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Zügel der Leidenschaft

Zügel der Leidenschaft

Titel: Zügel der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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unberührt lassen würde. Der Prinz von Wales hatte kaum die Mordaunt-Affäre überlebt 19 , als man ihn als Zeugen vor Gericht zitierte. Diese Schande war für das Königshaus demütigend und schädigend gewesen. Anschließend hatte man ihn sogar auf offener Straße ausgebuht.
    Es gab also keine Hoffnung für sie – keinen Weg zumindest, der nicht völlig rücksichtslos und todesmutig wäre. Ich bin völlig außerstande, mein Leben zu ändern, dachte sie verzweifelt. Doch ein paar Augenblicke später rief sie sich wieder zur Raison, wie schon oft im Laufe der Jahre, wenn Pflichten und Obliegenheiten es erforderten. Sie wischte sich mit dem Handrücken die Tränen fort, straffte die Schultern und richtete sich auf – die Stimme ihrer Mutter im Ohr: »Das Leben besteht aus Pflichten. Es hängen andere Menschen von dir ab.«
    Angetrieben von ihrer Pflicht trat sie ins Haus, weil sie ihre Gäste noch einen weiteren Tag unterhalten mußte.
    Sie bekam an diesem Morgen ein paar Stunden Schlaf und überlebte das Geschwätz und die Heiterkeit beim Mittagessen, – aber nur, weil sie wußte, daß sie bald mit May entwischen konnte. Kit war im Stallhof bei den Katzenjungen, als sie dort ankamen, und wenn jemand es darauf angelegt hätte, May zu bezaubern, man hätte sich kaum eine bessere Unterhaltung für sie einfallen lassen können. Kit hatte für die Kätzchen aus Band und Stroh Spielzeug gebastelt, und sofort tollten May und die flaumigen kleinen Tiere auf dem Rasenstück am Rand des Hofes unter den wachsamen Augen der Mutterkatze und von Angela und Kit.
    »Schaut doch!« schrie das Kind in regelmäßigen Abständen, wenn ein Kätzchen sich erneut auf das Spielzeug stürzte, das sie an einem Band hielt. Sie quietschte vor Vergnügen bei dem darauffolgenden Tauziehen. Katze und Kind waren gleichermaßen verzaubert vom Spiel.
    Als die Tierchen endlich des Tobens überdrüssig waren, lud Kit Angela und May zum Tee ins Haus, den er mit seiner geübten Fertigkeit und Kompetenz vorbereitet hatte.
    »Sag mir nur nicht, du hast das alles selbst gemacht«, neckte Angela mit einer Handbewegung auf die Sahnetörtchen, von denen ihre Tochter bereits eines verspeiste.
    »Ich bin heute morgen nach Easton Vale geritten. Auch der Bäcker hat dein Pferd erkannt. In diesem Teil der Welt gibt es so etwas wie Anonymität nicht.«
    »Easton Vale?« murmelte sie, und ihre Blicke trafen sich über dem blonden Kopf ihrer Tochter.
    »Sie hatten nicht das, was du wolltest«, meinte er leise. »Und so habe ich mich ohne Erfolg auch bei diesem Dorfapotheker bekannt gemacht. Das tut mir leid. Aber die Bäckerei war ziemlich gut.« Er grinste. »Der Ritt dorthin war also keine völlige Zeitverschwendung.«
    »Oh, du liebe Güte.«
    »Du wirst dich nun einfach auf mich verlassen müssen.«
    Sie blickte ihn scharf über den geschrubbten Kieferntisch hinweg an. »Welch ein Dilemma«, murmelte sie.
    »Aber nur für dich.«
    »Mama, will noch eins«, ertönte Mays Stimmchen. Sie deutete auf den Teller mit den Kuchen. »Hunger.«
    Als Angela ihrer Tochter ein weiteres Törtchen auf den Teller getan hatte, wechselte die Unterhaltung wieder zu dem Frage- und Antwortspiel mit May über die Kätzchen. Konnte sie nicht weiter mit ihnen spielen? Warum ließ die Katzenmutter sie nicht mehr hinaus? Wenn sie ganz, ganz lang wartete, würden sie dann wieder mit ihr spielen?
    Sie beschlossen, lieber einen Ausritt zum Pier zu unternehmen, wo die Shark vor Anker lag, weil auch May Spaß daran hatte, Mammis großes Schiff zu besuchen. Sie ritt mit Kit und unterhielt ihn den ganzen Weg von Stone House, über die Landsträßchen bis zum Pier in der Flußmündung mit ihren Geschichten.
    Sie blieben länger als geplant, weil May in der Kabine ihre Spielzeugkiste fand und Kit sich für die Stahltrossen und Navigationsinstrumente der Shark interessierte, die Angela vor kurzem erst erstanden hatte. Sie zeigte ihm den neuen Sextanten und den Kompaß und wie diese funktionierten. Er plante, solche Instrumente auch für seine Yacht anzuschaffen, und überprüfte die Sehlinie, indem er den Sextanten mehrfach neu justierte und den Selektor des Kompasses mit einer Reihe von Einstellungen ausprobierte. Sie sprachen über die Routen, die sie schon gesegelt waren, die beste Jahreszeit für Fahrten um Kap Hoorn, durch die Meerenge von Gibraltar und über den Nordatlantik. Sie waren sich einig über den Takelagestil, wie prachtvoll es bei Nacht auf See war und daß Regatten wohl die

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