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Zügel der Leidenschaft

Zügel der Leidenschaft

Titel: Zügel der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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Möglichkeit, daß ein Sturm sie vom Kurs abbrachte, die Schwierigkeit, die Adelaide bei Nacht zu sichten – oder daß sie inzwischen ebenfalls vom Kurs abgetrieben war.
    Die Desirée funkte zwei Schiffe an, die sie in der Nacht überholten, aber beide waren nicht das Ziel ihrer Suche. Eines hatte die Adelaide am vorigen Tag gesichtet und gab ihnen ihren Kurs an. Kit ließ diese Nachricht sofort Angela in ihrer Kabine übermitteln. »Morgen könnten wir sie erreichen«, hieß es. Danach ordnete er ein noch schärferes Tempo an – falls seine Crew das schaffte, ohne die Motoren zu überhitzen –, und die Männer im Maschinenraum legten weitere fünf Knoten zu und trieben die Druckventile in den Gefahrenbereich.
    Die Desirée stampfte durch die Nacht.
    Am nächsten Tag bat Angela um Erlaubnis, auf die Brücke kommen zu dürfen, denn sie war zu unruhig und ungeduldig, um weiter unter Deck zu bleiben.
    »Aber nur, wenn du mir nicht im Weg bist«, hatte Kit brüsk geantwortet. »Für Höflichkeit kann ich nicht garantieren.« Rasch musterte er sie. »Hast du geschlafen?«
    »Nicht viel«, antwortete sie und bemerkte nun ihrerseits die tiefen Schatten unter seinen Augen und die dunkelroten Stoppeln auf seinen Wangen. »Wie kann ich dir jemals danken, daß du das für mich tust?«
    »Wir haben ihn noch nicht gefunden«, erwiderte er knapp und wappnete sich für einen Brecher. »Spar dir deinen Dank auf. Setz dich da drüben hin und halt dich fest.«
    Sie fügte sich ihm in dem lebhaften Treiben auf der Brücke, ohne über seine Kurzangebundenheit beleidigt zu sein.
    »Schiff steuerbord!« rief der Erste Offizier am Nachmittag, denn durch den treibenden Regen war undeutlich die Form eines Schiffes auszumachen.
    »Haltet darauf zu«, ordnete Kit an, »und wenn es die Adelaide ist, schickt ein Signal aus, wenn wir unter hundert Yards an sie herankommen.«
    Ein kurzer Jubelruf ertönte, als der Schiffsname in Sicht kam, und nun konnte Angela trotz Kits Befehl nicht länger stillsitzen. Sie trat zum Fenster der Brücke, preßte ihr Gesicht an die Scheibe und versuchte, durch den Sturm zu spähen.
    »Können wir denn bei diesem Seegang überwechseln?« fragte sie.
    »Wir bestimmt nicht«, antwortete Kit, den Blick auf den Bug der Adelaide gerichtet, »aber ich kann es.«
    »Du willst mich nicht mitnehmen?«
    »Sei vernünftig, Angela. Die Wellen sind an die zehn Fuß hoch.«
    »Dann sollten wir vielleicht warten. Wir könnten ihnen doch folgen, bis die See ruhiger wird.«
    »Das würde ich lieber vermeiden. Wir sind bereits vier Tage unterwegs, und das bei höchstem Tempo. Wir brauchen noch einmal vier Tage für die Rückfahrt.« Er atmete tief aus, und nun wurde seine Erschöpfung sichtbar. »Und wenn dieser Sturm andauert, fahren wir vielleicht den ganzen Weg bis zum Kap hinter ihnen her, und so viel Zeit habe ich nicht. Ich werde am Pearl River erwartet. Eigentlich hätte ich schon vor Wochen dort sein sollen.«
    Sie warf ihm einen raschen Blick zu.
    »Ich mache dir keinen Vorwurf«, sagte er; seine Miene blieb dabei ebenso beherrscht wie seine Stimme. »Es ist einfach so verlaufen. Aber nun muß ich so bald ich kann dort auftauchen. Meinst du, Fitz hat Angst, bei diesem Seegang herüberzukommen?«
    Angela schüttelte den Kopf. »Er ist sein ganzes Leben gesegelt, aber Violet hat sich gefragt, ob er überhaupt mit mir zurückkommen will. Das hatte ich noch gar nicht bedacht, bis sie es erwähnte.«
    »Mach dir darum keine Sorgen.«
    Diese klare, einfache Antwort beruhigte sie, ebenso wie die kurze Nachricht, die der Funker an die Adelaide schickte, mit der man um Erlaubnis bat, das Truppenschiff betreten zu dürfen.
    Nach einigem Hin und Her mit dem Kapitän der Adelaide, der sie wegen des schlechten Wetters von ihrem Vorhaben abbringen wollte, legte ein kleines Boot mit einer Besatzung von acht kräftigen Männern und Kit von der Desirée ab. Es war ein Anblick, bei dem einem fast das Herz stillstehen wollte: Das winzige Rettungsboot, das von den haushohen Wellen herumgeworfen, hochgehoben und niedergeschleudert wurde wie ein Stück Treibholz. Die Männer ruderten mit allen Kräften in den Wellentälern und klammerten sich an die nutzlosen Ruder, wenn sie hoch auf den Kamm gehoben wurden.
    Langsam und mit übermenschlicher Anstrengung gelang es dem Rettungsboot, sich dichter an die Adelaide zu schieben. An der Reling des großen Schiffs standen dicht an dicht die Passagiere, die sich diesen heroischen Übergang nicht

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