Zügel der Leidenschaft
von Easton lebten sie in den nächsten zwei Wochen wie in einer Traumwelt, liebten sich, waren verliebt, sprachen von Liebe und waren wie besessen von der ungewohnten, schwärmerischen, unbeherrschten und verzehrenden Intensität ihrer Gefühle.
Sie standen früh auf, weil die kleine Tochter sie früh weckte, aber Kit war ohnehin ein Morgenmensch, obwohl er in den letzten Jahren häufig den Tag noch in Abendkleidung begrüßt hatte. Und dann begnügten sie sich mit den schlichten Freuden des Lebens auf dem Lande. Sie halfen beim Einbringen des Heus und der Haferernte. Kit überraschte die Bauern, als er tüchtig mithalf und auch Angela dazu ermunterte. Jeden Tag besichtigten sie die Arbeit an den neuen Gebäuden für das Landwirtschaftskolleg, wo jeder kleinste Fortschritt Angela entzückte.
Abends, wenn May schon schlief, ritten sie oft allein über die Küstenstraße und sahen zu, wie der Mond über den nebligen Marschen aufging. Das Gefühl von Einsamkeit war hier erhaben und schön, und nichts von der Welt da draußen konnte ihre Zufriedenheit beeinträchtigen.
Oft segelten sie auch mit der Shark mit nur ein paar Mann Besatzung an der Ostküste entlang. Angela führte ihr Schiff an einem Tag mit frischen Winden richtig vor, hatte alle Segel gesetzt und schrie vor Vergnügen, als sie südwärts in Richtung Dover rasten.
Eines Nachts erzählte sie Kit von dem Vater, den sie nie gekannt hatte, einem großen Mann mit rötlichen Haaren, ein Colonel der Armee, eigenwillig und temperamentvoll, bekannt für seinen Sportsgeist und seine Reitkünste. Er hatte sich mit seinem Vater überworfen und war gestorben, als sie erst drei Jahre alt war.
»Ich habe mich immer mit ihm identifiziert«, sagte sie im Schlafzimmer von Easton zu Kit. »Vielleicht, weil meine Mutter und ich so verschieden sind. Meine Schwestern sind auch anders, obwohl ich sie sehr liebe. Sie sind unschuldig, umsichtig und ordentlich, während man mich ständig wegen meiner wilden Eskapaden ausschimpfte.«
»Ich glaube, deine süße Impulsivität habe ich an unserem ersten Abend im Yachtclub gleich erkannt«, murmelte Kit, der lang ausgestreckt neben ihr auf dem Bett lag. »Wer sonst hätte das Schiff so bereitwillig verlassen?« Langsam wandte er den Kopf und lächelte sie an. »Ich wußte einfach, daß ich diese Wildheit auch im Bett erleben wollte.«
»Und genußsüchtig wie ich bin, habe ich zugestimmt. Meine Schwestern hätten sich deinen Aufmerksamkeiten verweigert.«
»Was für ein Glück für mich, daß du mir nicht widerstehen konntest«, meinte er unverfroren und mit einem verlangenden Lächeln.
»Glück für mich, daß du nichts dagegen hattest, durch den Regen nach Easton zu reiten.«
»Und ich habe dir richtig leid getan, weil ich ganz naß war.«
»Was ich da für dich empfunden habe, Liebster«, gab sie freimütig und mit rosigem Gesicht und in strahlender Nacktheit zu, »hatte überhaupt nichts mit Mitleid zu tun.«
»Weiß ich doch.« Er grinste und rollte sich rasch zu ihr hinüber, um ihren Körper unter seinem zu begraben. Dabei stützte er sich auf den Ellbogen ab. »Ich dachte gerade«, murmelte er dann, seine Lippen dicht an ihrem Mund, »daß es schon ... ungefähr zehn Minuten her ist, seit wir uns das letzte Mal geliebt haben ... bist du vielleicht ... möglicherweise ... daran interessiert, diese unwahrscheinliche sexuelle Verbindung mit mir wieder aufzunehmen?«
»Ich dachte schon, du würdest mich nie wieder fragen«, gab sie mit liebenswerter Dreistigkeit zurück. »Da ich dich schon den ganzen Abend belästige ... wollte ich nicht so anspruchsvoll erscheinen.«
Er lachte. »Mach dir keine Sorgen. Ich kann auch manchmal nein sagen.«
»Wirklich?«
»Also, in der Theorie ganz bestimmt.«
»Aber tatsächlich hast du es noch nie geschafft«, meinte sie herausfordernd.
Er hielt einen Moment lang inne und überlegte sich eine taktvolle Antwort.
»Sei ehrlich.«
»Natürlich habe ich das«, log er.
Ihr ansteckendes Lächeln war ausgesprochen fröhlich. »Das war die richtige Antwort.«
Er grinste über den Spaß. »Jetzt mußt du mir eine wichtige Frage beantworten.« Er fuhr mit der Zunge langsam über ihre Unterlippe. »Wie tief willst du ihn in dir?« flüsterte er.
Zwei Tage später, als Kit und Angela es sich bei Sonnenuntergang in zwei großen Korbstühlen auf der Terrasse bequem gemacht hatten und May dabei beobachteten, wie sie ihren Puppenwagen mit rasender Geschwindigkeit auf den Schieferplatten hin-
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