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Zugzwang

Zugzwang

Titel: Zugzwang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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Land kontrollieren. Aber warum, so überlegte er, ist ihnen die Macht wichtiger als das Geld? Durch die Beeinflussung weiterer Aktienkurse ließe sich doch einfacher und effizienter viel mehr erreichen. Machtbesessenheit schien also zu ihrem Profil zu gehören. Dies deutete auf eine streng hierarchische Struktur hin, was über kurz oder lang zu Unmut bei weiter unten angesiedelten Komplizen sorgen würde. Überhaupt schien es ihm kaum möglich, ein Vorhaben dieser Größenordnung geheim zu halten. Joshua fiel das Institut in Kamp-Lintfort ein. Jeder schien dort nur so viel zu wissen, wie für seinen Aufgabenbereich notwendig war.
    Trempe beendete die Einsatzbesprechung und stand auf.
    »Dann fahren wir zwei h übschen mal wieder nach Düsseldorf.«
    Daniel sah ihn entgeistert an. Joshua erklärte ihm seinen Wunsch, die beiden Düsseldorfer Kollegen zunächst in ihrer Dienststelle zu befragen, um eine Vorladung und den damit verbundenen Ärger zu vermeiden. Sie holten ihre Jacken aus dem Büro und gingen zum Parkplatz, als Joshuas Handy sich meldete. Es war sein Vater.
    »Hallo Joshua. Deine Mutter lässt fragen, wie es dir geht. Sie macht sich Sorgen, weil du dich nicht wieder gemeldet hast. Sie weiß natürlich, dass du viel zu tun hast, aber du kennst sie ja.«
    Joshua atmete tief durch. Ja, er kannte sie. Aber seinen Vater kannte er ebenso gut. Ihm war sofort klar, dass sein Interesse an dem Anruf nicht minder gering war. Er ärgerte sich darüber, gestern Abend nicht zum Krankenhaus gefahren zu sein. Ein Platzregen ließ die Verbindung schlechter werden. Leicht gebückt rannte er zu Daniels Auto.
    »Ja Vater. Ich kenne euch beide. Wie geht es ihr denn?«
    »Schon wieder ganz gut. Vielleicht kommt sie heute noch raus. Kommt ihr weiter?«
    »Ja, darum habe ich ja auch keine Zeit. Ich melde mich, sobald es geht. Kennst du eigentlich die PdV?«
    »Natürlich. Die kennt doch mittlerweile jeder. Endlich mal eine Partei, die uns weiterbringt. Ich werde sie wählen und das solltest du auch tun. Aber warum fragst du?«
    Sie waren auf der Autobahn. Der Regen wich Sonnenschein, auf der Straße spiegelte sich das Licht der Sonne. Einige Schwalben flogen über ihnen vorbei.
    »Nur so. Wähle sie nicht. Sie gaukeln dir was vor. Ich melde mich wieder, in Ordnung?«
    Sein Vater hakte nicht weiter nach und verabschiedete sich. Er also auch. Joshuas Magen begann zu rebellieren. Er hatte noch nicht gefrühstückt und musste nun miterleben, wie ein intelligenter Mensch und noch dazu ehemaliger Polizist wie sein Vater Opfer dieser Meinungsmacher wurde. Die Frage, worauf sich seine Meinung gründet, war müßig. Bei seinen Eltern lief den ganzen Tag über das Radio. Es schien keine Möglichkeit zu geben, diesen Botschaften auszuweichen.
    Daniel rief unterwegs die Düsseldorfer Kollegen an. Sie konnten die beiden Polizisten in der Altstadtwache treffen.
    Daniel parkte hundert Meter davon entfernt an einem Taxistand. Einem herbeieilenden Kollegen hielt er seinen Dienstausweis hin und bat darum, für einige Minuten dort stehen bleiben zu dürfen.
    Der Leiter der Wache begrüßte sie misstrauisch und geleitete sie in einen der hinteren Räume. Die beiden Kollegen saßen bereits dort und unterhielten sich angeregt. Als Daniel und Joshua den Raum betraten, verstummten sie augenblicklich. Sie setzten sich zu ihnen und begrüßten sie freundlich. Joshua erklärte, worum es ging. Fast trotzig fiel der Jüngere der beiden ihm ins Wort.
    »Was soll das denn jetzt? Wir haben deinem Kollegen doch schon gesagt, dass wir auf dem Dachboden waren und dort nichts gesehen haben.«
    »Ja, das habt ihr«, Daniel sprach ruhig auf sie ein, »das Problem ist nur, ihr habt gelogen.«
    »Wie bitte?«, der Ältere sprang auf und schrie ihn an, »was erlaubt ihr euch eigentlich. Kommt hier aus Krefeld hin und behauptet, wir lügen?«
    Joshua deutete ihm mit einer Geste an, sich wieder zu setzen.
    »So kommen wir nicht weiter. Die Kollegen von der Kriminaltechnik haben den gesamten Speicher untersucht. Außer den Spuren von uns beiden und der vom Täter gab es dort keine. Das ließ sich in dem Staub übrigens wunderbar feststellen. Wollt ihr jetzt vielleicht behaupten, über den Speicher geflogen zu sein?«
    Joshua konnte nicht glauben, zwei so naiven Polizisten gegenüber zu sitzen. Der Jüngere ließ betreten den Blick sinken, der Ältere schluckte.
    »Ich höre.«
    »Also gut, wir waren nicht oben. Wir … wir sind aufgehalten worden von dem Alten im ersten

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