Zuflucht im Teehaus
sogenannter image club ,in dem Männer gegen Geld falsche Schulmädchen entkleiden konnten.
Nach einem kurzen Sprint wurde ich auf der anderen Seite von Gaien Higashi-dori langsamer und begann nachzudenken. Am Abend fand die große Cocktailparty statt. Die Gäste würden gegen sechs eintrudeln. Ich würde sie alle namentlich begrüßen, während ich dem Partyservice Anweisungen gab und versuchte, meine Möbelstücke zu verkaufen. » Wie geht es Ihnen? « würden die Leute mich fragen, und ich konnte ihnen nicht erzählen, wie schlecht es stand.
Als ich mich der Nogizaka Station näherte, mußte ich den ersten Pendlern ausweichen. Die meisten Leute in Japan arbeiteten auch am Samstag mindestens einen halben Tag. Mir fiel der Mann aus dem Nahen Osten ein, der mir im Ueno Park die Telefonkarte geliehen hatte. Vielleicht schlief er nachts im Park. Wenn ich ihn aufspürte, fand ich möglicherweise etwas heraus, das Jun half. Froh über eine Ausrede, mit dem Laufen aufhören zu können, ging ich die Stufen zur U-Bahn hinunter.
Zu meiner Enttäuschung waren im Ueno Park nur ein paar Rucksacktouristen, die auf den Bänken schliefen, und einige ältere Bürger, die hier ihre Tai-Chi-Übungen machten. Unter ihnen befand sich auch mein Freund Mr. Ishida, der Antiquitätenhändler. Ich winkte ihm zu, doch er ließ sich nicht stören.
Als ich feststellte, daß ich den Mann im Park nicht finden würde, beschloß ich, mir in Ameyoko Alley eine Tasse Kaffee zu kaufen. Mittlerweile war es nach sieben Uhr, und ein paar Läden hatten schon geöffnet. Ich sah mich ein wenig um und stieß schließlich auf ein Lokal namens Alt-Teheran, das mit einer rot-grünen Flagge geschmückt war.
Drinnen saßen vier dunkelhaarige ausländische Männer an einem Tisch. Vor jedem von ihnen stand eine winzige Kaffeetasse. Ein üppiger, fast schokoladenartiger Geruch schlug mir entgegen, und mein Magen begann zu knurren.
Im Zusammenhang mit dem Mann, der mir geholfen hatte, erinnerte ich mich eigentlich nur noch, daß er eine Narbe gehabt hatte. Ich verneigte mich leicht in Richtung der Männer und sprach sie in langsamem Japanisch an.
»Telefonkarten? Ich weiß nicht, was Sie meinen. Ich frühstücke hier nur.« Ein schlanker junger Mann Anfang Zwanzig fuhr sich mit der Hand durch sein kurzes, lockiges Haar und sah mich an. Ich hätte schwören können, daß er derjenige gewesen war, der mir zehn Karten für zweitausend Yen angeboten hatte, aber ich hatte nicht den Nerv, ihm das zu sagen.
»Der Mann hat mir geholfen, verstehen Sie? Er hat mir seine Telefonkarte geliehen, und es sind immer noch vierzig Einheiten drauf.« Ich holte die Karte aus meiner Tasche und zeigte den Männern das Plastikding mit dem Bild zweier spielender Katzen.
Der junge Mann nahm die Karte in die Hand und warf einen schnellen Blick darauf. »Das ist eine neue Karte, keine remagnetisierte.«
»Gut. Ich will sie nur dem richtigen Mann zurückgeben.«
»Jeder hat eine Telefonkarte in der Tasche. Woher sollen wir wissen, wem die hier gehört?« brummte einer der Männer. »Und woher sollen wir wissen, daß Sie nicht von der Polizei sind?«
»Polizeibeamte müssen keinen solchen Ausweis mit sich herumtragen«, sagte ich und hielt ihnen meine Ausländerkarte hin. Während sie von einer schwieligen Hand zur nächsten wanderte, kam mir plötzlich der Gedanke, daß ich sie nicht mehr zurückbekommen könnte. Echte Ausländerkarten geben dem Inhaber das Recht zu arbeiten und waren heiß begehrt bei denjenigen, denen die Behörden keine ausstellen wollten. Vielleicht würde die Karte bei der Ehefrau oder Freundin von einem der Männer landen. Wo war überhaupt der Inhaber des Lokals? Schon nach zwei Minuten in dem hell erleuchteten Café war mir unheimlich zumute.
»Sie sind also Ausländerin? Aber Ihr Name klingt japanisch.« Der älteste Mann der Gruppe legte den Kopf ein wenig schräg und musterte mich genauer.
»Ja, ich bin aus den Staaten«, sagte ich, ohne den Blick von der Karte zu wenden.
»Aus welchem Teil? Mein Bruder hat ein persisches Restaurant in New York, an der Upper East Side.«
»Ich kenne New York nicht. Ich komme aus San Francisco.« Diese Information führte zu einer Diskussion in der Gruppe, von der ich kein Wort verstand. Dann wanderte die Ausländerkarte über die schwieligen Hände wieder zu mir zurück.
»Die Telefonkarte – Sie sagen, jemand hat sie Ihnen geliehen? Wann?« fragte jemand.
»Am Mittwoch abend«, antwortete ich.
»Das war der
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