Zügel der Leidenschaft
Braddock«, antwortete sie anzüglich.
»Ah ... haben Sie vielleicht eine weniger unangenehme Variante im Sinn?«
»Wenn du nichts dagegen hast? Ich bin so völlig süchtig nach dir, deinem Körper, deiner ungeheuren Liebesfähigkeit, und trotz meiner Tränenflut ist meine Begierde immer noch ungelöscht.«
»Sieht so aus, als müßte ich wirklich ganz nahe bei Ihnen bleiben, Gräfin«, sagte er in seinem lässig-gedehnten Tonfall, »wegen dieser unauslöschlichen Begierde – und weil ich nun einmal eifersüchtig wie ein Teufel bin.«
»Meine Lust gilt nur dir.«
»Verzeihen Sie mir«, entgegnete er mit ausnehmender Höflichkeit, »wenn ich da ein wenig mißtrauisch bin?«
»Glaubst du mir nicht?« »Sagen wir, du hast einen gewissen Ruf – und zwar nicht wegen deiner Handarbeiten.« Sein Lächeln war zauberhaft.
»Niemand sonst ist für mich wichtig.«
»Danke«, sagte er leise. Und zumindest für diesen Augenblick wollte er ihr glauben.
Und über kurzem konnte Angela einen Teil ihrer unersättlichen Lust nach Kit Braddock stillen, während sie auf dem Bett lag und das erfinderische Talent seiner Zunge und Finger an jenen Teilen ihrer Anatomie genoß, die für eine anstrengendere Aktivität noch zu geschwollen und wund waren. Ihn einfach nur anzusehen hielt die Flamme ihrer Leidenschaft hoch – genauer gesagt, der verlockende Anblick seiner permanenten Erektion und seine geübte Fertigkeit, die sie noch zweimal zum Orgasmus brachten, ehe sie sagte: »Wie selbstlos du bist. Jetzt bist du an der Reihe.«
Die Sonne erhellte bereits den Morgenhimmel, als er sich zum letzten Mal stöhnend in ihren Mund ergoß. Dann zog er sie hoch an seine Brust und küßte ihre nassen Lippen. »Lauf mit mir fort«, sagte er leise.
»Und dann?« Wie konnte sie so etwas auch nur erwägen, fragte sie sich, während seine Worte noch in ihren Ohren hallten.
»Dann mache ich dich glücklich.«
»Das wäre schön. Aber ...«
»Kein Aber heute morgen«, erwiderte er freundlich. »Nur noch Ja's und Hingabe, bitte schön.«
»Ja. Jajajajajaja.« Unvermischte Freude glänzte in ihren Augen auf.
»Und die kleine May mache ich auch glücklich.«
»Bitte werd' nicht zu ernst.«
»Dann verrate ich dir einfach nicht, wann ich es ernst meine.«
Sie lächelte reumütig. »So könnte ich es überleben.«
Er wusch sie, ehe sie ging, die perfekte Zofe – oder der perfekte Liebhaber –, und behandelte ihre zarte Vagina mit besonderer Vorsicht. Dann half er ihr in ein frisches Kleid aus dem Schrank unter den Dachbalken. Als es um die Frisur ging, gab er seine mangelnde Erfahrung zu, reichte ihr aber höflich die Nadeln, als sie die Locken aufsteckte.
»Ich kann mein Haar sehr gut selbst frisieren, wenn du alles andere für mich tust«, neckte sie ihn, der neben ihr vor dem Spiegel stand.
»Es ist mir ein Vergnügen, Madame«, erwiderte er mit unverschämtem Grinsen. »Komm bald wieder.«
Dann ging er mit ihr bis zur Grenze ihres Parks und blieb am Eingang zur Buchenallee stehen. Die Morgensonne lag strahlend auf der Fassade von Easton. Unter den alten, hochaufragenden Bäumen küßte er sie zum Abschied – in einem langen, zärtlichen Kuß, ohne die Leidenschaft der vergangenen Nacht.
»Du mußt jetzt gehen«, flüsterte er schließlich.
»Ja, ich weiß.«
Doch beide bewegten sich nicht.
Er riß sich als erster los, schob sie von sich und drehte sie zum Haus. »Geh«, sagte er, »ehe ich dich niemals mehr loslasse.«
»Ich komme wieder, sobald ich kann«, versprach sie mit einem Blick über die Schulter. Er stand barfuß im taufeuchten Gras, ebenso halb bekleidet wie gestern abend und so elegant, schön und männlich-stark, daß sie begriff, warum Legionen von Frauen ihn anbeteten.
»Ich werde auf dich warten.«
Zweimal wandte sie sich um, um ihm zuzuwinken, und als sie sich zum dritten Mal umdrehte, war er zwischen den Bäumen verschwunden.
Er sah ihr nach, bis sie ihr Haus betrat.
13
Angela schlüpfte durch eine Terrassentür ins Haus und ging in ihr Zimmer, streifte sich ein Nachthemd über und schlief ein wenig, ehe ihre Tochter sie zum Frühstück weckte. Als May und Bergie für einen morgendlichen Ponyritt zu den Ställen gingen, sagte Angela zu Nellie: »Sag Millie, ich schlafe heute länger und komme erst zum Lunch nach unten.« Es war bei den Hauspartys auf den Adelssitzen nicht unüblich, daß die Damen morgens in ihren Zimmern blieben; niemand würde über ihre Abwesenheit eine Bemerkung machen. »Weck mich um
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