Zügel der Leidenschaft
gerade wie ein Mann vor, der es lange bei einer aushält.«
»Ich werde zum Frühstück nicht auftauchen.«
»Und ich halte alle Gäste von Stone House fern. Hast du es deinen Schwestern erzählt?«
»Nein. Falls Kit sich entschließt, länger zu bleiben, werde ich es ihnen sagen. Aber wer weiß?« Sie zuckte die seidenüberspannten Schultern, so daß eine große Päonie aus Pailletten, von Mr. Worths künstlerischer Hand geschaffen, in der Sonne aufglänzte. »Sein Ruf schließt alle Vorstellungen von Dauerhaftigkeit aus.«
»Das ist ein vernünftige Einstellung, Liebling.«
»Bin ich nicht mein ganzes Leben immer vernünftig gewesen?« Seit der schockierenden Zerstörung ihrer Mädchenträume kurz nach der Hochzeit mit Brook hatte sie dafür gesorgt, daß sie so wenig wie möglich darunter zu leiden hatte. Das war nicht immer leicht, weil Brook gelegentlich gewaltsam in ihr Leben eindrang – aber im großen und ganzen betrachtete sie die Welt mit den Augen der Vernunft.
Wie viele ihrer Altersgenossinnen in lieblosen Ehen begriff sie die Gesetze der Familienpflicht, noch besser aber die unberechenbare Bedrohung durch den irrationalen Verstand ihres Gatten.
»Mit Ausnahme von gelegentlichen Einbrüchen – wie mit Mr. Braddock«, erinnerte sie Violet.
»Gut«, stimmte Angela zu – aber mit einem entzückten Lächeln. »Er ist eindeutig eine Ausnahme, aber so reizvoll, daß man vergißt, daß sein Charme die Folge jahrelanger Übung ist.«
»Nun – ich wünsche dir viel Spaß – solange es dauert.«
»Danke«, erwiderte sie voll Zuneigung.
Während Angela ihren Gästen den Tee servierte und die Aufrichtigkeit von Kits Werbung mit Violet diskutierte, befand sich dieser pflichtschuldig auf seiner Mission, Kondome zu besorgen, und er war gerade im Begriff, Eastons einziges einschlägiges Etablissement, die Apotheke, zu betreten.
Zwei ältere Damen betrachteten ihn neugierig, als er in der Tür an ihnen vorbeiging, und drehten sich draußen sogar noch einmal um, um ihn genauer zu betrachten. Als er ihnen durch das Fenster zuwinkte, machten sie sich rasch auf den Weg, aber ihm wurde die mangelnde Anonymität in einem so kleinen Dorf deutlich vor Augen geführt.
Er wartete, bis der Apotheker Arsenpulver für einen Mann abgewogen hatte, der nach niederem Landadel aussah. Er trug einen gutsitzenden Tweedanzug, aber nicht nach dem neusten Schnitt, noch war sein ergrauender Schnurrbart in den letzten zwanzig Jahren irgendwann die große Mode gewesen.
»Die verdammten Maulwürfe fressen all mein Blumenzwiebeln, verflucht seien sie, nicht wahr, Jeffreys. Ich muß sie erwischen, ehe sie mich kleinkriegen.«
»Hiermit klappt's bestimmt, Mr. Capshaw«, versicherte der Apotheker und wickelte das Pulver in ein Papier. »Die Damen des Gartenvereins meinen, es sei sehr wirksam.« Schwungvoll legte er das Päckchen auf die Theke.
»Sie können den Gentleman hier ruhig bedienen, Jeffreys. Ich bin nicht sicher, was ich sonst noch brauche, und muß erst meine Liste finden.« Dann begann der Junker auf seine Taschen zu klopfen, als könne er am Papierknistern erkennen, wo er die Liste untergebracht hatte.
»Darf ich Ihnen behilflich sein, Sir?« fragte der Apotheker Kit, sich die Hände an seiner Leinenschürze abwischend. Mit bewunderndem Blick betrachtete er Kits modische Reitkleidung – ein Mann, der jeden Abend mit jeder Menge Klatschgeschichten zu seiner Frau zurückkehrte.
»Ich hätte gern ein paar Kondome«, sagte Kit, »was immer Sie dahaben.«
Das Klopfen auf den Taschen brach unvermittelt ab. Der Apotheker betrachtete Kit nun noch genauer, als wolle er sich jede Einzelheit für seine Frau einprägen. »Denken Sie an eine bestimmte Marke?« fragte er schmeichelnd.
»Zeigen Sie mir, was Sie dahaben«, erwiderte Kit locker. Er war schon lange darüber hinausgewachsen, sich von etwas so Gutmütigem wie dörflicher Neugier einschüchtem zu lassen.
»Zu Besuch in der Gegend?« fragte nun der Gutsherr und trat dichter zur Theke, damit er die Transaktion besser beobachten konnte.
Kit wandte sich mit unbeteiligtem Blick zu ihm. »Nur auf der Durchreise.«
»Hübsches Tier da draußen«, meinte der Mann nun. »Sieht fast so aus wie eins aus dem Stall der Gräfin.«
Kit wurde klar, daß er sich in einer der stilleren Ecken Englands befand, wo jeder Reisende sofort auffiel, weil sehr wenige Fremde jemals Grund hatten, sich hier aufzuhalten.
»Sie müssen bei ihr zu Gast sein. Der Prinz hält sich auch oft da auf,
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