal kurz aus, dann noch einmal in einem weiteren Bogen, und stemmte sich unter Aufbietung aller Muskelkräfte auf die Rampe. Wie graziös der ungebrochene Schwung von Muskeln und Kraft selbst in dieser Situation wirkte!
    Einen kurzen Moment lang blieb er auf der Rampe hocken, um wieder zu Atem zu kommen, während die Männer auf der Brücke der Desirée ihm zujubelten. Dann erhob er sich und stieg die schlüpfrige Gangway zu dem Jungen hinauf.
    Angela sah, wie er sich dicht zu Fitz beugte und mit ihm sprach. Als ihr Sohn nickte, winkte Kit die anderen Männer beiseite. Dann waren die beiden allein, zwei kleine Gestalten vor dem Hintergrund eines hochaufragenden Schiffes und der wilden Attacke der Natur.
    Er hätte eine Schwimmweste anlegen sollen, dachte Angela, der es erst jetzt auffiel, daß Kit dies versäumt hatte. Dann begannen die beiden Männer, die Gangway hinabzuklettern, und alle überflüssigen Gedanken verschwanden aus ihrem Kopf.
    Beim Abstieg über die schräge Treppe schien Kit mit Fitz zu sprechen, doch was er sagte, schien nicht auf Wohlwollen zu stoßen, denn Fitz schüttelte nachdrücklich den Kopf. Unten angekommen umklammerte Kit das Handgelenk des Jungen, bedeutete dem Boot und der Besatzung, sich von der Adelaide zu entfernen, und sah dem mühsamen Versuch zu, bis genügend Abstand zwischen ihnen und dem Schiff lag: Sechs Meter wogende, wilde See.
    Dann schlang er ohne jede Vorwarnung die Arme um den Jungen und sprang mit ihm ins Wasser. Entsetzt schloß Angela wieder die Augen und betete zu sämtlichen Göttern, die gerade zuhören mochten, sie vor allen Gefahren zu retten.
    »Er hat ihn«, sagte der Erste Offizier.
    Fast hysterisch vor Erleichterung sah Angela Kits dunklen Kopf und Fitz' helleren wie Korken auf den Wellen tanzen. Kit, ein starker Schwimmer, zog Fitz zu dem kleinen Boot und hievte ihn über die Seite, um sich selbst hinterherzustemmen.
    Sie waren in Sicherheit.
    Angela brach in Tränen aus.
    Fitz und Kit lachten lauthals, als sie an Bord kamen. Sie waren völlig durchnäßt, das Wasser strömte nur so an ihnen herab, aber sie waren gewappnet gegen die Unannehmlichkeiten des Sturms. Kit blickte hoch, sah Angela an der Tür zur Brücke stehen und schob Fitz vor sich her.
    Er sah, wie Mutter und Sohn sich umarmten: Sein Gesicht verschloß sich, und alle

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