Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zugzwang

Zugzwang

Titel: Zugzwang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
Vom Netzwerk:
mal das Elternhaus verließen, würde er sie wieder fahren. Eine dicke Staubschicht umhüllte die bullige Italienerin ebenso wie seine Träume. Melancholisch schloss er die Scheune und stieg in seinen Wagen.

13
    D aniel begrüßte ihn kurz und knapp und teilte ihm Elsings Wunsch mit, ihn dringend zu sprechen. Joshua wunderte sich über die Gleichgültigkeit, die diese Nachricht in ihm auslöste.
    Im Büro des Dienststellenleiters stand Staatsanwalt König an der Fensterbank gelehnt. Zwischen Oberlippe und Nase klebte ein dickes Pflaster. Dazu verzog er äußerst mürrisch sein Gesicht. Er sah Joshua ganz kurz an und nickte ausdruckslos.
    Elsing bot ihm keinen Platz an, er wies ihn an, sich hinzusetzen.
    »Schon gelesen?«, er warf ihm die Tageszeitung auf den Schoß. Der Artikel, den er am Vortag exklusiv in der Redaktion des Blattes lesen durfte, prangte zusammen mit einem Bild von ihm auf der Titelseite.
    »Danke, kenne ich schon. Sollte ich deshalb kommen?«
    »Auch. Vielleicht hast du dem Herrn König was zu sagen?«
    Es klang so, als hätte er gefragt: Möchtest du dich bei dem Onkel nicht entschuldigen? Elsings Art widerte ihn an.
    Joshua sah zu König herüber. Der Staatsanwalt verzog keine Miene. Offensichtlich hatte Winnie bereits die Wogen weitestgehend geglättet und König eine Entschuldigung seinerseits offeriert. Joshua sah König in die Augen. Dieser blickte fordernd. Das war der Augenblick, in dem Joshua endgültig beschloss, in die Offensive zu gehen.
    »Nein. Da die Zeugin, für die kein Polizeischutz mehr notwendig war, nun ermordet ist, erübrigt sich jedes weitere Gespräch«, König zog die linke Augenbraue hoch, Joshua wendete sich Elsing zu, »ich denke, Herr König wird eine solche Situation demnächst genauer prüfen.«
    Elsing schluckte. König erhob seine Stimme.
    »Herr Trempe, das wird ein Nachspiel haben. Darauf können Sie sich gefasst machen«, König schnappte hastig nach Luft, »wer hat Frau Schändler denn entführt und dadurch die Mörder auf sie gezogen?«
    »Herr König, ich habe niemanden entführt. Frau Schändler ist auf eigenen Wunsch vorzeitig aus dem Krankenhaus gegangen. Dies hat sie durch ihre Unterschrift bestätigt. Ihr Aufenthaltsort war hinlänglich bekannt. Ich musste sie von dort wegbringen aufgrund der neuen Situation, die Sie durch Ihr verantwortungsloses Handeln hervorgerufen haben!«
    König stieß sich von der Fensterbank ab und lief zur Tür.
    »Das reicht, ich werde dafür sorgen, dass Ihr Verhalten Konsequenzen hat«, König stand bereits im Türrahmen und hielt die Klinke der offenen Tür in der Hand.
    »Machen Sie das. Übrigens«, Joshua hielt den Zei tungsartikel hoch, »die sind ständig auf der Suche nach Schlagzeilen. Vorhin hat mich ein Redakteur angerufen und gefragt, wieso der Polizeischutz für Frau Schändler aufgehoben wurde und wer dafür verantwortlich sei. Ich habe ihm gesagt, er soll mich später noch mal anrufen. Ich denke, das war in Ihrem Sinn?«
    König lief rot an. Er atmete schwer.
    »Sie wollen mich erpressen?«
    Die Worte kamen bebend über seine Lippen.
    »Nein, nur informieren. Einen schönen Tag noch, Herr Staatsanwalt.«
    König ging wortlos und schmiss die Tür hinter sich zu. Joshua fühlte sich etwas besser.
    »Sag mal, hast du sie noch alle. Willst du dir hier alle zu Feinden machen, oder was? Den Polizeischutz habe ich letztendlich aufgehoben, das weißt du genau!«
    »Ja, auf sanften Druck von oben. Außerdem macht es die Sache nicht besser. Ihr habt Scheiße gebaut und wollt es auf mich abwälzen.«
    Winnie verbog eine Büroklammer. Scheinbar wollte er eine Schleife hineinbiegen. Ein untrügliches Zeichen für Nervosität.
    »Joshua, versuche doch einmal die Lage aus unserer Sicht zu sehen. Die Beweislast gegen Groding war erdrückend. Der Selbstmord … na ja. Ich meine, wie hättest du denn an meiner Stelle reagiert?«
    Joshua überlegte, ob es zu viel verlangt war, seinen Leuten mehr zu vertrauen als dem Staatsanwalt. Offensichtlich war es so.
    »Auf jeden Fall müssen wir dich aus der Schusslinie nehmen. Kannst du dir vorstellen, was hier bald los ist?«, er deutete dabei auf die Zeitung. »Was hältst du davon, wenn du mal zwei Wochen Urlaub nimmst? Überstunden hast du ja genug. Dann kannst du deine privaten Angelegenheiten auch wieder bereinigen.«
    Elsing sprach über Joshuas Ehe, als sei sie mit Schmutz befleckt. Er wollte ihn loswerden, wahrscheinlich auf Drängen von König.
    »Urlaub? Ich höre wohl schlecht?

Weitere Kostenlose Bücher