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Zügel der Leidenschaft

Zügel der Leidenschaft

Titel: Zügel der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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ich dies nur unter Zwang tue.«
    »Ich verstehe«, murmelte dieser voller Angst, wie die gewalttätige Nacht wohl enden würde. Er fragte sich, ob überhaupt jemand am Leben bleiben würde, um die Umstände zu beschreiben. Der Graf schien sich um die krasse Gesetzeswidrigkeit nicht zu scheren.
    Als Angela sich an den Tisch setzte, trat ihr Mann neben sie. Vor Aufregung ballte er unentwegt die Hände zusammen, denn sein Verstand war durch die Komplikationen, die sich seinen sorgfältigen Plänen in den Weg gestellt hatten, weiter verdüstert worden. Er trat von einem Fuß auf den anderen, so daß seine Reitstiefel wiederholt im Lampenlicht aufglänzten. Das Vermögen, auf das er schon so lange wartete, lag fast in seiner Reichweite.
    Angela nahm den Federkiel in die Hand, tauchte ihn in das Tintenfaß, warf einen Blick auf die Papiere und legte die Feder nieder.
    »Unterschreib!« schrie der Graf und schlug mit der Faust auf den Tisch.
    »Nein«, sagte sie, weil sie sich nicht einem Irren fügen würde, der sie ohnehin umbringen wollte. Sie nahm das Blatt Papier und zerriß es in zwei Hälften.
    »Nein!« brüllte der Graf auf und bückte sich, um die beiden Hälften aufzuheben. Eine Sekunde später stürzte er sich mit einer solchen Wut auf Angela, daß sie aufsprang und ohne Rücksicht auf ihre Schmerzen zurückwich. Er griff nach ihren Haaren, als sie sich ihm entwinden wollte, und zerrte sie zurück. Die andere Hand hatte er zum Schlag erhoben. Sie schrie auf.
    Ihr Schrei ertönte gleichzeitig mit dem lauten Klirren von Glas von der Rückseite des Hauses her.
    Der Arm des Grafen fiel herab. Er wandte sich zu dem Mann an der Tür und befahl ihm: »Sieh nach. Und Sie«, schnaubte er Haversham an, »rühren sich nicht vom Fleck. Sorg dafür, daß er gehorcht«, rief er seinem anderen Helfershelfer zu. »Und du setzt dich«, bellte er Angela an und zwang sie mit einem schmerzhaften Riß an ihren Haaren wieder auf den Sessel. »Und jetzt unterschreib das verdammte Papier, ob zerrissen oder nicht.«
    Angela nahm sich Zeit, sich zu setzen, weil sie hoffte, das Glasklirren bedeute die Rettung.
    »Beeil dich, verdammt!« fluchte er sie an.
    Als sie den Federkiel in die Hand nahm, explodierte das Südfenster im Salon in einem Splitterregen, und eine steinerne Gartenbank flog in den Raum, einen Herzschlag später von Kit gefolgt, der durch das zerbrochene Fenster sprang. Seine Stiefel knirschten auf den glitzernden Scherben. Seine Revolver waren auf Brook und den Wächter Havershams gerichtet. »Wenn Sie auch nur mit dem Augenlid zucken, drücke ich ab«, sagte er in die unvermittelte Stille.
    »Geh aus dem Weg, Angela«, sagte er dann rasch, weil er Abstand zwischen sie und ihrem Mann schaffen wollte, denn er wußte, der dritte Mann würde bald wieder auftauchen. Seine Schritte knirschten auf dem Glas, als er weiter in den Raum vordrang und dem stämmigen Burschen bedeutete, neben Brook zu treten.
    Haversham zitterte am ganzen Leib, denn zwischen den Ereignissen dieses ungewöhnlichen Abends und seiner normalen Existenz lagen Welten.
    Dann trat Kit auf Brook und dessen Komplizen zu, beide Mündungen auf die Männer gerichtet, die Hähne gespannt: »Ich würde Sie gern umbringen, Greville, wenn es mir nicht mein Gewissen verbieten würde.« Er hatte zwar noch nie einen Menschen kaltblütig erschossen, aber die Würgemale an Angelas Hals waren ein guter Anreiz, von diesem Prinzip abzuweichen. Doch ein Schuß würde den dritten Mann, der dem Glasbruch im hinteren Teil des Hauses nachging, sofort herbringen. Die wenigen Minuten vor seinem Auftauchen sollten ihnen bei der Flucht helfen. Kit trat nun langsam zurück und murmelte Angela und dem ältlichen Mann zu: »Wir verlassen das Haus durch die Vordertür.«
    Beide waren blaß vor Angst, doch gerade, als sie sich in Bewegung setzen wollten, blieb Angela abrupt stehen, den entsetzten Blick auf das zerbrochene Fenster gerichtet.
    »Ich hab' ihn, Boss«, sagte eine tiefe Stimme. Vor dem Fenster stand der zweite Wächter und richtete die Pistole auf Kit.
    Brook lächelte. »Lassen Sie die Knarren fallen, Braddock, und dann werden wir mal sehen, wer hier wen erschießt. Vielleicht können Sie vorher selber noch Ihr Grab graben«, meinte er mit abstoßendem Grinsen. Aber er wartete vorsichtig ab, bis Kit seine Pistolen niedergelegt hatte, ehe er Angela wieder auf den Tisch zu zerrte. »Und jetzt unterschreib!« befahl er.
    Angela beugte sich über den Tisch, kritzelte rasch ihren

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