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Zügel der Leidenschaft

Zügel der Leidenschaft

Titel: Zügel der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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die Wand. »Du verfluchte ungezähmte Hure!« knurrte er, schwankte aber leicht auf den Absätzen und sah ihr nach, wie sie hinter einem Sessel Deckung suchte, während er das halbvolle Glas an die Lippen hob. Nachdem er es geleert hatte, warf er es beiseite, schob den Sessel aus dem Weg und griff nach ihr. Erneut verfehlte er sie in seiner Trunkenheit. Angela gelangte rasch auf die Füße und stand ihm nun hinter einem kleinen Tisch gegenüber, den sie vor sich gezogen hatte. Sie hielt den Blick starr auf seine schwankende Gestalt gerichtet. Seine Reitkleidung war so zerknittert, als habe er darin geschlafen, sein Gesicht war vom Alkohol gerötet, und die Nasenflügel bebten wie bei einem verfolgten Tier.
    Wie hatte sich alles nur so entwickeln können, dachte sie vor Angst zitternd.
    »Dir muß mal jemand eine Lektion erteilen«, murmelte der Graf nun, schob den Tisch beiseite und trat wie ein Wahnsinniger auf sie zu. Sein Gesicht war vor Haß verzerrt. Als er in Reichweite kam, trat Angela mit aller Kraft nach ihm – und sie traf ihn gut. Er wand sich vor Schmerz, und sie schoß an ihm vorbei zur Tür.
    Sie riß sie auf und rannte über den Gang, fand aber die Haustür versperrt. Panisch suchte sie nach dem Schlüssel auf dem kleinen Beistelltisch, fand ihn jedoch nicht. Sie wirbelte herum wie ein gefangenes Tier und rannte auf die Halle zu.
    Doch nachdem sie das Foyer zur Hälfte durchquert hatte, löste sich einer der Burschen aus den Schatten. Sie wich ihm aus und sprang zur Treppe.
    In diesem Augenblick hörte man Brooks Brüllen, als er in den Gang stürmte. Sie rannte schneller, sprang die ersten Stufen in der Hoffnung hinauf, dort Zuflucht zu finden, wenn sie eines der Zimmer hinter sich zusperren könnte. Kit war unterwegs. Doch dann verfing sich ein Fuß in ihren Röcken, und sie stolperte. Sie riß heftig an dem Stoff, bis er nachgab, aber dabei verlor sie das Gleichgewicht und stürzte auf halber Treppe nieder.
    Sofort warf Brook sich auf sie und schleuderte sie am Arm herum. »Ich lasse mich nicht gerne treten!« knurrte er.
    Dicht vor ihrem Gesicht glühten seine schrecklichen Augen sie an. Sie zitterte und wehrte sich gegen seinen Griff, doch da umschloß seine Hand ihre Kehle und drückte zu. Sie rang nach Luft, umkrallte panisch seine Finger, seine Arme, sein verzerrtes Gesicht. Doch der Druck seiner Hand wurde immer fester.
    »Hey, Boss, sie muß doch noch unterschreiben«, meinte der riesige Kerl unten an der Treppe nun so gelassen, als würde er nicht gerade zum Zeugen eines Kampfs auf Leben und Tod.
    Brook zögerte, denn die Wut tobte in ihm, und die blutdürstige Rage war kaum unter Kontrolle zu bringen.
    »Haversham ist schon unterwegs.«
    Diese Worte schienen schließlich Gehör zu finden. Der Graf zuckte, als käme er zur Besinnung. »Du bleibst noch einmal verschont«, flüsterte er dämonisch, aber seine Hände lagen immer noch um ihren Hals. »Du kannst dir beim Warten ja ausmalen, wie ich dich anschließend umbringe«, murmelte er und begann, sie nach oben zu zerren. Seine Finger hielten sie immer noch so fest, daß sie würgte und kaum Luft bekam. Diesmal war sie nicht sicher, ob sie seinen Zorn überleben würde. Sie war benommen, hilflos und fast bewußtlos, als er sie am Hals eine Stufe nach der anderen die Treppe hinaufzerrte: Keuchend und prustend, mit rotem Gesicht, schwitzend und wütende Flüche ausstoßend.
    Noch vor der letzten Stufe verlor sie das Bewußtsein.

29
    Während Kit in scharfem Tempo nach Süden ritt, verwandelte sich das Zwielicht rasch in tiefste Dunkelheit. Die Dezembernacht war kalt, der Wind aus Nordwesten trieb mit heftigen Stößen Regen vor sich her, und sein Verstand tobte fiebrig und unter Qualen. Er wußte nicht, ob Angela schon in Sicherheit war. Hatte Chambers die richtigen Männer angewiesen, das Telegramm loszuschicken? Hatten die Konstabler sie aus Wickem House herausgeholt? War sie sicher vor dem brutalen Ehemann? Falls nicht, waren die Folgen zu schrecklich, um auch nur daran zu denken.
    Er würde ihn umbringen, schwor Kit, falls er Angela etwas antat. In seiner Vorstellung gab es keinerlei Debatte über Prinzipien oder Moral: Falls de Grae ihr etwas angetan hatte, würde er dafür sterben müssen.
    Er ritt in gestrecktem Galopp und wechselte das erste Pferd in Beechton. Laut nach dem Wirt rufend sprang er auf das zweite Pferd und spornte es gleich zum Galopp. Chambers Stall war ausgesucht gut und die Tiere schnell und leichtfüßig. Der

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