Zügel der Leidenschaft
locker hingestreute Bemerkung verdaut hatte. In seinen Augen war sie keine Mutter. Sie war Salome, Delilah, Venus – Zentrum seiner Lust. »Du solltest keinen siebzehnjährigen Sohn haben«, bemerkte er leise.
»Das habe ich aber.«
Wieder senkte sich Schweigen, und ihre gerade wiederhergestellte Intimität war wieder verschwunden.
Dann richtete sich Kit plötzlich auf, als sei er zu einer Entscheidung gelangt. »Gib mal her«, sagte er und streckte die Hand nach dem grünen Lederetui aus.
»Bist du sicher?«
Er sah sie an, wie sie nackt und üppig auf dem rosa Kelimteppich stand und auf seine Antwort wartete. Der Verstand hat hier keinen Platz, dachte er, noch alles andere, was mit Logik zu tun hatte. Angela de Grae war der krasse Gegensatz zu allem, was er in England suchte: Sie war weder Jungfrau, noch jung, noch unverheiratet. Sie war eine leidenschaftliche Frau, der es nie an heißblütigen Verehrern mangelte. Sie war die Mutter von zwei Kindern. Sie war mit einem anderen Mann verheiratet.
»Ganz sicher«, antwortete er leise.
12
»Das ist aber nicht nötig«, sagte sie mehrdeutig, als sie sich dem Bett näherte.
Er fragte sich flüchtig, ob sie sich auf etwas bezog, was über den unmittelbar bevorstehenden Verkehr hinausging. Doch dann hielt sie ihm das Lederetui entgegen, und er antwortete gelassen: »Es macht mir aber nichts aus.«
»Es kann peinlich sein.«
»Eine Schwangerschaft auch.«
»Wie aufmerksam Sie sind, Mr. Braddock«, erwiderte sie und setzte sich aufs Bett. »Vermutlich liegt es an diesem besonderen Charme, daß Sie so viele Frauen gehabt haben.«
»Das hier ist anders«, gab er zurück, ihre Anspielung übergehend. Dann nahm er das kleine Gummipessar aus der Schachtel.
»Überrascht dich das?« Sie rückte dichter an ihn. Er hatte sich auf einen Ellbogen aufgestützt und untersuchte das Ding.
»Bitte frag mich nicht nach dem Grund, denn ich weiß ihn nicht.«
»Ich weiß nur, daß ich dich in mir spüren will.«
»Wir stimmen in allem überein«, erwiderte er breit grinsend.
»In allem Körperlichen.«
»Das ist immerhin etwas.« Nun lächelte er breit und fröhlich. »Einigung über weniger wichtige Fragen können wir später erzielen. Und nun, mon ange , begib dich bitte mit deinem süßen Körper auf das Kissen. Ich werde sehen, was ich tun kann, um diesen Prozeß zu beschleunigen.«
Er nahm die Gummikappe aus dem Etui, schraubte den Deckel des kleinen Glases auf, tauchte den Finger hinein und holte ihn mit einem Tupfen Spermizid wieder heraus. 10 Dann strich er die weiße Creme auf die Innenseite des Pessars.
»Wie versiert du bist.«
Er blickte mit dem Gedanken auf, daß er eigentlich mehr Grund zu sticheln hätte als sie. »Kann Bertie es nicht so gut?« fragte er dann, seinen aufflammenden Zorn beherrschend.
»Nicht so wie du.« Spott durchtränkte ihre Stimme.
»Ich habe vermutlich mehr Übung als er«, erwiderte Kit gedehnt. »Aber dann wiederum ...« Er zuckte mit galligem Humor die Schultern. »Findest du wirklich, wir sollten unsere Leistungen vergleichen?«
»Ich wüßte gern, was ich hier eigentlich soll«, murmelte Angela schnippisch.
»Du meinst, du willst nicht zugeben, warum du gekommen bist, mon ange . Wir sind doch beide aus dem gleichen Grund hier.« Er schraubte das Glas wieder zu, schob es in das Lederetui zurück und legte es beiseite. Dann plazierte er vorsichtig das Pessar auf Angelas Bauch und sagte: »Rühr dich nicht vom Fleck.« Er rollte sich auf dem Bett herum, griff nach seinem Hemd auf dem Boden und wischte sich die Finger ab.
Als er das Hemd hochhob, wurde eine kleine goldene Kugel 11 darunter sichtbar. Sie mußte aus der Schublade gefallen sein, die Angela ausgeschüttet hatte, und war wohl dann unter sein Hemd gerollt – und trotz seiner sofortigen Ermahnung, sich zu beherrschen, flammte sein Zorn erneut auf.
Er schloß die Finger um die goldene Kugel und rollte sich zurück aufs Bett. Das glänzende Ding zwischen Daumen und Zeigefinger hochhaltend, fragte er sarkastisch: »Möchtest du die auch benutzen?«
»Ich glaube, die brauchen wir nicht«, erwiderte sie kühl.
»Du hast recht.« Seine Stimme klang brüsk und entschieden, aber er hielt die Kugel weiterhin zwischen den Fingern und spielte mit ihr herum. »Vielleicht nimmst du die nur bei kleineren Männern.«
»Mein Leben ist meine Sache.«
»Ja, mitsamt dem Klatsch und allem Gerede.«
»Dann frag doch die anderen danach. Ich jedenfalls will das jetzt nicht
Weitere Kostenlose Bücher