Zügel der Leidenschaft
Jungfrauengewand ausziehen.«
»Woher willst du denn wissen, was Jungfrauen nachts tragen?«
»Ich habe einmal eine gesehen. Weitere Fragen?«
»Ich weiß nicht, warum ich ständig dieses ungeheure Verlangen nach dir habe«, murmelte sie und betrachtete abschätzend seine Erektion, die sich nun aus ihrer Umhüllung löste. »Du bist so grob und unverschämt.«
»Und gewillt, für dich zu sterben. Bekomme ich dafür ein paar Pluspunkte?«
Als er es so präzise ausdrückte, erkannte sie, daß ihre eigenen Ängste im Vergleich zu seinem Akt der Liebe unangemessen hoch waren. Daher ließ sie rasch das Nachthemd über die Schultern gleiten und auf den Boden fallen, stand nackt in ihrer üppigen, lustvollen Schönheit vor ihm und flüsterte: »Dafür bekommst du mich.«
»Und das will ich verdammt nochmal auch«, sagte er und stemmte sich aus dem Sessel hoch, riß sich mit einer raschen Handbewegung den weißen Pullover über den Kopf und sagte lächelnd auf das zerknüllte Bett weisend: »Leg dich da hin, mon ange , und wir lösen unsere Geschäftsabmachung ein.«
In einer Sekunde hatte er die Hose und das Unterzeug abgestreift und war plötzlich hellwach und tatbereit. Sein harter, starker Männerkörper wirkte in seiner unanfechtbaren Kraft wie hypnotisierend. Er drang im gleichen Moment ungestüm in sie ein, als er sich zwischen ihre Beine legte, und sie begegneten sich in einer wilden, fiebrigen Fusion von Körper und Seele, so, als sei es ihnen endlich wieder gestattet: Die Krise war gemeistert, und sie konnten ihrer atemlosen Lust wieder nachgeben.
Er wußte genau, was ihr gefiel, und selbst auf die Knochen erschöpft, wie er war, wollte er ihr diese köstlichen, befriedigenden Freuden schenken. Sie kam zweimal, dann zum dritten Mal, ehe sie seinen Mund mit ihrem berührte und flüsterte: »Jetzt brauchst du nicht mehr galant zu sein.« Sie zog ihn mit jener betörenden Zauberkraft, die ihn von Anfang so fasziniert hatte, in ihren duftenden Körper und schenkte ihm Stoß für Stoß ihre Leidenschaft. Sie hielt ihn so eng in sich umschlungen, daß er unter den heftigsten Gefühlserregungen schauderte.
Diesmal brauchte sie ihn nicht anzuflehen, in ihr zu bleiben, wie noch beim letzten Mal, als sie zusammen waren. Er war viel zu müde, um diese äußerste Anstrengung auch nur zu versuchen; er wollte viel zu sehr in dieser süßen, warmen Glückseligkeit verharren. Und als der berauschende Krampf ihn erfaßte und schüttelte und er sich in sie ergoß, staunte er, wie eine einzige Frau in der ganzen Welt ihm so viel bedeuten konnte.
Sanft küßte er sie auf die Stirn. Sein Körper war unendlich erschöpft, befriedigt und schläfrig. »Ich gehe bald«, murmelte er und rollte sich von ihr herab. Aber noch während er das sagte, zuckten seine Lider, und schon war er in ihren Armen eingeschlafen.
Er war seit Tagen wachgeblieben, erkannte Angela und streichelte sanft seine seidigen Haare. Sein Kopf auf ihrer Schulter war ein solides, tröstliches Gewicht. Er hatte nicht geschlafen, weil sie ihn brauchte, um Fitz zu retten. Sie liebte ihn in diesem Moment grenzenlos – für seine Großzügigkeit, seinen unübertrefflichen Mut, seine Zärtlichkeit und Leidenschaft, für alles, was er in der Vergangenheit für sie gewesen war. In der kleinen Kabine mitten auf dem dunklen Ozean fragte sie sich auch, ob überhaupt noch etwas von ihr übriggeblieben war, so sehr wollte sie ein Teil von ihm sein.
Er war für ihr Leben unentbehrlich geworden, eine blinde Notwendigkeit, ebenso nötig wie der Atem selbst, und in einem glasklaren Moment der Erkenntnis wußte sie, daß sie ihr Leben nie mehr nach den Vorstellungen anderer Menschen leben wollte, nur aus Pflicht und Gehorsam gegenüber den Regeln der Gesellschaft.
Sie wollte Kit Braddocks Frau sein – wenn er sie noch wollte. In ihrer Fantasie, mit ihm im Arm, schwelgte sie nun in den romantischsten Vorstellungen. Sie malte sich aus, wie sie es ihm sagen würde, wie er sie zärtlich anlächeln und antworten würde, daß er sie und keine andere zur Frau wollte. Sie würden über ihr zukünftiges Leben sprechen, von ihren Hoffnungen und Träumen, von allem, was sie zusammen tun konnten. Bei diesen Gedanken an glückliche Gespräche mit ihm lächelte sie zärtlich vor sich hin.
Aber als sie es ihm schließlich mitteilte, geschah es nicht in ausgesuchten Worten oder lyrischen Bildern. Um fünf Uhr früh am nächsten Morgen schoß sie aus dem Bett und erreichte mit knapper Not
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