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Zugzwang

Zugzwang

Titel: Zugzwang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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fest.
    »Was ist eigentlich mit Rico. Wer kümmert sich um ihn, er kann nämlich nicht allein sein?«
    Joshua sah betreten zu Boden. Nach einigen Sekunden hob sie die Hände vor ihr Gesicht und begann ganz leise zu weinen. Ohne ein Wort verließ Joshua das Krankenzimmer. Er konnte ihr nicht mehr helfen.
    Ein Satz ging ihm nicht aus dem Sinn: Du wirst bald einen berühmten Vater haben. So wie Rosalinde ihren Vater schilderte, hatte er vermutlich auch seiner Frau nicht erzählt, worum es ging. Er wird sein Geheimnis zu Hause einzig und allein dem Tresor anvertraut haben. Fakt war, dieser wurde ohne Anwendung von Gewalt geöffnet. Der Täter oder Frau Schändler mussten die Kombination gekannt haben. Joshua fielen die Ermittlungsergebnisse seiner Kollegin ein. Die Veränderungen in seiner Firma, die Vermutung, bald berühmt zu sein, wie er seiner Tochter gegenüber angab und die Tat mussten in einem Zusammenhang stehen. Es gab für Joshua keinerlei Zweifel. Er startete seinen Wagen und fuhr zur Werbeagentur Schändler.

    Im Düsseldorfer Medienhafen musste er sich erst zurecht finden. Er wirkte auf ihn wie das Spielzimmer von Elitearchitekten. Immerhin hatten die Stadtväter Mut bewiesen. Es gab ohnehin schon genug einheitliche Büro- und Wohnsilos in der Stadt. Joshua dachte an die Zeit zurück, in der er als Jugendlicher mit dem Fahrrad hier lang fuhr. Vorbei an Weizenmühlen und Futtermittelfabriken, die ihren eigentümlichen Geruch verströmten, fuhr er zu seinen Freund, Joachim Holsten. Jack wohnte damals mit seinen Eltern in ›Kappeshamm‹, wie die Bewohner ihr idyllisches Dorf am Rande der Düsseldorfer Innenstadt nannten. Es war für ihn jedes Mal ein Erlebnis, mit dem Rad innerhalb weniger Minuten das hektische Treiben der Großstadt zu verlassen und in dieses beschauliche Dorfleben des Stadtteils Hamm einzutauchen. Sie spielten dort auf einer Wiese hinter der Dorfkirche bis zum Einbruch der Dunkelheit Fußball. Bis sie Neunzehnhundertvierundachtzig den Hof seiner Großeltern in der Nähe von Krefeld erbten.

    Joshua hatte sich einmal verfahren, war aber jetzt auf dem ›Neuen Zollhof‹. Die silberglänzenden Gehryhäuser erkannte er schon von weitem. Sie waren asymmetrisch und in gefährlich anmutender Schräglage gebaut. Gleich einem halb zusammengefallenen Kartenhaus, das in geduckter Haltung dem nächsten Windstoß entgegenzitterte, lag der Gebäudekomplex nun vor ihm. Joshua parkte den Wagen und ging, den Blick beeindruckt nach oben gerichtet, zur Eingangstür.

    Ansgar Skopje begrüßte ihn herzlich. Der gebürtige Isländer sprach fast akzentfrei d eutsch. Der schwarze Nadelstreifenanzug betonte seine schlanke Figur. Sie nahmen in tiefen Ledersesseln mit Chromgestellen Platz. Skopje verfügte über ein sehr helles, geräumiges Büro. Durch die Fensterfront an der Stirnseite bot sich eine herrliche Aussicht auf den Innenhafen. Joshua fragte ihn direkt gerade heraus, wieso es in der Firma zu den großen Veränderungen in der Führungsetage gekommen sei. Ansgar Skopje trank einen winzigen Schluck Mineralwasser und antwortete.
    »Das ist eine komplizierte Angelegenheit. Vereinfacht könnte man sagen, wir wollten unsere Aufgaben professioneller angehen. Es war Schändlers Idee. Sehen Sie, der Konkurrenzkampf ist brutal geworden. Wir ringen praktisch um jeden Käufer. Schändler war der Meinung, wir sollten Wissenschaftler und Demoskopen ins Boot holen. Um praktisch die Basis, das Bewusstsein des Käufers, zu erschließen und uns so erfolgreich am Markt zu positionieren. Erfolgreicher, um genau zu sein.«
    »Was heißt das konkret, Herr Skopje?«
    Skopje machte eine kurze Gedankenpause. Es wirkte so, als müsse er sich seine Antwort genauestens überlegen.
    »Ich will Ihnen die wissenschaftlichen Details ersparen. Lassen Sie es mich so ausdrücken: Wir wollen, nein wir müssen wissen, wie die Käufer ticken. Wir müssen ihr Unterbewusstsein erreichen, bevor es die Konkurrenz macht. Habe ich mich verständlich ausgedrückt?«
    »Ja. Ist es Ihnen denn schon gelungen?«
    Skopje zögerte wieder.
    »Wir arbeiten mit Hochdruck an dieser Aufgabe.«
    Seine Antwort klang unterkühlt, ohne Betonung.
    »Wer profitiert vom Tod des Ehepaares Schändler?«
    Skopje stand auf und begann, nervös im Zimmer auf und ab zu laufen.
    »Niemand!«
    Joshua sah ihn ungläubig an.
    »Ich weiß, was Sie denken. Die böse Konkurrenz. Aber die konnten nichts davon wissen. Unsere Forschungen verliefen streng geheim. Nur Schändler und

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