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Zugzwang

Zugzwang

Titel: Zugzwang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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ihm ein Zeichen. Das Stimmengewirr ebbte ab.
    »Gibt es einen Zusammenhang zu unserem Fall?«
    Cedric kam einen Schritt nach vorne, um zu antworten.
    »Ich fürchte ja. Die mysteriösen Ereignisse, insbesondere der millionenfache Boykott der Bahn sprechen eindeutig dafür. Vor allem die Ergebnisse der bisherigen Ermittlungen deuten daraufhin. Enkel hielt sich zu diesem Zeitpunkt in Deutschland auf. Hinzu kommen die strukturellen Hintergründe. Eine große Werbeagentur, die eng mit einem Forschungslabor kooperiert, das sich auf dem Gebiet der Bewusstseinsforschung betätigt. Die Manipulation eines Börsenkurses mit dem offensichtlichen Ziel, sich liquide Mittel für weitere Versuche zu beschaffen und so weiter.«
    Die Katze war aus dem Sack, dachte Joshua. Seine schlimmsten Vermutungen schienen bittere Realität zu werden. Sein Freund Jack fuhr mit dem Referat fort. Er ließ eine seiner Befürchtungen Wirklichkeit werden.
    »Aufgrund der besonderen Brisanz haben wir den Bundesnachrichtendienst informiert. Sie beginnen noch heute mit ihrer Arbeit …«
    »Was sollen wir denn mit denen?«
    Joshua drehte sich herum und erkannte Siegmund Polt vom Dezernat Wirtschaft. Er schien wenig erfreut zu sein über die Zusammenarbeit mit den Kollegen aus Wiesbaden. Ein Teil des Publikums stimmte ihm lautstark zu.
    »Vor einem knappen halben Jahr wurde eine Partei gegründet. Sie nennt sich ›Partei des deutschen Volkes‹. Wie sich herausstellte, ist diese Partei Alleinerbin des gesamten Schändler-Vermögens und somit in den Fall involviert. Der explosionsartige Anstieg ihrer Mitgliederzahlen lässt auf einen ähnlichen Hintergrund schließen wie der Boykott der Bahn.«
    Viktor stand auf und meldete sich zu Wort.
    »Einen Aktienkurs zu beeinflussen, das kann ich verstehen. Aber was soll es bringen, die Leute vom Bahnfahren abzuhalten oder irgendeine Partei wählen zu lassen?«
    »Also den Versuch mit dem Bahnboykott halten wir für einen groß angelegten Test für den Ernstfall. Dieser Ernstfall könnte der Eingriff in die Politik sein. Man stelle sich vor, eine von einem Syndikat gegründete Partei bekommt die Mehrheit in diesem Bundesland, was durchaus nicht mehr abwegig ist. Nach neuesten Meinungsumfragen liegen sie bereits bei achtzehn Prozent. Tendenz: Stetig steigend. Ich muss euch wohl nicht erzählen, dass die Polizeigewalt beispielsweise Ländersache ist. Sie können zwar keine Gesetze ändern oder die Prügelstrafe einführen, aber sämtliche Schlüsselpositionen bei uns mit ihren Leuten besetzen.
    Eine demokratisch gewählte Mafia, um den Teufel mal an die Wand zu malen. Im kommenden Jahr sind dann Bundestagswahlen. Ich denke, jetzt hat jeder verstanden, warum die Jungs vom BND mit im Boot sind.«
    Während Elsing die Deckenbeleuchtung wieder einschaltete, breitete sich eine bedrückte Stimmung aus.
    »Das bedeutet«, schloss Daniel, »uns bleiben gerade mal neun Tage, um den Fall zu klären.«
    »Nein«, antwortete Joachim Holsten, »soviel Zeit bleibt uns nicht mehr. Wir haben Politologen dazu befragt. Die meisten Wähler haben ihre Entscheidung spätestens eine halbe Woche vor der Wahl getroffen. In den letzten drei Tagen geht es nur noch um circa zehn Prozent Wähler, die ihre Stimme auch für ein Feuerzeug oder einen Kugelschreiber abgeben. Wenn die PdV sich in diesem Tempo weiterentwickelt, bleibt uns höchstens noch bis kommenden Mittwoch Zeit. Außerdem müssen wir die Partei ja noch verbieten lassen oder, was noch schwieriger sein dürfte, ihnen die potenziellen Stimmen wieder abjagen.«
    »Schöne Scheiße«, murmelte Daniel ihm zu.
    »Noch etwas«, Jack sah mahnend in die Runde, »es darf nicht der kleinste Mucks nach außen dringen. Schon gar nicht an die Medien. Das Letzte, was wir jetzt gebrauchen können, ist eine Massenhysterie. Gibt es noch Fragen, bevor wir den weiteren Einsatz besprechen?«
    Joshua meldete sich zu Wort.
    »Wie verbreiten die Täter ihre Botschaften?«
    Cedric Miller trat wieder einen Schritt vor. Hinter dem großen schmalen Holsten kamen nur vereinzelt Konturen des kleinen, übergewichtigen Miller zum Vorschein. Millers Brille mit seinen winzigen runden Gläsern verlieh ihm einen intelligenten und eine Spur zu jugendlichen Gesichtsausdruck.
    »Das können wir nicht mit absoluter Sicherheit sagen. Sie dürften aber öffentliche Medien wie das Fernsehen und den Rundfunk für ihre Zwecke gebrauchen.«
    »Kann man diese Botschaften erkennen, sie ausfiltern?«
    »Daran arbeiten wir mit

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