Zukunftsmenue
des Wirtschaftskreislaufs vom Acker über die Läden bis auf den Teller stärker miteinander vernetzen. Das wäre die Lösung.
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Wer auf dem Feld oder im Garten arbeitet, macht praktische Erfahrungen mit den Urprodukten und erlebt, was wie und wann wächst.
Was kann ich als Privatmensch machen? Ganz konkret?
Geben Sie Ihre Ernährungskompetenz ab, geben Sie auch Bewusstsein ab. Selbst zu kochen ist also der erste Schritt. Der nächste ist, Rohwaren aus der Region saisonal und biologisch zu nutzen. Und zum Schluss können Sie schauen: Wie komme ich an die Urprodukte? Und dann können Sie noch einen Schritt weitergehen, indem Sie auf den Feldern mitarbeiten oder im Stall helfen. So schließt sich die Kette nicht nur über den Konsum, sondern auch mit den Händen, mit allen Sinnen. Sie sind dort präsent, wo die Lebensmittel gemacht werden, wo ihr Ursprung ist. Das ist natürlich etwas idealistisch, weil man keine 80 Millionen Städter auf das Land hinausschaffen kann. Aber Gartenarbeit beispielsweise oder kleine Farming-Projekte geben Ihnen schon eine Idee davon, wie es sein kann.
Bio ist nicht immer Bio
Natürlich hat die Nahrungsmittelindustrie längst entdeckt, dass viele Verbraucher sich nachhaltig produzierte Kost wünschen. »Bio« ist ein Riesenmarkt geworden. Kauft man aber Bioprodukte im Supermarkt, dann macht man sich ehrlich gesagt etwas vor. Hergestellt werden diese Marken in der Regel von denselben Unternehmen, die konventionelle Nahrungsmittel produzieren.
Der ursprüngliche Gedanke von Bio war ein ideeller. Da ging es um die Gesamtheit von Boden, Pflanze und Tier, um den Erhalt der Natur, um die Steuerung und Stärkung ökologischer Kreisläufe. Die meisten heutigen Produkte hingegen, die gerade mal einen Tick besser sind als konventionelle Nahrungsmittel, werden mit einem völlig verwässerten EU-Bio-Label ausgezeichnet. Ein Hof mit 3000 Bio-Hühnern ist nämlich nicht das, was mit »Bio« gemeint war.
Hühner organisieren sich naturgemäß bis zu einer Gruppengröße von etwa fünfzig Tieren selbst und ohne Stress. Sie erkennen Gesichter, ihre Gruppe und halten sich an die Hackordnung. In Gruppen, die größer sind, verlieren sie die Orientierung. Was, bitte, ist dann bei 3000 Bio-Hendln Bio? Außer dass sie vielleicht Bio-Soja zu futtern bekommen, für das in Brasilien hektarweise der Regenwald abgeholzt wird. Ganz davon abgesehen, dass ein Huhn kein reiner Getreidefresser ist, sondern sich auch gerne mal eine Portion Eiweiß in Form von Würmern oder Schnecken aus dem Boden scharrt.
Der kritische Konsument gibt mittlerweile viel Geld für Bio aus, die Umsätze steigen jährlich. Allein zwischen 2006 und 2010 stieg der Umsatz mit Biowaren im Frischesegment des Lebensmitteleinzelhandels um mehr als die Hälfte auf 306 Millionen Euro im Jahr. Den allergrößten Teil des Kuchens sichern sich in Österreich allerdings große Supermarktkonzerne wie Rewe (Billa & Co.), Spar und Hofer, in Deutschland sind es Lidl, Aldi und Penny. Die Handelsriesen mischen mit ihren Bio-Eigenmarken den gesamten Markt auf.
Was bedeuten die verschiedenen Ökosiegel?
In Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es über 100 Biomarken und Ökosiegel. Hier werden die wichtigsten vorgestellt.
Bis heute tragen etwa 30.000 Produkte das Bio-Siegel, das es seit 2001 gibt. Nur Erzeuger und Hersteller, welche die Bestimmungen der EU-Öko-Verordnung einhalten und sich den vorgeschriebenen Kontrollen unterziehen, dürfen ihre Lebensmittel mit dem Bio-Siegel kennzeichnen. Die wesentlichen Kriterien für das Bio-Siegel sind:
Die Zutaten stammen zu mindestens 95 Prozent aus ökologischem Landbau.
Weitgehendes Verbot chemisch synthetischer Pflanzenschutzmittel und synthetischer Düngemittel.
Der Gebrauch von Tierantibiotika ist stark eingeschränkt.
Kein Einsatz gentechnisch veränderter Organismen (GVO). – Dabei werden unbeabsichtigte Verunreinigungen einzelner Zutaten mit GVO bis zu einem Anteil von 0,9 Prozent toleriert.
Weitestgehende Kreislaufwirtschaft unter Verwendung betriebseigener Mittel wie zum Beispiel Dünge- und Futtermittel. Zugekaufte Betriebsmittel sollen ebenfalls aus ökologischem Landbau stammen.
In Ausnahmefällen können chemisch-synthetische Betriebsmittel zugelassen werden, wenn geeignete Alternativen fehlen.
Es gelten Mindeststandards für artgerechte Tierhaltung.
Falls in einem Betrieb sowohl konventionelle als auch Bio-Lebensmittel produziert werden, müssen beide
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