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Zugzwang

Zugzwang

Titel: Zugzwang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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paar Glasbausteine durchließen, eine Gestalt in der Ecke sitzend. Halb gebückt mit starken Schmerzen in der linken Schulter ging er ein Stück in die Richtung und erkannte ihn. Es roch nach Urin und Schweiß. Das Klappfenster in der Glasbauwand war zu klein, um die Raumluft erträglicher zu machen. Mit jeder Bewegung wurde der Geruch penetranter.
    »Hallo Bönisch. So sieht man sich wieder.«
    Bönisch sah ihn an, ohne seine Gesichtszüge auch nur einen Deut zu verändern. Seine Oberlippe war aufgeplatzt, sein weißes Hemd mit roten Flecken übersät. Seine Haare hingen ihm halb über das zugeschwollene rechte Auge. Joshua sah keinen Grund, warum er schonend mit ihm umgehen sollte.
    »Wieso hat man Sie nicht umgebracht?«
    Bönisch zuckte zusammen. Als er sich in eine andere Position setzte, erkannte Joshua den großen nassen Fleck in seinem Schritt. Der mächtige Bönisch lag da wie eine gefällte Eiche.
    »Weil sie mich noch brauchen.«
    Seine Stimme klang sehr leise. Joshua musste angestrengt hinhören.
    »Enkel hat sich zurückgezogen und macht jetzt Ärger.«
    »Ist er Ihr Boss?«
    Bönisch lachte kurz auf. Dann verzog er sein Gesicht und stöhnte auf.
    »Ihr lieber Herr Staatsanwalt hat hier das Sagen. Da staunen Sie, was? Ihr schnüffelt überall herum, nur nicht in eurem eigenen Stall.«
    Joshua schluckte. Dass König ein Maulwurf war, konnte er sich schon kaum vorstellen, aber der Chef? Kalle hatte also Recht. Verdammter Mist, fluchte er leise vor sich hin. Hätte er die Theorie seines Kollegen doch ernst genommen.
    »Ist er auch für die Morde verantwortlich?«
    Bönisch sah ihn für einige Sekunden stumm an.
    »Ist ja egal, wir kommen hier beide nicht mehr lebend heraus«, er wischte sich mit dem Rücken der rechten Hand über den Mund. Seine l inke war hinter den Rücken gedreht und dort anscheinend gefesselt. Schweiß rann über sein Gesicht und vermischte sich mit Blut.
    »Für die Drecksarbeit war sich der feine Herr zu schade. Die haben Rahn, Kaiser und Hellström erledigt. König hat nur die Aufträge erteilt.«
    Nora und die beiden Kollegen aus Düsseldorf mitgerechnet, gab es vier Überläufer, überlegte Joshua. Vier, von denen er jetzt wusste. Er hoffte inständig, dass es nicht mehr sein würden.
    »Wie hat er meine Kollegen dazu bekommen?«
    Wieder lachte Bönisch auf. Er verzog sein Gesicht. Jede Bewegung bereitete ihm offenbar Schmerzen. Bönisch hielt sich die Hand vor den Brustkorb und hustete.
    »Money makes the world go round. Die schwimmen doch im Geld. Eine Million Euro soll jeder kriegen plus ein Pöstchen nach Wahl.«
    Joshua lehnte sich entspannt an einen Metallschrank. Sie waren im Materiallager des Institutes untergebracht.
    »Welche Rolle spielt eigentlich dieser Carl Enkel?«
    Bönisch zog seine Stirn hoch.
    »Der hat das Know-how. Viele Kollegen forschten bislang weltweit an dieser Technik, wir übrigens auch. Enkel hat den Durchbruch geschafft. Es war ganz simpel. Die Lösung lag jahrelang vor unseren Augen und wir haben sie nicht gesehen. In Amerika haben sie ihn aber unter Kontrolle. Darum wollte er seine Technik hier anwenden. Wir sind schließlich ein Medienvolk, fast wie die Amerikaner. Er hat uns die Technik erklärt, uns eingewiesen und …«
    Bönisch bekam erneut einen Hustenanfall. Sein Kopf lief purpurrot an. Joshua hatte Angst, der Wissenschaftler würde ersticken. Ganz allmählich beruhigte er sich wieder.
    »Dann wollte König den Kuchen für sich alleine?«
    »Genau wie vorher Schändler, ja.«
    Deshalb musste Ramon Schändler sterben. Ein Multimillionär endete an seiner Habgier. Joshua fiel es schwer, das nachzuvollziehen. Aber eines blieb weiterhin unklar.
    »Warum musste Schändlers ganze Familie sterben?«
    »Schändler war der Boss, bevor König übernahm. Er hatte von allen relevanten Unterlagen Enkels Kopien in seinem Tresor.«
    Wieder fluchte Joshua. Diesen Ansatz hatten sie wieder verworfen.
    »Wie konnte König ihr Boss werden?«
    »Er war jahrelang mit Schändler befreundet. Sie trafen sich regelmäßig zum Schach. Schändler hat ihn schließlich angeworben. Nachdem Rahn und Kaiser bei dem eingestiegen sind, ist König schnell dort hingefahren und hat die Unterlagen aus dem Tresor geholt. Um sich von Enkel unabhängig zu machen, mussten sie jetzt auf ihn setzen. Andernfalls hätte er die ganze Sache mit anderen durchgezogen und sie womöglich hinterher noch verpfiffen. Außerdem passte es ja allen. König hat doch erstklassige Kontakte.«
    Joshua

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