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Zugzwang

Zugzwang

Titel: Zugzwang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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Für viele in der Dienststelle war er vermutlich der alleinige Sündenbock. Er klärte ihn über seine Ermittlungen auf. Kalle schob seinen Teller zur Seite und zündete sich trotz Rauchverbot eine Zigarette an. Die Kantine würde in zehn Minuten schließen. Außer ihnen war niemand mehr da. Aus der Küche hörte man das Klappern von Geschirr.
    »Hm, glaubst du diesem Skopje? Ich meine, ich breche doch nicht in so einen vornehmen Kasten ein, um nur mal so auf Verdacht den Wandtresor aufzumachen.«
    »Ich weiß es nicht. Aber du hast Recht. Irgendwas wird in dem Tresor gewesen sein.«
    Kalle streute Asche auf den Unterteller seiner Kaffeetasse. Dann schien er sich die Sache wieder anders überlegt zu haben. Mit ausgestrecktem Zeigefinger deutete er auf Joshua.
    »Nicht unbedingt. Immerhin besteht ja noch die Möglichkeit, dass der Einbruch nur aus dem Grund begangen wurde, Schändlers Frau zu töten. Der offene Tresor sollte es dann wie Raubmord aussehen lassen.«
    »Schon möglich. Aber warum sollte sie getötet werden? Kalle, ich glaube, ihre letzten Worte waren die Kombination zu dem Wandsafe.«
    Schmitz zuckte mit den Schultern und drückte seine Zigarette auf der Untertasse aus.
    »Wenn deine Annahme stimmt, dass Schändler möglicherweise Kopien von geheimen Forschungsunterlagen in seinem Tresor hatte«, er nahm einen Schluck Kaffee und wedelte zwischendurch mit dem anderen Arm in der Luft, »dann hätten die Täter ja davon wissen müssen. Das wiederum kann nur bedeuten, dass sie aus seiner Firma kommen oder von dort beauftragt wurden.«
    Joshua lehnte sich entspannt zurück. Irgendwas passte ihm an Kalles Idee nicht.
    »Schändler war der Chef der Firma und somit ohnehin eingeweiht. Ob er nun schriftliche Kopien davon hatte oder nicht. Warum sollte jemand aus der Geschäftsleitung der Werbeagentur dafür sorgen, dass diese Unterlagen in falsche Hände, beispielsweise in die der Konkurrenz, kommen? Forschungsunterlagen dürfte Skopje zudem mitgebracht haben. Dafür wurde er ja offensichtlich geholt. Wenn er mit der Konkurrenz Geschäfte macht, hätte er doch gleich dorthin wechseln können. Das ergibt keinen Sinn. Aber können wir ausschließen, dass Schändler keinem anderen davon erzählt hat?«
    Kalle kratzte sich am Hinterkopf.
    »Natürlich nicht. Aber warum sollte er?«
    »Wenn an dieser Vermutung etwas dran ist, müssen wir genau das herausfinden.«
    Kalle stand auf und ging zum Kaffeeautomaten. An der Theke waren bereits die Rollladen heruntergelassen. Da immer wieder Kollegen außerhalb der Essenszeiten hierhin kamen, hatte man vor zwei Jahren mehrere Automaten neben der Theke aufgestellt. Während der Kaffee einlief, warf er einen Blick auf ein schwarzes Brett neben den Automaten. Er hatte dort einige Zettel aufgehängt, auf denen er vom Rasierwasser bis zur Armbanduhr alle möglichen Dinge anbot, die er günstig im Internet ersteigert hatte.
    Kalle stellte die heißen Becher ab und füllte sechs Stückchen Würfelzucker in seinen Kaffee.
    »Übrigens«, Kalle zögerte, »es tut mir Leid. Ich meine das mit dir und Janine …«
    Joshua nickte kaum merklich.
    »Wenn du Hilfe brauchst, jeder Zeit. Du kannst auch bei uns wohnen, ich meine …«
    »Nicht nötig. Daniel und ich verstehen uns immer besser, trotzdem vielen Dank.«
    Für einen Moment war nur der Kaffeelöffel zu hören, mit dem Kalle gesenkten Blickes in seiner Tasse rührte.
    »Wir haben übrigens interessante Ergebnisse von den Düsseldorfern. Betreffend Grodings Wohnung.«
    Joshua legte langsam sein Besteck neben den Teller und starrte Kalle erwartungsvoll an.
    »Es standen zwei benutzte Gläser auf dem Wohnzimmertisch. Beide nebeneinander vor dem Sofa.«
    Joshua schlug sich mit der Hand vor die Stirn. Das war es, was ihm in der Wohnung komisch vorkam. Daniel und er hatten nichts getrunken. In der Mitte standen drei umgestülpte, saubere Gläser. Eines benutzte Till Groding. Als sie wiederkamen, fand er vor dem Platz, an dem Groding gesessen hatte, ein zweites, offensichtlich benutztes, Glas vor.
    »Und?«
    »Jetzt kommt der Hammer! An beiden Gläsern befanden sich ausschließlich die Fingerabdrücke von dem Groding, wie vergleichende Spuren in der Wohnung gezeigt haben. In einem der Gläser waren Rückstände eines Betäubungsmittels.«
    Joshua sah ihn stumm an. Er wischte sich dabei den Mund ab und legte die Serviette auf den Teller. Ohne seinen Blick von Kalle zu nehmen, zog er ein Päckchen Tabak aus seiner Jackentasche und drehte sich

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