Zugzwang
Stock. Außerdem haben wir gedacht, es ist sowieso Blödsinn.«
Joshua sah ihm tief in die Augen. Er hatte die ganze Zeit ein komisches Gefühl. Es kam ihm so vor, die beiden schon einmal woanders gesehen zu haben.
»Warum sollte es Blödsinn sein?«
»Na ja, der war doch offensichtlich der Mörder. Ich meine, die Tatwaffe, die Stiefel. Sah doch alles nach einer überhasteten Flucht aus.«
Daniel schüttelte den Kopf. Der Leiter vom Dienst stürmte herein. »Wir haben einen Einsatz. Ich habe außer euch keinen frei. Braucht ihr noch lange?«
Joshua seufzte.
»Wenn so fähige Kollegen benötigt werden, wollen wir dem nicht im Wege stehen.«
Sie verabschiedeten sich und gingen zum Wagen. Drei Taxifahrer hatten sie mit ihren Fahrzeugen demonstrativ zugeparkt. Nachdem sie Joshuas Dienstausweis sahen, fuhren sie die Taxen murrend beiseite.
22
Nora Grinten und Jack telefonierten, als Joshua ihr provisorisches Büro betrat. Sie hatten den Aufenthaltsraum mit Trennwänden in zwei Büros unterteilt und mit allen nötigen Möbeln und Geräten ausgestattet. Über den Flur führte ein Telefonkabel in den Raum. Die Notlösung, über ein Modem ins Internet zu gehen und mit den Handys zu telefonieren, war nicht tragbar. Fast gleichzeitig beendeten beide ihre Gespräche und begrüßten ihn.
»Düsseldorf war ein Flop. Die Kollegen waren einfach zu faul, die Treppen raufzulaufen. Habt ihr was?«
Mit einer Geste bot Holsten Joshua einen Stuhl an.
»Das kann man wohl sagen. Viel zu viel haben wir. Die Kollegen haben die Produktionsfirmen, es sind insgesamt drei, ausfindig gemacht.«
Joshua lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor den Bauch.
»Das ist doch super.«
»Super? Die haben alleine in den letzten drei Monaten acht Fernsehspots und sechzehn Radiospots produziert. Unsere Techniker drehen am Rad. Das sind übrigens nur die Werbesendungen für diese Partei. Die anderen lassen wir außer Acht. Darum können wir uns nach der Wahl kümmern. «
Joshua hatte sich eine Zigarette gedreht und zündete sie an. Nora beugte sich zu ihm herüber, um ihm einen Aschenbecher hinzustellen. Sein Blick durch ihre weitgeöffnete Bluse auf ihren Bauchnabel wurde von keinerlei Textilien behindert. Sie bemerkte sein Interesse an ihren großen, braunen Brüsten und lächelte ihn an. Für einen Moment verschlug es ihm die Sprache. Dann war er wieder bei der Sache.
»Wie lange brauchen sie?«
»Das habe ich sie auch gefragt. Sie sagten, wenn sie Glück haben, drei Wochen. Die Frequenzbereiche müssen in kleinste Teilstücke zerlegt werden. Sie wissen noch nicht, wie weit sie diese ominösen Botschaften verstärken müssen und ob überhaupt. Joshua, die haben mir da einen Vortrag gehalten, bei dem mir schwindelig wurde. Fakt ist, wir brauchen die genaue Frequenz, um eine Chance zu haben. Ich habe keinen Schimmer, wie wir da rankommen sollen.«
»Da habe ich schon eine Idee. Habt ihr was über die anderen herausbekommen?«
»Negativ. Skopje, Bönisch, Hellström, alle spurlos verschwunden. Ich fürchte, die tauchen in führenden Positionen wieder auf, wenn wir es nicht schaffen, die Frequenz rechtzeitig zu finden.«
»Dazu kann uns Bönisch sicher mehr sagen.«
Jack verzog gequält sein Gesicht.
»Ach nee. Bönisch ist aber nun mal flüchtig und König verweigert uns nach wie vor die Durchsuchungsanordnung.«
»Womit er ja auch Recht hat«, Nora setzte sich mit einer Tasse Kaffee in der Hand wieder an ihren Schreibtisch, »es liegt nichts gegen dieses Institut vor, außer natürlich Vermutungen. Wenn wir König zwingen wollen, brauchen wir Beweise.«
»Die Beweise finden wir wohl erst nach einer Durchsuchung. So kommen wir doch nicht weiter.«
Joshua drückte seine Zigarette aus und grinste zufrieden. Langsam zog er ein Schlüsselbund aus der Innentasche seiner verwaschenen Jeansjacke und wedelte den beiden damit zu.
»Was ist das?«
Jack konnte die gute Laune seines Freundes nicht verstehen.
»Das ist ein Schlüsselbund. Man könnte es aber ersatzweise auch Durchsuchungsanordnung nennen.«
»Wo hast du das her?«
»Es lag herrenlos in Bönischs Büro. Damit es keiner klaut, habe ich es sichergestellt.«
Nora wurde sichtlich nervös, Jacks Empörung erkannte Joshua als gespielt.
»Du willst doch nicht etwa auf eigene Faust da rein?«
»Nein. Jedenfalls nicht vor fünf, da laufen mir noch zu viele Angestellte herum.«
Jack spielte mit seinem Kugelschreiber. Nora schien nach Worten zu suchen.
»Das kann ich nicht
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