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Zukunftsmenue

Zukunftsmenue

Titel: Zukunftsmenue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Wiener
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Regierung ein Plastiktütenverbot an. Im pazifischen Staat Palau müssen Reisende, die eine Tüte bei sich haben, einen Dollar Strafe zahlen. Noch strenger geht es auf Sansibar zu: Wer hier Plastiktüten einführt oder verteilt, wird mit bis zu 1.560 Euro Geldstrafe belegt. Auch die Vereinigten Arabischen Emirate kündigten ein Verbot für Plastiktüten ab 2013 an.

    Nach meinen nachhaltigen Erlebnissen in Afrika hatte ich mich entschieden, genauer hinzuschauen.

Tischgespräch mit Prof. Franz-Theo Gottwald
    Bild 13
    Franz-Theo Gottwald ist Vorstand der Münchner Schweisfurth-Stiftung, Honorarprofessor für Umwelt-, Agrar- und Ernährungsethik an der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin und Dozent für Politische Ökologie an der Hochschule für Politik in München.

    Sarah Wiener: Vor dem Hintergrund des Klimawandels stellt sich die entscheidende Frage für die moderne Industriegesellschaft des 21. Jahrhunderts: Was bedeutet nachhaltiger Konsum?

    Franz-Theo Gottwald: Nachhaltiger Konsum mit Blick auf Klimawandel heißt eigentlich, dass die Verbraucher sich schlau machen und sich für CO 2 -verringerte Produkte engagieren. Auf manchen Produkten ist der »carbon footprint«, also der CO 2 -Fußabdruck, die CO 2 -Bilanz des Produkts, sogar angegeben. Habe ich diese Größe ermittelt, weiß ich: Mein Verbrauch an Lebensmitteln belastet mein CO 2 -Jahresbudget nicht mit zwei oder drei Tonnen, sondern nur mit einer. Das wäre der Weg, auf dem Verbraucher selbstverantwortlich und klimarelevant Einfluss nehmen können. Nur saisonal und regional einzukaufen reicht nicht.

    Welche Rolle spielt die Verbraucherpolitik zwischen Industrie, Verbraucher und Konsument?

    Die aktuelle Verbraucherpolitik ist eher eine Schutzpolitik, die immer aktiv wird, wenn mal wieder ein Skandal passiert. Das ist auch wichtig.
Ich darf nur an BSE erinnern oder an chemische Substanzen in Futtermitteln, die, selbst wenn sie nur in Spuren in den Verkehr kommen, ein Problem sind. Oder an die Richt- und Grenzwerte bei Pestiziden. Da ist die deutsche Politik zwar mit einem guten Regelwerk, aber nur mäßigem Vollzug ausgestattet. Wenn sich also der Verbraucherschutz in der Lebensmittelwirtschaft behaupten will, müssen seine Mittel und Maßnahmen gestärkt werden. Das heißt, es müssen mehr Veterinäre eingestellt werden, die in den Ställen stärker kontrollieren. Es muss in den Landratsämtern mehr Menschen geben, die die Gewässerqualität genauer untersuchen und all die anderen Kollateralschäden, die die industrielle Landwirtschaft mit sich bringt. Genau genommen darf sich Verbraucherschutz nicht nur auf das stürzen, was an Lebensmitteln in den Verkehr kommt, er muss schon bei der Produktion, also bei dem Entstehungsprozess von Lebensmitteln, ansetzen.

    Wer bezahlt für die Kollateralschäden, die uns und unseren Nachkommen entstehen?

    Es gibt genügend Berechnungen, die bestätigen, dass unser Handeln für die kommende Generation nicht billiger wird. Und dass es fatal wird, wenn der Boden weiter erodiert, die Meere weiter verschmutzt werden und die Fische, dank des Plastiks, das sie gefressen haben, nicht mehr genießbar sind. Da macht jeder Konsument, der sagt, er steige da aus, einen Unterschied.

    Jetzt sehe ich in manchen Discountern Preise für Bio-Produkte, die oft gar nicht oder nur geringfügig höher sind als die Preise für konventionelle Nahrung. Wie kann das sein?

    Da wird gut eingekauft seitens der Discounter. (lacht)

    Ist Bio immer gleich Bio?

    Nein, die Ware von Betrieben, die sich Verbänden angeschlossen haben, unterscheidet sich erheblich von der Nichtverbandsware, die über den EU-Minimalstandard läuft. Es gibt aber durchaus Verbandsware, wie Bioland-Kartoffeln, die auch über Discounter vertrieben werden. Bio ist inzwischen industrialisiert – so erschütternd das auch für mich ist. Bio folgt derselben Industrielogik und derselben Logik kapitalistischer Märkte wie alle anderen Produkte auch: Wachse oder weiche. Das führt dann zu Discountern in der Biowelt, was wiederum Bioprodukte herabstuft. Da wird wieder die Schnäppchenmentalität befriedigt, wobei der Käufer sich noch damit brüsten kann: Immerhin ist es ein gesundes Schnäppchen. Der Handel folgt schließlich dem, was der Verbraucher will.

    Was wäre denn ein gangbarer Weg, die Industrialisierung, Zentralisierung und Monopolisierung zu zerschlagen, um wieder Vielfalt zu ermöglichen?

    Man müsste die Schnittstellen

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