Zügel der Leidenschaft
Liebe«, erklärte sie übermütig. »Und du hast ein erstaunliches Talent, dich nachts an Damen heranzuschleichen«, neckte sie und küßte ihn auf die Wange.
»Nur an eine einzige Dame«, verbesserte er sie und trug sie mühelos über den Kiesweg aufs Haus zu. »Warum bist du so lange fortgeblieben?«
»Sie spielen alle noch Karten, trinken oder spielen Klavier. Wußtest du eigentlich, wie furchtbar Priscilla auf dem Klavier ist?« fragte sie fröhlich.
»Ich hatte das Pech, ihr neulich zuhören zu müssen. Liszt ist mir nun für das ganze Leben verdorben.«
»Hmmmmm, du bist so wunderbar«, murmelte sie und hauchte eine Reihe von Küssen auf seine Wange. »Wußtest du das?«
Kit hatte das schon ein paarmal in seinem Leben gehört, doch seine Antwort lautete: »Nein«, – mit völlig aufrichtiger Miene, und dann fügte er mit einem verführerischen Unterton hinzu, der sogleich ihr Verlangen entfachte: »Wie ist es wohl, mit einer Frau zu schlafen, die schwindlig ist vor Liebe?«
»Frag mich das später ... ich weiß es nicht, aber ich glaube, es ist ... ja, exzessiv – das ist das richtige Wort.
Hat dich schon mal jemand zu Tode gevögelt?« fragte sie dann leise.
»Ich bin froh, daß ich heute abend ein wenig geruht habe.« Sein Lächeln wirkte verschmitzt und herausfordernd.
»Du wirst mit Sicherheit alle Kräfte brauchen«, stimmte sie in ebensolchem Tonfall zu. »Glaubst du, wir haben Vollmond?« überlegte sie mit einem Blick zum sternenübersäten Himmel. »Ich bin voller Lust.«
»Ich glaube nicht, denn ich hatte heute morgen – und heute nachmittag – das gleiche Gefühl ...«
»... und beim Mittagessen und beim Dinner. Ich hoffe, du hast in der nächsten Zeit keine Pläne, etwas außerhalb von Easton zu unternehmen.«
»Ich habe alles abgesagt.«
»Dann stehst du mir also vollständig zur Verfügung.«
»Vollständig.«
»Was für ein schönes Wort, wenn du es aussprichst.«
»Und wenn deine Gäste am Sonntag abreisen, solltest du dich auch zu meiner vollständigen Verfügung halten«, sagte er leise.
»Mit Ausnahme von May«, warf sie rasch ein.
»Mit dieser einen Ausnahme«, bestätigte er.
Er trug sie ins Haus, die Treppe hinauf und in das kleine Schlafzimmer unter der Dachschräge. Als er sie auf dem Mönchsbett absetzte und sie die Kondome sah, die auf der Bettdecke ausgebreitet lagen, sagte sie mit dem zärtlichsten Lächeln: »Du hast es nicht vergessen!«
»Ich denke immer an alles. Such du das erste aus. Ich persönlich habe das mit dem Portrait der Königin am liebsten«, sagte er grinsend. 16 »Das finde ich äußerst patriotisch.«
»Findest du das nicht ein bißchen seltsam? Mit der Königin zu schlafen?«
»Nenn es nicht so, Liebling. Schon die Vorstellung reicht, um auf alle Zeiten Abstinenz zu erwägen.«
»Auch wenn ich hier liege und auf dich warte?« neckte Angela.
»Ich muß mich dann jedenfalls sehr konzentrieren«, murmelte er. »Die Hannoveraner sind nicht gerade für ihr gutes Aussehen berühmt.«
»Die Braddocks hingegen durchaus.«
»Danke«, sagte er bescheiden. Er sah mörderisch gut aus, wie er in seinem Reitzeug am Bettpfosten lehnte – ganz geschmeidige Kraft, kräftige Statur, das dichte rötliche Haar glatt und im Lampenschein glänzend, die grünen Augen mit einem Hauch von Wildheit. »Und der Stammbaum der Lawtons weist offensichtlich die schönsten Frauen dieser Welt auf.«
Sie hatte solche Superlative schon viele Male gehört, aber als Kit diese Worte aussprach, wurden sie plötzlich bedeutsam. »Das ist unser Glück«, sagte sie. Und Glück überflutete ihre Seele.
»Ja«, stimmte er leise zu und beugte sich über sie, um ihr einen zärtlichen Kuß auf die Lippen zu hauchen. Sie saß mit untergeschlagenen Beinen auf dem Bett. »Und jetzt such dir eine aus, sonst werde ich dich ohne jede Verhütung lieben. Ich bin ungeduldig. Es ist bereits fünf Stunden her seit dem letzten Mal.«
»Fünfeinhalb«, verbesserte sie ihn mit einem kleinen Lächeln.
»Ich habe das Gefühl, unser Vorrat wird nicht lange reichen«, meinte er abschätzend und warf ihr unter halbgeschlossenen Lidern einen kurzen Blick zu. »Danach mußt du dich mir einfach anvertrauen.«
»Kannst du nicht noch mehr kaufen?« Leise Panik klang in ihren Worten.
»Nicht in Easton. Das ist alles. Ich habe den gesamten Vorrat aufgekauft und bin dabei noch einem Strom von Fragen ausgewichen. Irgendein alter Junker hat dein Pferd erkannt.«
»Vermutlich war Jeffreys auch sehr
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