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Zugzwang

Zugzwang

Titel: Zugzwang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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nur selten, seinem Äußeren ein in der Damenwelt einigermaßen akzeptantes Erscheinungsbild zu verleihen. Im Sommer konnte man ihn auch schon mal in weißen Tennissocken und Sandalen bewundern. Nach einer kurzen Begrüßung kam Winnie gleich zur Sache.
    »Wie ich hörte, trifft sich die SoKo gleich. Ich werde die Gelegenheit nutzen, um auf den neuesten Stand der Ermittlungen zu kommen. König wird übrigens auch da sein. Was hast du eigentlich mit dem gemacht, der zog ein Gesicht, als er hörte, wer die SoKo leitet?«
    Joshua winkte genervt ab. Van Bloom zuckte nur mit den Schultern.
    »Habt ihr denn schon was erreicht?«
    »Ja, die Tochter des ermordeten Ehepaares und potentielle Zeugin des zweiten Mordes steht unter Polizeischutz«, gab Joshua fast einsilbig zur Antwort.
    »Ja … logisch.«
    Winnie wedelte mit den Armen und sah die beiden leicht hilflos an.
    »Für dich, aber erkläre das mal dem Staatsanwalt.«
    »Ach, daher weht der Wind.« Elsing lächelte. »Ihr kennt ihn doch. Immer darauf bedacht, dem Staat beim Sparen zu helfen.«
    Joshua fand das überhaupt nicht komisch. Es ging um das Leben eines jungen Menschen und dieser Erbsenzähler dachte an die Kosten. Wahrscheinlich würde es noch einige Überredungskunst kosten, den Polizeischutz so lange auszudehnen, bis der Mörder verhaftet war. Als Winnie das Büro der beiden verließ, kramte Joshua seine Tüte von der Metzgerei hervor und breitete sie vor sich aus. Daumendick belegte er seine Brötchen mit der Fleischwurst. Vegetarier van Bloom schüttelte sich angewidert. Während Joshua mit der linken Hand sein Brötchen hielt, tippte er mit seiner Rechten den Bericht des Vortages ein. Er war gerade fertig, als ein Kollege der Wache hineinkam und ihnen einen Stapel Fahrtenbücher und einen Schnellhefter auf den Tisch legte. Van Bloom sah ihn verwundert an, Joshua nickte zustimmend. Anschließend klärte er seinen Kollegen auf.
    »Wir müssen sie auf Unregelmäßigkeiten untersuchen. Von der Firma zu Schändlers sind es locker zwanzig Kilometer, zurück natürlich noch einmal. Die müssen in irgendeinem dieser Bücher fehlen.«
    Daniel van Bloom nahm sich ungefähr die Hälfte der Fahrtenbücher vom Stapel und sah seinen Kollegen an, der keine Anstalten machte, ebenfalls zuzugreifen.
    »Sag mir die Fahrten an, ich überprüfe sie mit dem Routenplaner.«
    Fast eine Stunde lang gingen sie mühselig alle Fahrten durch. Hin und wieder waren mal einige Kilometer zu viel eingetragen, aber nicht die gesuchten vierzig. Joshua wollte gerade abbrechen, um zur Soko-Sitzung zu gehen, als sie das entscheidende Fahrtenbuch hatten. Achtunddreißig Kilometer zu viel standen dort drin. Sie verglichen die Fahrten noch einmal mit der Einsatzliste und waren sich dann sicher. Jörg Maiboom war ihr Mann. Joshua wählte die Nummer von Gilden. Er hatte sie auf seinem Notizzettel. Maiboom sei nur kurz da gewesen, um sein Fahrtenbuch abzugeben und sei danach zum nächsten Kunden gefahren. Gilden gab ihm seine Handynummer. Joshua kam allerdings nur auf die Mailbox von Maiboom.
    »Haftbefehl?«
    »Nein Daniel, das wird nicht nötig sein. Er hat gegen vier Feierabend, die Einsatzzentrale soll einen Wagen hinschicken und ihn ganz lieb bitten, mitzukommen.«

    Die Besprechung der SoKo Schändler verlief routinemäßig. Joshua teilte den Ermittlungsstand mit und beantwortete Fragen der Mitarbeiter. Staatsanwalt König und Winnie Elsing hielten sich zurück. Joshua war nicht wohl dabei. Er hatte das Gefühl, von König kontrolliert zu werden. Es war das erste Mal seit langem, dass der Staatsanwalt an einer Besprechung der SoKo teilnahm.
    Marlies Hennes und Viktor Dreiseitl würden sich um die wirtschaftlichen Verhältnisse der Firma Schändler kümmern. Kalle wollte noch einmal das Umfeld der Opfer befragen. Von Marlies kam eine Frage, die er schon verdrängt hatte.
    »Was wird mit der Tochter, wenn sie aus dem Krankenhaus kommt?«
    Joshua sah den aufmerksamen Blick des Staatsanwaltes, als er antwortete.
    »Ich werde heute noch ein Gespräch mit Jutta von Ahlsen führen. Fest steht aber, dass Rosalinde Schändler bis zur Klärung des Falles unter Polizeischutz gestellt werden muss.«
    Um Souveränität auszustrahlen, blickte Joshua dem Staatsanwalt bei diesem Satz für Sekunden in die Augen. Er wollte dem Blick seines Gegenübers länger standhalten, konnte es jedoch nicht. Zu seinem Erstaunen kommentierte König seine Aussage nicht. Stattdessen haftete sein Blick an Joshuas abgewetzter

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