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Zuflucht im Teehaus

Zuflucht im Teehaus

Titel: Zuflucht im Teehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata Massey
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nicht so schlecht gelaufen. Meine Kollegen haben gelernt, auf Nine Inch Nails zu tanzen, du hast einen neuen Auftrag, und Piers arrangiert ein Vorstellungsgespräch für Mohsen«, sagte Hugh gähnend, nachdem wir Nana Mihori und ihre lachende Tochter in eine Limousine gesetzt hatten.
    »Hast du Mrs. Mihoris Gesicht gesehen, als sie sich verabschiedet hat? Wenn Blicke töten könnten … Sie hat die Geschichte mit der Klimaanlage nicht geglaubt. Schließlich hat Akemi die ganze Zeit was von Farben erzählt, die sie mit geschlossenen Augen sieht.« Ich sank aufs Sofa und stützte den Kopf in die Hände.
    »Mrs. Mihori ist dankbar, daß ihre Tochter noch lebt. Und zum Glück hat Angus Akemi nicht mehr Schokoladenplätzchen gegeben. Sie hätte sicher ins Krankenhaus gemußt, wenn sie fünf oder sechs von den Dingern gegessen hätte.«
    »Wirst du deinen Bruder fragen, woher er das Hasch hat?«
    »Später. Ich glaube nicht, daß er vor morgen in der Lage sein wird, über irgendwas zu sprechen.«
    »Redest du dann mit ihm?« bohrte ich weiter.
    »Ich bin nicht sein Vater, ja? Wenn du ein Problem mit ihm hast, solltest du selber mit ihm reden. Ich habs leid, ständig den Vermittler zwischen euch zu spielen.«
    »Gestern abend hast du gesagt, ich soll nicht so streng mit ihm sein«, wehrte ich mich. »Du schwankst von einem Extrem ins andere. Warum eigentlich?«
    »Tut mir leid, aber ich hab heute abend Null Energie für eine von deinen Therapiesitzungen«, schoß Hugh zurück. »Kommst du ins Bett?«
    »Ich glaube nicht.« Ich war zu wütend und frustriert, um mich hinzulegen. Ich würde die Küche saubermachen, die die Leute vom Partyservice verwüstet hinterlassen hatten, die Möbel wieder zurechtrücken, vielleicht noch ein Glas Wein trinken. Ich würde die Oberfläche polieren, auch wenn ich gegen das Chaos darunter nichts unternehmen konnte.

12
    Auf einem Sofa zu schlafen ist die Hölle. Mein ganzer Körper war taub, als ich am nächsten Morgen aufwachte. Ich hatte vergessen, wie sonst nach einem solchen Abend ein Aspirin zu nehmen, so daß mein Hals völlig ausgetrocknet war und mein Kopf dröhnte.
    Was hatte mich aufgeweckt? Ein Jaulen aus der Küche. Und jetzt kam Hugh mit einem Tablett herein, auf dem sich Orangensaft und Tee und eine Scheibe Toast mit Rührei befanden. Mein Lieblingssonntagsfrühstück. Das war wohl ein Scherz.
    »Hast du gut geschlafen? Die Küche ist ja blitzblank«, meinte Hugh, als er sich in einem weißen Polohemd und Khakishorts über mich beugte.
    »Ich erinnere mich nicht mal mehr daran, daß ich sie saubergemacht habe.« Dabei griff ich nach dem Glas Orangensaft, das plötzlich zum Objekt meiner Begierde geworden war.
    »Ich hätte nicht gedacht, daß du die ganze Nacht hier verbringst. Ich hätte dich ins Schlafzimmer getragen, wenn ich nicht eingeschlafen wäre. Wann, denkst du, bist du fertig, damit wir zum Antiquitätenmarkt gehen können?«
    »Danach steht mir überhaupt nicht der Sinn.« Der Gedanke, wie jeden Sonntagmorgen auf den Antiquitätenmarkt am Schrein zu gehen, war mir zuwider.
    »Wenn ich einen schlechten Tag habe, gehe ich trotzdem in die Arbeit«, maulte Hugh.
    »Dräng mich nicht«, warnte ich. »Ich will nicht, daß Angus uns streiten hört.«
    »Mach dir seinetwegen keine Gedanken – diese Beziehung geht nur uns beide etwas an. Ich ertrage es nicht, daß du dich von mir distanzierst. Warum bist du heute nacht nicht ins Bett gekommen? Bitte sei ehrlich.«
    »Ich wollte allein sein.«
    Hugh lachte kurz auf. »Tja, dann, Greta Garbo, muß ich dich wohl eine Weile allein lassen. Wenn du meine Gegenwart nicht erträgst, gehe ich eben mit meinem Bruder zum Golfen.«
     
    Hugh mußte Angus aus dem Bett zerren. Eine Stunde später machten sich die beiden auf den Weg. Angus stritt sich zu diesem Zeitpunkt immer noch mit Hugh darüber, ob er auf dem Golfplatz wirklich Burberry-Shorts tragen müsse. Ich räumte das Frühstücksgeschirr weg, duschte und rief bei den Mihoris an. Das Telefon klingelte achtzehnmal, ohne daß jemand abnahm. Da ich innerlich unruhig war, beschloß ich, doch noch zu dem Antiquitätenmarkt zu gehen.
    Es war zehn Uhr, als ich dort ankam, viel zu spät, als daß ich noch etwas Interessantes auf den Stufen oder im Hof vor dem alten Nogizaka-Schrein hätte finden können. Also sah ich mich im äußeren Bereich um, wo Möbelhändler ihre größeren Stücke anboten. Zwar erwartete ich nicht, eine echte tansu von der Insel Sado zu entdecken, trotzdem

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