Zuflucht im Teehaus
hielt ich die Augen offen. Ich bekam ein bißchen bessere Laune, als ich den mit schweren Tüten bepackten Mr. Ishida traf. Auch er war auf meiner Party gewesen, aber ich hatte zuviel zu tun gehabt, um länger mit ihm zu reden.
»Lassen Sie mich Ihnen helfen.« Trotz meiner steifen Knochen und meines Kopfwehs war ich siebenundvierzig Jahre jünger als mein Freund.
»Das ist zu schwer für eine junge Dame«, wehrte er ab, ließ mich aber dennoch eine große Tüte nehmen, die sich anfühlte, als befänden sich darin Keramiksachen. »Danke für die Einladung gestern. Es war wirklich ein lebhafter Abend!«
»Die Party war eine Katastrophe. Aber sagen Sie mir doch lieber, was Sie da Schweres gekauft haben.«
»Ein Set Imari-Schalen mit Karpfenmuster. Ich würde sie Ihnen gern zeigen, aber wenn ich sie jetzt auspacke, mache ich sie vielleicht kaputt. Auf der anderen Seite der Stufen ist ein Porzellanhändler, der mir einen Händlerrabatt gegeben hat. Dem sollten Sie sich auch vorstellen.«
»Das werde ich tun. Haben Sie zufällig ein Paar hibachi gesehen?« fragte ich ihn, weil mir Mrs. Kita wieder einfiel, die mich auf der Party gebeten hatte, mich danach umzusehen.
»Ziemlich schwierig zu finden, neh? Ich habe ein Paar entdeckt, bin aber daran vorbeigegangen, weil sie ein Fudschijama-Motiv hatten, und das war mir ein bißchen zu gewöhnlich. Außerdem ist das Paar so groß, daß Sie es ohne Glendinning-san nicht heimtransportieren könnten.«
»Ich muß die hibachi sehen! Eine Kundin von mir interessiert sich für so etwas.«
»Nana Mihori? Ich habe gesehen, daß Sie sich gestern abend mit ihr unterhalten haben, und das hat mich sehr beruhigt. Wie haben Sie das Problem bereinigt?« Mr. Ishida stellte seine Tüten ab und lehnte sich gegen einen knorrigen, alten Gingkobaum.
»Nein, nein, ich spreche von einer neuen Kundin. Leider habe ich Mrs. Mihori wahrscheinlich verloren.« Ich erzählte ihm von Nao Sakais Ableben und Jun Kurois Verhaftung.
»Wenn Sie nur auf meinen Rat gehört hätten«, brummte Mr. Ishida. »Wenn der ya- sanIhnen die tansu gestohlen hätte, wäre die Versicherung verpflichtet gewesen, Ihnen den Verlust zu ersetzen, und Sie hätten Ihre Kundin immer noch. Dann hätten Sie sich nicht so demütigen müssen!«
»Wo, sagten Sie, steht Ihr Transporter?« versuchte ich, das Thema zu wechseln.
»In der nächsten Straße.« Mr. Ishidas Stimme wurde ein wenig sanfter. »Vergessen Sie den Porzellanhändler nicht. Wenn die hibachi Ihnen gefallen, sollten Sie einen der Morita-Jungen bitten, sie Ihnen zu meinem Transporter zu tragen. Ich kann sie einstweilen für Sie aufbewahren.«
Die hibachi waren genau richtig. Eines zeigte in sanften blauen und orangefarbenen Pinselstrichen den Fudschijama bei Sonnenaufgang, das andere den Sonnenuntergang. Die beiden gehörten eindeutig zusammen und waren es wert, gekauft zu werden, auch wenn sie Mrs. Kita nicht gefielen. Ich bat den Händler, ein »Verkauft« -Schild daranzumachen, während ich zum Geldautomaten und zu einer Telefonzelle hastete, um Mrs. Kita anzurufen. Wie ich gehofft hatte, war sie angetan von dem Motiv mit dem Sonnenauf- und -untergang und wollte, daß ich die hibachi für sie erwarb.
»Sie würden, meine Händlerprovision eingeschlossen, einhundertzwanzigtausend Yen kosten. Wäre Ihnen das recht?« fragte ich vorsichtig.
»Aber natürlich! Solange darin auch die Lieferung eingeschlossen ist …«
»Kein Problem.« Normalerweise hätte ich ihr die hibachi mit dem Windom nach Yokohama gebracht, aber mit dem war Hugh zum Golfplatz gefahren. Wahrscheinlich würde Mr. Ishida mir seinen Transporter überlassen, wenn ich ihm versprach, ihn vollgetankt zurückzubringen.
»Miss Shimura, ich freue mich sehr, Sie kennengelernt zu haben«, sagte Mrs. Kita. »Ich bin noch nie zu einem Fest von Kollegen meines Mannes eingeladen worden. Mein Mann hat bis zum letzten Augenblick behauptet, daß ich mich auf der Party langweilen würde, aber da hat er sich getäuscht. Auch wenn die arme Miss Mihori natürlich eine andere Erfahrung gemacht hat. Ich mache mir wirklich Sorgen um sie.«
Aha, dachte ich, sie will also den neuesten Klatsch hören. »Es ist sehr nett von Ihnen, daß Sie sich Gedanken machen, aber Miss Mihori geht es sicher schon wieder gut. Der Arzt hat uns gesagt, daß sie nur ein bißchen schlafen muß.«
»Sieht er heute nach ihr?«
»Jetzt kümmert sich ihr eigener Arzt um sie.« Ich würde ihr nicht auf die Nase binden, daß
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