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Zugzwang

Zugzwang

Titel: Zugzwang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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machen. Die Reaktion bei deinen Eltern war auch absolut unprofessionell, Joshua.«
    Joshua wollte sich gerade einmischen, als Viktor ihm in die Parade fuhr.
    »Also Daniel. Du magst ja Recht haben. Aber König trägt für mich die Hauptschuld am Tod der kleinen Schändler. Ich gebe zu, wir hatten alle unsere Zweifel an Joshuas Theorie. Aber solange nur die geringsten Zweifel bestehen, darf man den Personenschutz nicht aufheben.«
    Daniel pflichtete ihm bei und entschuldigte sich bei Joshua.
    Joshua sprach noch einmal den Fall Groding an.
    »An seinem BMW haben die Kollegen aus Düsseldorf keinerlei Spuren erkennen können, die darauf schließen lassen, dass der Wagen gestohlen wurde. Muss allerdings auch nicht.«
    Er erzählte ihnen von der Möglichkeit, ein Fahrzeug ohne Gewalteinwirkung oder Einbruchspuren zu stehlen.
    »Wenn Groding tatsächlich der Mörder von Ramon Schändler war, hatte er Komplizen. Wenn sein Motiv aber Rache war, welches hatten dann seine Komplizen?«
    »Ehrlich gesagt«, antwortete Daniel, »halte ich es nach Lage der Dinge auch für immer unwahrscheinlicher, dass Groding der Mörder war.«
    »Das bedeutet«, schloss Kalle, »Groding ist selbst Opfer und wir suchen nach vierfachen Mördern.«
    Sie berieten noch eine Stunde, ohne den kleinsten Schritt weiter gekommen zu sein. Gegen sechzehn Uhr beendeten sie den Arbeitstag mehr oder weniger ergebnislos.
    Joshua hatte die Idee, mit Janine und den Kindern noch irgendwas zu unternehmen. Seine Frau wollte aber zu ihren Eltern fahren. Enttäuscht steckte er sein Telefon wieder ein und fuhr zum Krankenhaus. Dort hatte er ebenfalls keinerlei Erfolg. Man wollte seine Mutter augenscheinlich mit einer Schlaftherapie gesunden. Seinen Vater hatte er knapp verpasst. Auf seiner ziellosen Fahrt durch Krefeld holte ihn die Müdigkeit ein. Er fuhr zu Daniels Wohnung. Daniel war nicht da. Er holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank, legte sich auf das Sofa, schaltete den Fernseher ein und entzog sich anschließend schlafend der bitteren Realität.

    Joshua wollte noch einen letzten Versuch starten, seine Familie zurück zu gewinnen. Die Worte seiner Kinder, Engelbert sei ihr neuer Papi, brannten wie Feuer in seinem Herzen. In dem Augenblick, als zwei uniformierte Kollegen ihn aus Königs Wohnung zerrten, erwachte Joshua. Sein T-Shirt klebte nass an seinem Körper. Es war stockdunkel und angenehm still um ihn. Er blickte auf die Leuchtziffern des DVD-Rekorders. Vier Uhr dreißig.
    Joshua stand auf und tastete sich zum Lichtschalter am Türrahmen. Benommen ging er ins Bad. Die Angst entwich seinen Gedanken und machte der Erleichterung Platz.
    Nach der kalten Dusche fühlte er sich besser. Er setzte Kaffee auf und entdeckte ein paar Fertigbrötchen zum Aufbacken. Am weit geöffneten Küchenfenster sog er die kühle Morgenluft in sich hinein. Während der Kaffee durchlief, ging er in Daniels Büro und schaltete den Monitor ein. Der Computer lief noch, Daniel lud sich irgendwelche Dateien herunter. Im Internet forschte er nach BioPharmaca. Es gab hunderte Seiten zu dieser Firma. Er entschloss sich für deren Homepage. Schnell fand er heraus, dass sie kurz vor der Markteinführung eines viel versprechenden Medikamentes zur Linderung der Alzheimererkrankung standen. Als er Geräusche hörte, schaltete er den Monitor aus. Der Duft des frischen Kaffees schien Daniel früher als sonst aus dem Bett gelockt zu haben. Nach einem ausgiebigen Frühstück verabschiedete er sich bei Daniel, der ihn verwundert ansah.
    »Ich habe Urlaub. Einen angenehmen Arbeitstag wünsche ich dir.«

14
    Die BioPharmaca AG hatte ihren Sitz in Düsseldorf. Joshua jagte mit Vollgas über die fast leere Autobahn. Es musste einen Zusammenhang geben zwischen den Morden und dieser Firma. Zwölf Millionen waren Motiv genug, auch wenn oberflächlich keiner zu Schaden kam. Vielleicht verfügte Schändler über brisante Fakten, mit denen er jemanden erpresste.
    Der gläserne dreigeschossige Bau an der Grafenberger Allee wirkte imposant. Joshua parkte auf dem Kundenparkplatz vor dem Eingangsportal und ging hinein. Für eine Sekunde stockte er. Ihm war klar, dass er sich auf dünnem Eis bewegte. Weder durfte seine Dienststelle davon erfahren, noch hatte er die Düsseldorfer Kollegen unterrichtet.
    Das Foyer wirkte hell, das Licht der Halogenlampen spiegelte sich im Marmor der Wände. Joshua legte seinen Dienstausweis auf die Theke und bat um ein Gespräch mit dem Leiter der Firma. Das junge Mädchen mit

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