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Zügel der Leidenschaft

Zügel der Leidenschaft

Titel: Zügel der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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nicht gar so jung. Zum Teufel, erinnerte er sich, in dem Alter hatte er seine erste Reise nach China unternommen.
    Während des Frühstücks am nächsten Morgen verschwanden Angela und May in die Bibliothek, um nach einem Buch zu suchen, in dem die kleine mittelalterliche Kirche beschrieben war, die sie an diesem Tag besuchen wollten. Fitz legte bedächtig Messer und Gabel ab, räusperte sich, starrte Kit über den Tisch hinweg an und sagte: »Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, wenn ich Sie etwas frage ...« Dann hustete er leicht, fuhr sich mit den Fingern rasch durch seine hellen Haare und wirkte offenkundig verlegen. Mit sichtlicher Entschlossenheit beendete er dann den Satz: »Ich habe mich gefragt, Sir, welche Absichten Sie bezüglich meiner Mutter haben.«
    Dabei errötete er leicht und ballte die Hände, die verschränkt auf dem Tisch lagen. Er fühlte sich als Beschützer seiner Mutter, erkannte Kit in stummer Belustigung.
    »Sehen Sie ... Maman hatte noch nie jemanden hier wohnen ...« fuhr Fitz unbehaglich fort.
    »Noch nie so lange«, ergänzte Kit leise.
    Der Junge nickte, und sein klarer Blick hielt dem Kits stand.
    »Ich habe Ihre Mutter gebeten, mich zu heiraten«, sagte Kit. »Aber sie ist mir bisher ausgewichen, hat gesellschaftlichen und familiären Druck angeführt. Ich würde sie gleich morgen heiraten, wenn ich es könnte.«
    Fitz seufzte tief auf. »Das ist gut«, erklärte er impulsiv und lächelte dann jungenhaft und froh. »Sie mag Sie nämlich, das kann ich erkennen.«
    »Ja, das glaube ich auch«, erwiderte Kit leise lächelnd. »Sie müssen mir helfen, sie zu überreden, einige Änderungen in ihrem Leben vorzunehmen.«
    »Sie meinen de Grae?«
    Kit nickte, war sich aber nicht sicher, wie offen er gegenüber dem Sohn des Grafen sein konnte.
    »Ich mag ihn nicht, Sir. Er verdient Maman nicht.«
    »Dem stimme ich zu«, sagte Kit, der seine Frage beantwortet sah. »Aber wir müssen Ihre Mutter davon überzeugen.«
    »Von mir nimmt sie eigentlich keinen Rat an. Aber sie hört mir immer zu«, bemerkte Fitz mit offensichtlicher Loyalität.
    »Ich glaube, es fällt Müttern immer schwer, zu glauben, daß ihre Kinder irgendwann richtig erwachsen sind. Meine Mutter hat mich hierher nach England geschickt, damit ich mir eine Frau suche. Erstaunlicherweise – denn ich bin viel älter als Sie – konnte ich ihr das nicht abschlagen.«
    »Konnte wem was nicht abschlagen?« fragte Angela, die mit May zurück ins Zimmer getreten war, das Buch in der Hand.
    »Meiner Mutter die Bitte nach einem Enkelkind.«
    Leichte Röte überzog Angelas Gesicht. »Über was redet ihr zwei bloß?«
    »Über Mütter im Allgemeinen. Wie sehr wir sie anbeten, nicht wahr, Fitz?« fragte Kit mit breiten Grinsen augenzwinkernd.
    »Ja, Sir«, erwiderte der Junge, und auch seine Augen hellten sich spitzbübisch auf.
    »Dann gehen wir also jetzt und sehen uns die Kirche an?« fragte Kit leutselig. »Erzähl uns etwas darüber.«
    Sie fuhren durch die herbstliche Landschaft zu einer kleinen Kapelle in Capel Green. Der Herbsttag war sonnig und mild, und die offene Kutsche machte es möglich, sich bei diesem Ausflug im warmen Sonnenschein zu baden.
    Sie kamen zu einer kleinen, schlichten Steinkirche, die ein normannischer Ritter ein Jahrzehnt nach der Invasion bei Hastings errichtet hatte, und bewunderten die uralten bleiverglasten Fenster und die Marmorstatuen des Ritters und seiner Gemahlin. Die anmutigen Skulpturen lagen in ewiger Ruhe über ihren Gräbern. Fitz gefielen die Schlachtszenen am Westfenster am besten. May fand den Blumenstrauß, den die Lady in den Händen vor der Brust hielt, so echt, daß sie ihn mehrere Male anfassen mußte, um sich zu vergewissern, daß es keine wirklichen Blumen waren.
    Kit war gerührt von der schlichten Zuneigung und Bindung, die die Inschriften in der Grabkammer ausstrahlten. Der Ritter und seine Frau hatten für ihre Epoche lange gelebt; die Frau war, wie aus den Daten auf der Steinplatte zu ersehen war, nur ein knappes Jahr vor dem Ehemann gestorben. Unter den wellenförmigen Marmorfalten, die ihren reichverzierten Sarkophag umgaben, standen die Worte eingemeißelt: ›Unsere geliebte Frau – wir sind verzweifelt in unserer Trauer.‹ Die miteinander verschlungenen Initialen von Mann und Frau waren, von wilden Rosen umrankt, in den weißen, durchscheinenden Marmor graviert.
    Der Ritter war nicht als junger Mann gestorben. Er war ein Dutzend Jahre älter gewesen als seine Frau und mußte

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