Zukunftsmenue
unnatürlich groß gezüchteten Brustmuskel verlagert sich der Körperschwerpunkt der Tiere, daher können Hühner und Puten in den letzten Tagen vor dem Schlachten weder laufen noch kriechen. In nur 35 Tagen erreichen sie ihr Schlachtgewicht von rund 2 Kilogramm. Ein Hähnchen aus ökologischer Freilandhaltung braucht dafür zwischen 70 und 90 Tage und hat bis zur Schlachtung ein deutlich schöneres Leben gehabt als seine Brüder und Schwestern in den Industriekäfigen. Allerdings hat ein Bio-Hendl unter 3000 anderen auch enormen Stress. Nur eine wesentlich geringere Hühnerdichte pro Stall wäre der richtige Weg zu einer tierfreundlicheren Hühnerhaltung.
Doch was genau sind eigentlich Hybridhühner? Vor knapp hundert Jahren wurden Hühner in erster Linie für die Selbstversorgung von Familien gehalten. Einige Rassen legten mehr Eier, andere setzten mehr Fleisch an. In den 1920er-Jahren kreuzten US-amerikanische Züchter Hühner unterschiedlicher Rassen und Familien miteinander. Es entstanden verschiedene Nutz- und Liebhaberrassen. Damit aus der Hühnerzucht ein lukrativer Geschäftszweig entstehen konnte, zählte bei den Nutzrassen nur noch die Leistung. Henry Wallace, ehemaliger Vizepräsident der USA und Gründer des Saatgut-Multis Pioneer »Hi-Bred«, übertrug 1960 das Prinzip der Hybridzüchtung von Mais auf Hühner. Aus Kreuzungen verschiedener bereits optimierter Hühnerrassen entstanden Hochleistungshybriden.
Ihre Zucht liegt in der Hand weniger Konzerne wie dem deutschen Erich-Wesjohann-Konzern (Lohmann), der niederländischen Firma Hendrix sowie der französischen Investmentgruppe Natexis. Alle züchten eigene Hühnerfamilien – also die Eltern aller zur Kreuzung verwendeten Elterntiere – und verkaufen den Bauern die Elterntiere. Die Hühnerzucht ist zu einem komplizierten und teuren Verfahren geworden, das sich nur noch große Brüter-Gesellschaften leisten können und das neben ethischen Bedenken auch noch etliche Nachteile für die Hühnerbauern hat: Sie bleiben abhängig von den Großkonzernen, da man mit den meist steril gewordenen Hybriden nicht weiterzüchten kann.
Aber: Die Deutschen essen immer mehr Geflügel und Eier. Im Jahr 2009 lag der Verbrauch pro Bundesbürger bei rund 210 Eiern. Demnach wurden ganze 17,3 Milliarden Eier verzehrt, wovon 70 Prozent aus Eigenerzeugung stammen und der Rest durch Einfuhr gedeckt wurde.
Im Jahr 1995 aß ein Deutscher durchschnittlich 8 Kilogramm Geflügel pro Jahr, im Jahr 2010 waren es schon 19,3 Kilo.
UNTERSCHIEDE IN DER HALTUNG VON MASTHÜHNERN IM ÜBERBLICK
Das sagt der Erzeugercode auf dem Ei
Jeder von uns kann mit Hilfe des Erzeugercodes auf den Eiern, die er kauft, nicht nur das Legedatum, sondern auch die Art der Hühnerhaltung, das Erzeugerland, das Bundesland und die Stallnummer zurückverfolgen. Somit können wir indirekt bestimmte Haltungsformen unterstützen und andere boykottieren.
Beispielsweise könnte ein Erzeugercode so aussehen: 0-DE-1300871
Die erste Ziffer auf dem Stempel steht für das Haltungssystem:
0 = Ökologische Erzeugung, 1 = Freilandhaltung, 2 = Bodenhaltung, 3 = Käfighaltung
Die folgenden Buchstaben verraten, aus welchem Land das Ei kommt: AT = Österreich, BE = Belgien, DE = Deutschland, IT = Italien, NL = Niederlande
Die darauffolgende mehrstellige Nummer zeigt an, in welchem Legebetrieb die Henne lebt, von der das Ei stammt. Ist der Betrieb an den Verein für kontrollierte Tierhaltungsformen (KAT) angeschlossen, erkennbar am Logo auf der Packung, können Sie diese Nummer gezielt über das Internet unter www.was-steht-auf-dem-Ei.de aufschlüsseln.
Bei dem Ei mit der Nummer 0-DE-1300871 handelt es sich beispielsweise um ein Bio-Ei aus dem Betrieb 0087, Stall 1 in Mecklenburg-Vorpommern.
Aufklärung tut not
Ein wesentlicher Grund dafür, warum es unseren Nutztieren, also auch den Schweinen und Rindern, so schlecht geht, ist, dass keiner von uns so recht weiß, wie Zucht, Haltung und Schlachtung funktionieren. Kühe beispielsweise werden mit Hilfe automatischer Fütterung und Gen-Soja auf rekordverdächtige Milchmengen getrimmt, für die es gar keinen Bedarf gibt. Sie werden mit Melkrobotern gemolken, in der Folge leiden 40 Prozent der Kühe unter Eutererkrankungen. Heute ist eine Milchkuh gerade mal 1,7 Jahre lang leistungsfähig, früher waren es 4 bis 5 Jahre. Die Tiere landen also im besten Alter ausgelaugt und krank auf dem Schlachthof.
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Ökologische Erzeugung (»Bio-Eier«): Futter
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