Zügel der Leidenschaft
Lächeln, denn die Möglichkeit einer Vaterschaft war eine angenehme Vorstellung, wenn er sich erst einmal bewußt daran gewöhnte. »Heißt das, daß die Fahrt zum Pearl River abgesagt ist?« fragte er mit spöttischem Funkeln in den Augen.
»Wenn du mich in vier Monaten zurückbringen kannst, haben wir reichlich Zeit.«
»Willst du, daß das Kind in England auf die Welt kommt?« Seine Stimme klang nun verändert.
Unsicherheit flackerte rasch über ihre Züge, doch dann kehrte das Lächeln zurück. »Darüber habe ich noch nicht nachgedacht«, sagte sie dann. »Tut mir leid. Aber solange du mich verzweifelt, ausschließlich und exzessiv liebst und mir versprichst, den Rest deines Lebens nie wieder eine andere Frau anzusehen«, sprudelte es fröhlich aus ihr heraus, »dann können wir das Baby überall haben, wo du willst.«
Kit fiel auf, daß sie Brook nicht erwähnte, und daher unterließ er es ebenfalls, um ihre strahlende Laune nicht zu verderben. Ihren Mann könnte man den Rechtsanwälten überlassen. Und mit genügend Geld konnte man sogar die Königin umstimmen. »Warum verschieben wir diese Entscheidung nicht auf später?« fragte er.
»Liebst du mich?« fragte sie – furchtsam und bettelnd.
»Ich habe doch vom ersten Abend, als ich dir begegnete, geliebt. Und ich werde dich bis zu meinem letzten Atemzug auf dieser Erde lieben.« Sanft strich er über die ängstlichen Falten auf ihrer Stirn und glättete sie mit einem Finger. »Ja, ich liebe dich, mon ange «, sagte er sehr, sehr leise. »Aus ganzem Herzen.«
»Sag mir, daß alles gut wird«, flüsterte sie.
»Ich tue mein Bestes, daß alles gut wird.« Er würde sie selbst noch gegen die apokalyptischen Reiter verteidigen.
»Aber wenn die ... du weißt schon ... die Scheidung ... länger dauert und ...« Nun stolperte sie über die Worte, die Hindernisse, die bevorstehenden Schwierigkeiten. »Vielleicht ordnet das Gericht an ... Aber dieses Baby wird er nicht bekommen«, murmelte sie ängstlich.
»Nein«, stimmte Kit entschieden zu. Er war hinsichtlich eines möglichen Anspruchs von Brook auf dieses Kind fest entschlossen. »Das würde ich nie zulassen.«
Sie teilten Fitz gleich am nächsten Morgen ihren Entschluß mit, zu heiraten, sobald die Scheidung von Brook durchgesetzt war.
»Gut«, sagte der Sohn. »Das hättet ihr schon vor einer Weile tun sollen.«
Als Kit begann, Fitz von dem Baby zu erzählen, versuchte Angela, ihn zu hindern, doch er sagte: »Still, er wird es ohnehin bald erfahren. Ich will es ihm jetzt sagen.«
Fitz sah seine Mutter an, als Kit ihm die Neuigkeit mitteilte. Er lächelte sie mit dem gleichen warmen Strahlen an wie ihr Großvater und antwortete: »May ist sicher auch ganz begeistert.«
»Du hast also nichts dagegen?«
»Warum sollte ich? Ich hatte nur immer etwas dagegen, daß du so lange unter Brook zu leiden hattest. Und ich konnte nichts dagegen ausrichten.« Seine Augen glänzten vor zurückgehaltenen Tränen. »Ich konnte es nicht verhindern, was er dir antat.«
Kit berührte den Jungen an der Schulter und sagte knurrig: »Wir sorgen jetzt beide dafür, daß deine Mutter nicht mehr darunter zu leiden hat. Ich rechne mit deiner Hilfe.«
»Ja, Kit«, sagte der junge Mann rasch und blinzelte die Tränen fort. »Wenn du mir sagst, was ich tun kann.«
»Wir haben gedacht, wir fahren zuerst einmal, um den Anfangsschwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, zum Pearl River. Es ist vermutlich nützlich, außer Landes zu sein, wenn die Anwälte und Bankiers miteinander verhandeln.«
»Nach China?« fragte Fitz aufgeregt. Er warf mit glühenden Wangen einen kurzen Blick auf seine Mutter. »Kit will nach China, Maman. Können wir mitfahren?«
Sie und Kit tauschten einen zärtlichen Blick aus. »Klingt gut, finde ich«, sagte Angela.
»Abgemacht«, meinte Kit.
Auf der Rückreise besprachen sie ihre Pläne für die Zukunft: Wo das Baby zur Welt kommen sollte, wo sie wohnen würden – ein paar Monate auf Easton, einige an Bord der Desirée und einen Teil des Jahres in San Francisco, wo Kit ein Haus besaß. Sie sprachen über ihr erstes gemeinsames Weihnachten, und Angela stellte schon Geschenkelisten für die Kinder zusammen. Kit aber lächelte nur und sagte: »Kauf, was immer du willst.« Als sie ihn fragte, was er sich zum Weihnachtsmahl zu essen wünschte, sagte er: »In erster Linie dich – der Rest ist mir egal.«
»In welchem Fall ich das eine oder andere zu unserem Menue hinzufügen werde«, antwortete sie
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